vor gut zwei Jahrzehnten kürte das britische Magazin The Economist – in Anspielung auf die desolate Lage des Osmanischen Reiches im 19. Jahrhundert – die Bundesrepublik zum „kranken Mann Europas“. Letzten August vergab es diesen Titel erneut an Deutschland. Olaf Scholz und Robert Habeck scheinen trotz alarmierender Zahlen zu glauben, sie könnten mit ihrer „grünen Transformation“ der Wirtschaft, dem immer weiteren Ausbau des Sozialstaats und der Aufblähung des Staatssektors Wohlstand schaffen. Stattdessen vernichten sie ihn. Wirtschaftsexperte Thomas Mayer kann nur ernüchtert feststellen: Und wieder grüßt der kranke Mann Europas. Kein Wunder, dass angesichts dieser Wirtschaftspolitik in immer mehr Bevölkerungsgruppen die Unzufriedenheit wächst. Kompromissfetischisten in Politik und Medien können es jedoch nicht verknusen, wenn reale Interessenkonflikte öffentlich ausgetragen werden und so die gesellschaftliche Friedhofsruhe stören. Zuletzt standen Lokführer und Bauern als Störenfriede auf der Abschussliste. Doch wer kommt danach? Der Publizist Matthias Heitmann fordert: Weniger Gemeinwohl, mehr Interessenpolitik! Eigentlich sollten die Gewerkschaften ja vor allem die Interessen ihrer Mitglieder durchsetzen. Christiane Benner ist die erste Frau an der Spitze der IG Metall, unterscheidet sich aber nicht nur durch ihr Geschlecht von ihren Vorgängern. Ihr Weg zur Gewerkschaftschefin war durchaus umstritten. Der Kampf gegen die AfD hat für sie höchste Priorität. Ferdinand Knauß porträtiert die Frau, die auf der „hellen Seite der Macht“ stehen will. Deutschland steht im Bann einer angeblichen „Wannseekonferenz 2.0“. Die Beweislage ist zwar dünn, aber Regierungspolitiker springen munter auf den Empörungszug auf. Cicero-Chefredakteur Alexander Marguier war in den vergangenen Tagen zu Gast in zwei Botschaften westlicher Länder (darunter ein EU-Mitglied) und sprach außerdem ausführlich mit einem weiteren hochrangigen Diplomaten eines unserer Nachbarstaaten. Die ausländischen Diplomaten blicken fassungslos auf den mit staatlicher Hilfe inszenierten Hype. Leiden wir etwa alle an Realitätsverlust? Letzteres ist zumindest der Titel des neuen Buches des Psychologen, Neurowissenschaftlers und Bestsellerautors Joachim Bauer. Im Cicero Podcast Gesellschaft mit Ralf Hanselle – denn freitags ist bei uns bekanntlich immer Podcast-Tag – erklärt Bauer, was die Digitalkultur mit unserer Psyche anstellt. Seine Diagnose: „Social Media macht uns krank.“ Zum Schluss noch ein Blick in die große weite Welt: Washington möchte einen bewaffneten Konflikt mit dem Mullah-Regime in Teheran vermeiden. Die Abwendung eines solchen Konflikts könnte aber einen Preis haben: nämlich die von den USA aufgebaute regionale Sicherheitsarchitektur. Nahost-Experte Kamran Bokhari über einen amerikanisch-iranischen Krieg. Ihr Ingo Way, Chef vom Dienst Cicero Online |