DGS-News vom 20.06.25
Cartoon der Woche: Handelsbilanz
Karikatur: Richard Mährlein
Sanierung statt Gaskraftwerke
Über eine neue Studie berichtet Heinz Wraneschitz
Screenshot aus Pressekonferenz (verzerrt) [Screenshot: Wraneschitz]

Ohne konsequente Gebäude-Sanierung explodieren Heizkosten und Strombedarf: So fassen die PR-Leute von DENEFF, der Deutschem Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V., das Ergebnis einer im wahrsten Sinne heißen Kurzstudie zusammen. Das am 19. Juni 2025 veröffentlichte Gutachten hat das Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung iöw im DENEFF-Auftrag erstellt. Im Rahmen einer Pressekonferenz (PK) konnten Journalisten Nachfragen stellen – die DGS-News waren dabei.

Dass „Energieeffizienzmaßnahmen für das Gelingen der Wärmewende im Wohngebäudesegment eine zentrale Rolle spielen“ und dass diese „auf systemischer Ebene zu einer unerlässlichen Entlastung für das Energie- und insbesondere das Stromsystem führen, was sich darüber hinaus auch volkswirtschaftlich positiv auswirkt“, das sollte eigentlich jedem denkenden Menschen klar sein. DENEFF-Geschäftsführer Christian Noll ergänzt dazu in der PK: „Gebäudesanierung ist viel mehr als Klimaschutz im und am eigenen Gebäude, sondern für das Gesamtsystem bedeutsam.“

Aber obwohl die Gebäudeeffizienz sehr wichtig für das Gelingen der Wärmewende ist, müssten die sich durch Sanierung ergebenden „Vorteile auch auf betriebswirtschaftlicher Ebene niederschlagen“, steht in der Studie. Im landläufigen Sprachgebrauch wird das mit „lohnen“ umschrieben.

Größe und Flexibilität zählt: Ein Blick in die Batterieindustrie
Eine Messebesuch von Jörg Sutter
Produktionsmaschine für Rundzellen, die im grünen Bereich durch die Anlage laufen. [Bild: Sutter]

Es ist Mitte Juni und der Weg führt uns heute in die Hallen der Messe Stuttgart, in denen die „Battery Show“ veranstaltet wird, eine Messe für Batterieproduktion. Als PV´ler kennt man Batterien als fertige Speicher mit Batteriemanagement zur Zwischenspeicherung des tagsüber erzeugten Solarstroms, man macht sich aber kaum Gedanken über deren Produktion. Und das war die große Erkenntnis des Besuches: Die Batterieherstellung ist komplex und mit Zulieferern und Rohstoff-Verarbeitern eine riesige eigene Industrie, die nicht umsonst etliche Messehallen belegt.

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Das Klärwerk als Kraftwerk
Ein Bericht von Götz Warnke

Viele Klärwerke verfügen über große, freie Flächen – geeignet für eine Solarnutzung [Quelle: G. Warnke]

Wer Abwässer nicht ungeklärt und damit umweltschädlich in Flüsse und Meere einleiten will, wie es noch in manchen Gegenden des globalen Südens geschieht, kommt um moderne Klärwerke nicht umhin. Gerade im globalen Norden wächst die Bedeutung der zumeist kommunalen Kläranlagen, da die Wasserverunreinigungen u.a. durch Nitrate aus der Landwirtschaft sowie dem Mikroplastik aus industriellen und privaten Quellen (Waschen von Funktionskleidung) zunehmen. Das führt nicht nur zu vermehrtem technisch-finanziellem Aufwand wie dem Einbau weiterer Klärstufen, sondern es kostet auch zusätzlich Energie. Dabei zählen Kläranlagen traditionell zu den größten kommunalen Stromverbrauchern, wie schon eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) 2008 feststellte.

