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Ein Bericht von Götz Warnke
Wer sich jetzt beim Heizungswechsel aus dem Bauchgefühl heraus für seine „Lieblingsheizung“ entscheidet, tut das höchstwahrscheinlich zum letzten Mal. Denn eine Heizung wird im Allgemeinen für 20 Jahre oder mehr installiert. Und 2045 wird es die meisten heutigen Heizungsoptionen, die manche Zeitgenossen schon als Ausdruck ihrer Freiheit empfinden, gar nicht mehr geben. Viele Heizungssysteme sind nämlich nicht klimafreundlich genug oder auf Dauer nicht hinreichend wirtschaftlich. Immerhin gibt es nach dem ab diesem Jahr geltenden Gebäudeenergie-Gesetz (GEG) nur die Vorgabe, dass „neue Heizungen“ künftig mit 65 Prozent Erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. 2045 müssen es dann 100 Prozent Erneuerbare Energien sein. Der Weg dahin ist lang, schwierig, und die dabei entstehenden Kosten sind ungewiss – was tun?
Eine Orientierung bietet die Studie „Heizkosten und Treibhausgasemissionen in Bestandswohngebäuden. Aktualisierung auf Basis der GEG-Novelle 2024“, herausgegeben vom Kopernikus-Projekt Ariadne, und durchgeführt von Forschenden des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Die Studie zielt auf eine größere Transparenz in der Beurteilung unterschiedlicher Heizsysteme, und zwar sowohl hinsichtlich deren Wirtschaftlichkeit als auch deren Klimawirksamkeit. Dabei geht es um die ökonomischen und klimatologischen Auswirkungen der jeweiligen Heizsysteme – in Bestandsgebäuden – über die nächsten 20 Jahre.
Die Forschenden stellen ihren Berechnungen auf 14 Seiten einen umfangreichen Katalog von „Methoden und Annahmen des Heizkostenvergleichs“ voran, z.B. mit den von ihnen verwendeten Normen und Verzinsungsfaktoren; sie führen die voraussichtlichen Energieträgerpreise und den veranschlagten CO2-Preis auf, und begründen deren Entwicklungsverläufe für die nächsten 20 Jahre; sie bilanzieren PV-Eigenverbrauch und -Einspeisung hinsichtlich der elektrischen Heizsysteme, verweisen auf die Emissionsfaktoren verschiedener Energieträger und analysieren die Investitionskosten, die aktuellen Förderbedingungen, sowie weitere ökonomische Randbedingungen. Die Vielzahl der o.a. Analysen und Berechnungen verdeutlicht, dass es den Forschenden um Voraussagen auf Grund einer validen Datenbasis geht, und nicht etwa um das „Auswürfeln“ von Ergebnissen.
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Eine Kritik von Heinz Wraneschitz
Zugegeben: es ist schon lange her, dass ich das Gefühl hatte, in diesem unserem Lande wird tatsächlich realistische Energiepolitik gemacht. Ja, da war mal was: der damalige CDU-Bundeskanzler Helmut Kohl – oh, sorry, Doktor Helmut Kohl, so viel Zeit muss(te) sein - hat im Jahre 1990 das wegweisende Stromeinspeisungsgesetz SEG durchgesetzt. Seither sind „die Elektrizitätsversorgungsunternehmen verpflichtet, den in ihrem Versorgungsgebiet erzeugten Strom aus Erneuerbaren Energien abzunehmen und den eingespeisten Strom zu vergüten.“ Zuvor war es mehr dem Gutdünken des einzelnen lokalen Netzbetreibers überlassen, ob er Ökostrom abnimmt oder nicht.
Das Stromeinspeisungsgesetz war die Grundlage dafür, dass im Jahre 2000 die SPD-Grünen-Koalition unter dem (damals noch nicht Gas- und Putin-abhängigen) Kanzler Gerhard „nennt mich Gerd“ Schröder das weltweit beachtete Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG draufsetzen konnte. Dank dieser Energierevolution bekommt Strom aus Sonne, Wind, Biomasse, Geothermie oder Wasserkraft hierzulande gesicherte Einspeisevergütungen, die anfangs weit über den Marktpreisen für Normalstrom lag.
Minister gegen Erneuerbare Energiewende?
