Letzte Woche sicherte man sich das mit Abstand größte Investment aller Zeiten in diesem Bereich – der südkoreanische Industrie-Gigant SK Group wird satte 1,5 Milliarden US-Dollar in Plug Power investieren. In der Folge soll ein Joint Venture entstehen, dass den asiatischen Markt für Wasserstoff- und Brennstoff-Zellentechnologie erschließen soll. Wenige Tage später folgte die Ankündigung eines europäischen Joint Ventures mit Renault. In dessen Rahmen soll den gemeinsamen Kunden dann eine Full-Service-Lösung für Transporter bis 3,5 Tonnen angeboten werden. Diese soll auch die Errichtung und den Betrieb der notwendigen Wasserstoff-Infrastruktur sowie die Belieferung mit Wasserstoff enthalten. Ganz offensichtlich hat man sich bei diesem Angebot vom Geschäftsmodell der Nikola Corporation inspirieren lassen. Dort plant man bekanntlich ebenfalls ein Komplett-Angebot im Segment der für 2023 angekündigten Brennstoffzellen-LKWs. Im Gegensatz zu Nikola wird das zukünftige Plug Power-Renault Joint Venture aber voraussichtlich nicht in die Verlegenheit kommen, eine flächendeckende Wasserstoff-Infrastruktur bereitstellen zu müssen, denn im Kleintransporter-Bereich ist es meist ausreichend, die Fahrzeuge auf dem Betriebsgelände zu tanken, das sie morgens verlassen und nach Feierabend wieder aufsuchen. Nikola Corporation Trotzdem konnte auch Nikola von der branchenweiten Rallye der letzten Tage erheblich profitieren. Vor Weihnachten hatte noch die Stornierung einer Order für insgesamt 2.500 Abfall-Sammelfahrzeuge des amerikanischen Marktführers Republic Services den Aktien-Kurs auf neue Tiefs sinken lassen. Seitdem hat sich die Aktie um rund 50 Prozent erholen können. Insbesondere für Nikola ist ein hoher Aktien-Kurs enorm wichtig, da im April die Haltefrist für eine erhebliche Anzahl zusätzlicher Aktien ausläuft und das Unternehmen zudem eine große Kapital-Erhöhung im weiteren Verlauf des Jahres geplant hat. Dafür muss Nikola jedoch zwingend einen zugkräftigen Partner für die kapitalintensive Errichtung der geplanten Wasserstoff-Infrastruktur an Land ziehen. Dieser sollte eigentlich bis zum Jahresende 2020 bekannt gegeben werden. Doch nachdem weit fortgeschrittene Verhandlungen mit dem britischen Energie-Konzern BP im Zuge des Skandals um Firmen-Gründer Trevor Milton abgebrochen werden mussten, scheint sich die Partnersuche schwierig zu gestalten. Immerhin konnte man zuletzt Fortschritte bei der Sicherstellung der für die geplanten Elektrolyse-Großtankstellen benötigten, kostengünstigen Stromversorgung vermelden. In Arizona sicherte sich Nikola einen Kilowattstunden-Preis von lediglich 2,7 US-Cent. Dieser Betrag liegt sogar noch unter den in Nikolas Modellrechnungen angesetzten 3,5 US-Cent pro Kilowattstunde, mit denen die Produktion von Wasserstoff zu einem Preis von unter 2,50 US-Dollar pro Kilogramm erreicht werden soll. Laut Nikola ist die Vereinbarung ein wichtiger Meilenstein für die Errichtung eines Wasserstoff-Korridors entlang der Interstate 10 zwischen dem Firmensitz Phoenix (Arizona) und der kalifornischen Metropolen-Region Los Angeles. Allerdings wird Nikola auch in Kalifornien Tankstellen errichten müssen, wo die Strompreise traditionell erheblich höher liegen. Möglicherweise wird Nikola daher den Wasserstoff aus den geplanten Produktions-Anlagen in Arizona anliefern müssen, was entsprechend für erhebliche, zusätzliche Kosten sorgen würde. Nach wie vor gibt es also viele ungeklärte Fragen bei Nikola. Vor dem Auslaufen der nächsten Haltefristen im April sollte das Unternehmen einen Infrastruktur-Partner gefunden haben, da sonst der Aktien-Kurs auf neue Tiefs sinken könnte. Eine denkbar schlechte Voraussetzung für die geplante Kapital-Erhöhung. Investoren sollten die Aktie aufgrund des doppelten Überhangs von drohenden Insider-Verkäufen und anstehender Kapital-Erhöhung meiden. Nikola Corp. (ISIN: US6541101050) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | Gpa 20e/21e/22e | Kurs | A2P4A9 / NKLA | 8,2 Mrd. USD | -0,95 / -1,31 / -1,31 USD | 20,20 USD | FuelCell Energy Dies gilt auch für die Aktie von FuelCell Energy, einem amerikanischen Spezialisten