Seitdem hat sich natürlich hinsichtlich der Verbesserung der Energiebilanz bei der Klärung von Abwässern einiges getan – sowohl von Seiten der wissenschaftlichen Forschung als auch in der Praxis. Eine Zusammenfassung von wissenschaftlichen Forschungen präsentierte das UBA in seinem 80seitigen Papier 6/2020 „Auswertung des Förderschwerpunktes ‚Energieeffiziente Abwasseranlagen‘ im Umweltinnovationsprogramm“.

DGS-Mitglieder im Portrait – 50 Jahre DGS
Reimar Hellwig: Fast ein halbes Jahrhundert Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie

Reimar Hellwig „on tour“ [Bild: privat]

Am 17. Oktober 2025 jährt sich die Gründung der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) e.V. zum fünfzigsten Mal. Nur zweieinhalb Monate später kann Reimar Hellwig sein 50-jähriges Mitgliedsjubiläum feiern. Der 83-Jährige aus Herdwangen-Schönach im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg ist am 1. Januar 1976 in den Solarverein eingetreten und damit heute eines der ersten und ältesten Mitglieder der DGS. „Ich habe die Entwicklung der Sonnen- und Windenergie von Anfang an aufmerksam mitverfolgt und durch eigene Experimente aktiv begleitet“, erzählt Hellwig, der sich selbst als Tüftler und Bastler bezeichnet. Die Energiewende lebt er auch privat: Er betreibt eine Photovoltaik-Inselanlage und eine netzgekoppelte PV-Anlage, die einen großen Teil des Hausstroms abdecken und die beiden Elektroautos, einen Elektroroller sowie zwei E-Bikes mit CO2-freiem Strom versorgen.

Medienspiegel

Namibia produziert und verbraucht Wasserstoff selbst: Der Wasserstoff bleibt echt in Namibia und wird dort zur Stahlherstellung genutzt. Toll. Auch wenn viele bei dieser Meldung der Deutschen Welle im ersten Moment denken könnten, der Energiekolonialismus geht weiter: www.dw.com/de/element-der-hoffnung-namibia-und-der-wasserstoff-hyphen-hyiron-deutschland-klimawandel-v2/a-72119936

Elektroautos günstiger: Ein chinesischer Elektroauto-Hersteller hat eine massive Preissenkung in China vorgenommen, die den Mitbewerbern echte Probleme machen könnte. Ob die günstigen Preise auch bald in Europa ankommen?
www.business-punk.com/drive/chinas-automarkt-am-abgrund-warum-byd-einen-preiskrieg-entfesselt-der-nur-7-von-170-herstellern-ueberleben-laesst/

Die DGS bei Haustec.tv: Über unsere Feststellung, PV lohnt sich trotz des Solarspitzengesetzes, berichtet der Internet-Reporter des Gentner-Verlags: www.youtube.com/watch?v=0qyhN1ZOMGs

Hackschnitzel ermäßigt? Das deutsche Steuersystem ist ein Dickicht – trotzdem muß man sich manchmal damit beschäftigen. Zum Beispiel, wenn Holzhackschnitzel verkauft werden und sich die Frage nach der Höhe der Umsatzsteuer stellt. Über aktuelle Details dazu berichtet Haufe hier:
www.haufe.de/steuern/finanzverwaltung/bmf-lieferung-von-holzhackschnitzeln-als-brennholz_164_647208.html

Erneuerbaren-Ausbau senkt den (Börsen-)Strompreis massiv: Das ist zwar nichts wirklich Neues. Trotzdem hat Agora wieder einmal studiert und gleich zwei Studien auf den Markt geworfen, die das bestätigen: www.solarserver.de/2025/06/18/agora-ausbau-erneuerbarer-senkt-boersenstrom-bis-zu-23-prozent

Simone Peter hört als BEE-Präsidentin auf: Nach 7,5 Jahren ist Schluss für die Ex-Grünen-Politikerin beim Bundesverband Erneuerbare Energien. Bei der im Herbst anstehenden Neuwahl tritt Peter nicht mehr an. Wohin sie geht – und wer ihr nachfolgt – steht augenscheinlich noch nicht fest: www.solarserver.de/2025/06/13/simone-peter-hoert-als-bee-praesidentin-auf/