Vor allem die zuständigen Bundes-Energieminister (alle männlich) haben danach immer wieder bewiesen, dass sie eher gegen als für die Erneuerbaren eintreten. Sigmar Gabriel (SPD) beispielsweise hat als Energieminister dafür gesorgt, dass Ökostrom an der Börse vermarktet werden muss. Zu der Zeit lag der Preis für Wind- oder Solarstrom noch über jenem, für den Kohle- oder Atomstrom produziert wurde. Doch genau dieses Merit-Order-Prinzip, also die Kopplung an die teuerste Produktion, trug daran die Schuld, dass im Jahre 2022 durch die gerade wegen des putinschen Ukraine-Überfalls explodierenden Gaspreise für Wirtschaft wie für Normalkunden die Kosten für Strom aus Gaskraftwerken durch die Decke gingen.
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Aller guten Dinge sind drei: Im Moment ist das neueste Werk des renommierten Klimawissenschaftlers Michael E. Mann, das von der DGS herausgegeben wird, gerade im Druck. Es wird zum 26. März erhältlich sein. Für den Landesverband Franken der DGS ist es bereits das dritte Buch von Mann nach »Der Tollhauseffekt« und »Propagandaschlacht ums Klima«. Im Original ist es unter dem Titel » Our Fragile Moment« erschienen. Die deutsche Ausgabe »Moment der Entscheidung« wurde von Matthias Hüttmann und Tatiana Abarzúa, der ehemaligen und die aktuellen Chefredaktion der SONNENENERGIE, übersetzt. Unterstützt wurden sie dabei von Eva Augsten, die wie schon beim Vorgänger Propagandaschlacht ums Klima für das Lektorat verantwortlich war.
Zu dem Buch ist ab sofort auch eine Leseprobe verfügbar.
Geschichte des Klimas unseres Planeten
In einer spektakulären Wanderung durch die Erdgeschichte stellt der renommierte Klimaforscher Michael E. Mann unmissverständlich klar, wie fragil der Moment ist, in dem die Menschheit sich gerade befindet – und dass es sich lohnt, um die Zukunft zu kämpfen. Michael E. Mann beschreibt in dem Buch wie wir mit Lehren aus der Erdgeschichte die Klimakrise überleben können.
Rund 4,5 Milliarden Jahre hat die Erde bewiesen, dass sie bestens ohne Menschen zurechtkommt. Erst vor etwa 2 Millionen Jahren tauchten die ersten Urmenschen auf. Was hat unsere Existenz damals plötzlich möglich gemacht? Ironischerweise genau das, was uns jetzt bedroht: der Klimawandel.
In der Vergangenheit begünstigten Klimaschwankungen die Weiterentwicklung und Ausbreitung unserer Vorfahren. So schuf zum Beispiel die Austrocknung der Tropen während des Pleistozäns eine Nische für frühe Hominiden, die in den neu erstandenen Savannen Beute jagen konnten. Und die plötzliche Abkühlung im Nordatlantik vor 13.000 Jahren förderte die Entwicklung der Landwirtschaft. Aber: Der Temperaturbereich, innerhalb derer Menschen existieren können, ist überraschend klein. »Zu kalt« und »zu warm« ist schnell erreicht. Unser Überleben hängt daher davon ab, dass wir diese Schwellen nicht überschreiten.
... zu einem kleinen Blick ins Buch
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Weitergehende Infos zu dem Buch finden Sie hier und hier.
Eine Zusammenfassung von Jörg Sutter
Batteriespeicher erfreuen sich weiterhin hoher Beliebtheit: Inzwischen sind über 1,1 Mio. Batteriespeichersysteme in Deutschland im Einsatz, allein die Hälfte davon wurde 2023 installiert. Wie in den vergangenen Jahren hat sich die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) aus Berlin diesen Bereich wieder genau angeschaut und berichtet in der neu erschienenen „Speicherinspektion 2024“ darüber. Im vergangenen Jahr hatten wir über die damaligen Ergebnisse ebenfalls in den DGS-News berichtet.