für Hochtemperatur-Brennstoffzellen-Kraftwerke. Nach einer Beinahe-Insolvenz in 2019 hat der Aktien-Kurs im Zuge des anhaltenden Hypes um spektakuläre 15.000 Prozent (!!!) zugelegt. Im Gegensatz zu Plug Power ist der jüngste Kurs-Anstieg aber nicht von spektakulären, unternehmensspezifischen Neuigkeiten getrieben, sondern offensichtlich einzig und allein der Herden-Mentalität der Markt-Teilnehmer zu verdanken. Tatsächlich gibt es bei FuelCell Energy nach wie vor eine ganze Reihe von Problemen. So befindet man sich seit einiger Zeit in juristischen Auseinandersetzungen mit dem früheren koreanischen Partner POSCO Energy, in deren Folge das Unternehmen den bestehenden Exklusiv-Lizenzvertrag für den asiatischen Markt einseitig gekündigt hat und diese Region zukünftig in Eigenregie entwickeln möchte – ein sowohl zeitraubendes als auch kapitalintensives Unterfangen. Darüber hinaus sieht sich das Unternehmen mit erheblichen Problemen auf dem angestammten Heimat-Markt an der amerikanischen Ostküste konfrontiert. Hier hatten die Bundesstaaten New York und Connecticut zuletzt eine Anzahl von bereits genehmigten Brennstoffzellen-Kraftwerksprojekten nachträglich storniert und teilweise durch als umweltfreundlicher eingestufte Solar-Installationen ersetzt. Hintergrund der Angelegenheit dürfte der Fakt sein, dass die Brennstoffzellen des Unternehmens keineswegs emissionsfrei mit grünem Wasserstoff, sondern vorrangig auf Erdgas-Basis betrieben werden. Erdgas-basierte Brennstoffzellen werden aber mittlerweile durch Erlasse verschiedener Bundesstaaten wie zum Beispiel den sog. New York State Climate Leadership and Community Protection Act („CLCPA“) ausdrücklich von einer Förderung ausgeschlossen. Zusätzlich treten immer wieder bei bereits vom Unternehmen fertiggestellten Anlagen Probleme auf, die meist nur durch den verlustreichen, vorzeitigen Austausch der Brennstoffzellen-Stacks zu beheben sind. Diese Problematik hat auch der frühere koreanische Partner POSCO Energy moniert und erhebliche Nachforderungen für die nachträgliche Beseitigung von Schäden an in Lizenz-errichteten Anlagen in Korea gestellt. Immerhin aber konnte FuelCell Energy in den letzten Monaten endlich genügend liquide Mittel einsammeln, um sich eines Großteils seiner Schulden zu entledigen und den erheblichen Kapitalbedarf in Höhe von rund 20-25 Millionen US-Dollar pro Quartal für geraume Zeit decken zu können. Allerdings ist derzeit nach wie vor keine Profitabilität absehbar, insbesondere nicht vor dem Hintergrund der oben geschilderten Probleme. Selbst den unter normalen Umständen stets positiv gestimmten Analysten geht der Hype mittlerweile zu weit, wie am Donnerstag durch ein Downgrade von „Neutral“ auf „Underperform“ der renommierten Investment-Bank JPMorgan Chase sichtbar wurde. Das Kursziel beträgt 10 US-Dollar, zumindest nach Meinung des verantwortlichen Analysten besteht entsprechend erhebliches Abwärtspotential. Dem können wir uns angesichts einer atemberaubenden Bewertung von mehr als dem 60-fachen des für dieses Jahr erwarteten Umsatzes (nicht Gewinn!) nur anschließen. Investoren sollten die Aktie angesichts der extremen Bewertung und der vielfältigen operativen Probleme auf dem aktuellen Niveau unbedingt meiden. FuelCell Energy (ISIN: US35952H6018) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | Gpa 20e/21e/22e | Kurs | A2PKHA / FCEL | 5,6 Mrd. USD | -0,39 / -0,17 / -0,16 USD | 15,50 USD | Mein Fazit: Die starken Anstiege bei Wasserstoff-Aktien aus der zweiten und dritten Reihe zeigen deutlich, dass die Anleger im Zuge irrationalen Überschwangs die Realitäten bei den einzelnen Unternehmen zunehmend aus dem Auge verlieren. Der fast schon absurde Anstieg des Wasserstoff-Wannabes Clean Power Capital (WKN: A2QG78), vor denen ich im „Breakout-Trader“ am Dienstag noch rechtzeitig vor dem Absturz gewarnt habe, ist ein besonders krasses Beispiel. Auch bei Nikola und FuelCell Energy sind die jüngsten Anstiege fundamental nicht zu rechtfertigen. Es ist höchste Vorsicht angebracht! Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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