Methan-Lecks unterschätzt
Eine neue Studie zeigt, dass bei der Öl- und Gasförderung in Amerika weitaus mehr klimaschädliches Methan entweicht als bisher angenommen. Telepolis schlussfordert: Die Gasverbrennung, die derzeit von der Bundesregierung mit neuen Kraftwerken geplant wird, ist noch weniger nachhaltig.
www.telepolis.de/features/Methan-Lecks-in-Kanada-siebenfach-unterschaetzt-10440066.html

Photovoltaik und Solarthermie in einem: Sind PVT-Systeme Module oder Kollektoren? Egal. Fakt ist jedenfalls: Carmen hat eine aktuelle Marktübersicht erstellt. Für alle, die Wärme und Strom gleichzeitig erzeugen wollen: www.solarserver.de/2025/06/13/neue-marktuebersicht-fuer-pvt-kollektoren-von-carmen

Riesige PVT-Anlage auf Stadion
Und gleich ein konkretes Projekt mit dieser Technik: In Kombination mit Geothermie und Wärmepumpe erzeugen PVT-Kollektoren hier aus Sonnenlicht Strom und Wärme gleichzeitig: Wie das pv magazine berichtet, sind jetzt 1.130 PVT-Module auf ein Stadiondach in Wien montiert worden:
www.pv-magazine.de/2025/06/17/1130-pvt-module-auf-wiener-stadiondach-installiert/

Die Erde als Saison-Wärmespeicher: Schon oft versucht. Aber funktioniert das wirklich? Der Bundesverband Geothermie ist sich da ganz sicher. Und hat auch klar beschrieben, wie das geht: www.solarserver.de/2025/06/13/geothermische-speicher-fuer-die-saisonale-waermespeicherung/

22 Millionen: Nein, nicht Hitzetote, aber so viele von Hitze massiv Betroffene gibt es in Deutschland. Die wohnen vor allem im Süden der Republik, ist im Hitze-Check der DUH nachzulesen: www.solarserver.de/2025/06/18/agora-ausbau-erneuerbarer-senkt-boersenstrom-bis-zu-23-prozent

Das Redaktionsteam der DGS-News
Übrigens

… denken die Großen der internationalen (Strom-)Energiewirtschaft wesentlich weiter als unsere Politik. Nämlich ans zukünftige Geschäft. Beispiel Verbund. Der Österreicher Konzern hat sich bei einem spanischen Speicher-Startup eingekauft. Grund: „Die Beteiligung erfolgt in einem kritischen Moment für das europäische Stromnetz. Angesichts von Lastspitzen, Versorgungsschwankungen und einem stark steigenden Anteil erneuerbarer Energien nimmt der Bedarf an flexiblen, intelligenten Speicherlösungen weiter zu.“ Und bei uns? Wird über Wasserstoffheizungen philosophiert.

… verursacht verstecktes Geoengineering Schäden, an die niemand denkt – zum Beispiel im Meer. Beispiel Ozeandüngung oder Algenversenkung: das sind laut einer Geomar-Studie „besonders kritische Verfahren. Auch der künstliche Auftrieb, bei dem nährstoffreiches Tiefenwasser an die Oberfläche gepumpt wird, wo es das Wachstum von Mikroalgen fördert, würde den Sauerstoffverbrauch im Ozean deutlich erhöhen.“ Doch wen interessiert das, wenn es zum Beispiel um billige (Algen-)Lebensmittel der Zukunft geht?

… revolutionieren KI und intelligente Energieoptimierung den Heimenergiesektor – behauptet zumindest der kanadische Anbieter Stardustsolar. Kann deren Sternen-Solarstaub womöglich zaubern?