Am Anfang der 55 Seiten steht eine frustrierende Aussage: Der ganze Bericht und die Untersuchungen dahinter wären unnötig, wenn die Speicherhersteller ihre Systeme transparent darstellen würden. Denn es ist wichtig, die genauen Systemeigenschaften zu kennen, um ein Speichersystem optimal planen und auslegen zu können. Und schon bei der Wirkungsgradangabe glänzen einige Anbieter mit fehlenden Zahlen oder mit blumigen Umschreibungen, die keinen Vergleich der Geräte zulassen. Und schlimmer: Es wird noch immer ein Speichersystem verkauft, dessen nutzbare Speicherkapazität im Test 19% (!) unter der offiziellen Datenblattangabe liegt.
Wenig Interesse der Hersteller
Und gleich der nächste Frust: Etwa 90 Hersteller sind auf dem deutschen Markt aktuell aktiv, nur 40 haben Interesse an einer Studienbeteiligung gezeigt, gerade mal zwölf haben Tests ihrer Systeme unabhängig durchführen lassen und eingereicht.
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Deutschland vorn? Als Aufsteller von PV-Anlagen in Europa in jedem Fall – 14 Gigawatt installierte Leistung sind es hier allein 2023 gewesen. Als Produzent von PV-Anlagen allerdings nicht – die überwiegende Zahl der hier verbauten Module stammt aus China. Darauf verweist das Handelsblatt: www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energie-deutschland-wird-zum-groessten-solarmarkt-europas/100012866.html
Wind weht Gas beiseite: Windenergie erzeugte 2023 schon 18 Prozent des EU-Stroms, und damit erstmals ein Prozent mehr als Gas. Insgesamt kamen die Erneuerbaren Energien europaweit auf Stromanteil von 44 Prozent – so steht es in einer Analyse der Denkfabrik Ember, über die die „Zeit“ berichtet: www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-02/energiewende-emissionen-europa-wind-sonne-gas-fossile
Kommt der Wankelmotor zurück? Zumindest in die Entwicklungsabteilung, ja. Bei Mazda als Idee für ein Hybrid-Fahrzeug. Und vielleicht auch viel später noch mit Wasserstoff. Also eher nicht: ecomento.de/2024/02/07/mazda-will-wankelmotor-technik-fuer-elektrifizierte-autos-forcieren/
Weg mit den Ladekabeln: Webasto, ein Profi im Automobilbereich, war in den vergangenen Jahren im Bereich von Wallboxen und Ladekabeln aktiv. Jetzt ist dieses Geschäft mehrheitlich verkauft worden, weil im vergangenen Jahr laut Handelsblatt nicht nur 92 Mio. Euro Umsatz, sondern dabei 82 Mio. operativer Verlust gemacht wurden. Eine Investmentgesellschaft aus der Nähe von Los Angeles soll es nun richten: www.electrive.net/2024/02/10/webasto-loest-sich-von-seinem-geschaeft-mit-ladeinfrastruktur/
„Sono Motors gerettet“ – wieder einmal: „Das gescheiterte E-Auto-Start-up Sono Motors bekommt scheinbar tatsächlich eine weitere Chance. Allerdings nicht als Autobauer, sondern als Zulieferer“, ist bei der Vogel-Fachzeitschrift zu erfahren. Konkret soll laut Insolvenzverwalter der Hedgefonds Ya Ii Pn Ltd. mit Sitz auf den Cayman Islands bei den Münchnern einsteigen wollen. Doch selbst bei Vogel ist „über den Investor nichts bekannt“. Dennoch jubelt Sono bereits von einem „Meilenstein auf dem Weg des Unternehmens“. Warten wir mal ab, wie nachhaltig der Meilenstein ist: www.kfz-betrieb.vogel.de/sono-motors-e-auto-startup-zulieferer-a-8e725e9fa2d483cfbaa7644fe77bc24a/
China setzt auf Geschwindigkeits-Geheimnisse: In China muss es schnell gehen; daher die vielen Neubautrassen, die Magnetschwebebahnen, die Hochgeschwindigkeitszüge. Jetzt hat eine chinesische Version des Hyperloop, ein Magnetschwebezug in einer Vakuumröhre, eine Geschwindigkeit von über 620 km/h erreicht. Wie viel km/h es genau waren, sollen wir nicht erfahren. China setzt nämlich auch auf Geheimhaltung: www.golem.de/news/in-einer-vakuumroehre-chinesischer-magnetschwebezug-schwebt-mit-mehr-als-620-km-h-2402-181922.html
