Liebe Leserin, Lieber Leser,
erinnern Sie sich, als Papst Leo XIV am Sonntag den „ungezügelten Kapitalismus“ rügte? Bundeskanzler Merz wagte danach, in Journalisten-Mikrophone zu sagen, er fühlte sich nicht angesprochen.
Warum auch? Wenn in Deutschland etwas ungezügelt ist, dann nicht Kapital, sondern der ausufernde Sozialstaat.
Wer Hilfe braucht, kämpft sich durch ein Labyrinth an Zuständigkeiten, wie Ex-Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) neulich illustrierte: „Eine alleinerziehende Frau mit einem pflegebedürftigen Vater hat Anspruch auf ungefähr zwölf Sozialleistungen, denen vier verschiedene Einkommensbegriffe zugrunde liegen, und sie muss sich mit acht Bewilligungsstellen befassen."
Gleichzeitig gelingt es Erwerbsfähigen, sich dauerhaft als Leistungsempfänger einzurichten, auch dank einer steuerfinanzierten Weiterbildungsindustrie, die Langzeitarbeitslosen „Fitness im Büro“-Kurse anbietet.
Und schließlich streitet sich der Sozialapparat auch noch gegenseitig ums Geld. Jüngstes Beispiel: Die Bundesagentur für Arbeit verklagte den Main-Kinzig-Kreis. Er sollte ihr das Arbeitslosengeld eines Mannes für die zwei Wochen zu erstatten, in denen er in Corona-Quarantäne musste – 593,66 Euro. Der Entschädigungsanspruch des Arbeitslosen aus dem Infektionsschutzgesetz sei auf sie, die Arbeitsagentur, übergegangen. |