… steigert eine KI-gestützte Preisprognose die Erlöse um bis zu 37 Prozent und stabilisiert auch noch die Stromnetze. „Unternehmen, die ihren Strombedarf flexibel anpassen, können mit unserem Prognoseverfahren ihre Erlöse auf dem Regelenergiemarkt deutlich erhöhen“ – diese Behauptung stammt vom IPA, dem Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung. Ob das die Firmen interessiert, wo sie dann doch nicht mehr über die angeblich so hohen Strompreise jammern können?

… fordert Oxfam „mehr Ehrgeiz im internationalen Klimaschutz auch in geopolitisch schwierigen Zeiten“ von der weltweiten Politik. Hintergrund: gerade läuft in Bonn wieder einmal eine UN-Klimakonferenz. Noch nicht einmal bei Klimaleugner:innen verhassten „Mainstream-Medien“ berichten ausführlich darüber. Die teilnehmenden Delegationen sollten doch wenigstens „konstruktive Debatten zur Umsetzung der Beschlüsse des letzten UN-Klimagipfels COP29 in Baku“ führen, schreibt Oxfam. Also nichts tun, sondern nur labern? Aus Sicht der DGS-News-Redaktion viel zu wenig.

… kauft die Bundespost – äääh DHL – nun jede Menge Windstrom vom BaWü-Energiekonzern EnBW. Doch der kommt nicht aus dem Ländle selbst, sondern wird von Windmühlen in der Nordsee produziert. Und die Kosten für den Anschlussleitungsbau und die Übertragungsleitungen? Zahlen natürlich alle mit.

… wurden im vergangenen Jahr rund 65 Milliarden Euro für Importe von fossilen Energien nach Deutschland ausgegeben. Bezogen auf die Wirtschaftsleistung sind das zwar nur 1,6 Prozent, doch laut aktueller Studie der AG Energiebilanzen ist das mehr als vor dem Ukrainekrieg.

… ist die Anbaufläche für nachwachsende Rohstoffe in Deutschland im vergangenen Jahr mit knapp 2,3 Mio. Hektar auf dem Niveau der vergangenen Jahre.

... gibt es dann auch noch den Report "The Alarming Rise of False Climate Solutions" der gemeinnützigen Organisation IPPNW, also der „Internationalen Ärzt*innen zur Verhütung des Atomkrieges / Ärzt*innen in sozialer Verantwortung“. Der Bericht „entlarvt die Diskussion um Atomenergie in Afrika als gefährliche Scheinlösung im Kampf gegen die Klimakrise“, heißt es von IPPNW Deutschland.

Das Redaktionsteam der DGS-News

Impressum

Die DGS-News sind ein Informationsangebot der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. im Sinne der Volksbildung, das sich mit Sonnenenergie, Umstieg auf Erneuerbare Energien bis 2030 und rationeller Energieverwendung (Effizienz/Suffizienz) befasst, sowie die Themen Klima- und Umweltschutz behandelt, die die Dringlichkeit der Solarisierung der Gesellschaft nochmals unterstreichen. Hingegen geben die einzelnen Beiträge in den News nicht die Meinung der DGS wieder, es sei denn sie sind explizit gekennzeichnet - zumal die DGS als Solarverband naturgemäß keine Position zu fachfremden Themen bezieht -, sondern sie sind im Sinne einer redaktionellen Freiheit Ausdruck der Fragestellungen und Meinungen der jeweils zeichnenden Autoren, die sich den Zielen der DGS verpflichtet fühlen.

DGS News-Redaktion:
Matthias Hüttmann, Jörg Sutter, Götz Warnke, Heinz Wraneschitz

Kontakt:
DGS, Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.
EUREF-Campus 16,
10829 Berlin
Tel: 030 58 58 238 - 00
Mail: info@dgs.de
Web: www.dgs.de

Presserechtliche Verantwortung: Torsten Lütten (DGS Präsident)

Gestaltung: Aiko Baumann

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