„Kulturkampf in der Solarbranche“: So betitelt die Zeitung für Kommunale Wirtschaft ZfK das offensichtliche Zerwürfnis zwischen dem BSW Bundesverband Solarwirtschaft und einigen seiner Mitglieder. Da diese Meldung aber hinter einer Bezahlschranke liegt, haben wir hier die etwas weniger schreiende Nachricht des PV-Magazins zum gleichen Thema verlinkt: www.pv-magazine.de/2024/02/09/1komma5-verlaesst-den-bsw-solar-und-sieht-durch-dessen-politik-die-eigenen-plaene-fuer-eine-modulproduktion-gefaehrdet/
Das Redaktionsteam der DGS-News
… wird das Förderprogramm „Solarstrom für Elektroautos“ aus dem Bundesverkehrsministerium, das im vergangenen Jahr für viel Ärger gesorgt hat, in diesem Jahr nun doch nicht verlängert. Die eingeplanten 200 Mio. Euro für neue Anträge in diesem Jahr fallen dem Rotstift zum Opfer. Gewährte Förderzusagen aus dem Vorjahr sollen aber abgearbeitet und ausbezahlt werden, heißt es.
… hat die Stadt Hamburg als eine der ersten Großstädte eine Wärmenetzeignungskarte online gestellt, die als Vorarbeit für die gesetzlich bis Mitte 2026 vorgeschriebene kommunale Wärmeplanung dient.
… verweist Solar Heat Europe darauf, dass zur Erreichung der von der Europäischen Kommission formulierten EU-Ziele für 2040 erneuerbare Wärmequellen eine deutlich größere Rolle spielen müssten. Der Solarthermiesektor könne dieses Ziel zu 90 % befördern, wenn die Kommission einen stärkeren Focus auf den Wärmesektor und in der EU produzierte Solarthermie-Lösungen setzen würde.
… „können Grüne Anleihen besonders wertvoll sein bei Unternehmen, die einen geringen finanziellen Spielraum oder ein überdurchschnittliches Kreditrisiko haben“. Das haben Finanzmarktexperten vom Institut für Finanzwirtschaft der Universität Ulm in einer Studie herausgefunden. Sprich: Gerade der nachhaltige Mittelstand könnte sich mit dieser Finanzierungsform „den finanziellen Handlungsspielraum erweitern und damit zusätzliche Investitionen ermöglichen“. Also traut Euch, Mittelständler:innen!
… soll „ein Neues Mehrweg-Glossar Klarheit in den Begriffs-Dschungel der Circular Economy bringen": Das behaupten zumindest dessen Erfinder aus zwei Fraunhofer-Instituten. Auch wenn es oft heißt, „was nix kost`, ist nix wert“: Ein Blick ins Glossar kostet tatsächlich nichts, bringt aber viele Erkenntnisse.
… lassen sich mit „Pandapower“ einem Open-Source-Tool vom Fraunhofer-IEE Stromnetze modellieren, analysieren und optimieren. Auch wenn das Tool inzwischen schon einige Jahre auf dem Buckel hat: Gerade in Zeiten immer neuer Leitungsphantasien können auch Nicht-Energiewirtschaftler:innen mit Pandapower selber mal testen, welche Leitung sinnvoll ist – und welche nicht. Eine halbe Million Abrufe hat das IEE seit 2016 bereits gezählt.
… hat das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung – eine Idee geboren, wie statt des angekündigten Klimagelds trotzdem die Bundes-Einnahmen aus der CO2-Bepreisung der Bevölkerung zugutekommen könnten: Die sollten „über eine Senkung des Strompreises an Bevölkerung zurückgeben“ werden. Das ist einer brandaktuellen Studie zu entnehmen, die das RWI erstellt hat, wenn auch ausgerechnet im Auftrag des RWE-Konzerns.
Das Redaktionsteam der DGS-News
Impressum
Bewusstsein schaffen - zur Sonne lenken
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Redaktion: Matthias Hüttmann (CvD), Tatiana Abarzúa, Jörg Sutter, Götz Warnke, Heinz Wraneschitz
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