Hallo John Do, ausgerechnet Danone! Als erster Hersteller hat der Lebensmittelkonzern 2020 den Nutri-Score auf allen Milchprodukten verwendet [1] - jetzt ist Danone mit einigen Marken wieder ausgestiegen. [2] Der Grund: Die Kriterien sind strenger geworden und zuckrige Milchprodukte wie Actimel schneiden nun schlechter ab. Transparenz ist also nur gewünscht, solange sie den Absatz fördert.
Das Beispiel zeigt, warum es dringend eine verpflichtende Nährwertkennzeichnung braucht. Rechtlich ist dies nur auf europäischer Ebene umsetzbar. 2008 gab es schon mal einen Vorstoß, EU-weit eine verpflichtende Ampel-Kennzeichnung einzuführen. Doch dieser scheiterte nach massivem Lobbydruck im EU-Parlament – die Lebensmittelindustrie hatte damals über eine Milliarde Euro investiert, um die Ampel zu verhindern. [3]
Über 10 Jahre später, Ende 2022, wollte die EU-Kommission einen neuen Anlauf starten und einen Vorschlag für ein einheitliches europäisches Modell vorlegen. [4] Der Nutri-Score, der in großen Teilen der EU schon freiwillig benutzt wird und nachweislich am besten funktioniert, wäre dabei eine naheliegende Wahl gewesen.
Doch bis heute passierte: nichts. Die Regulierung wurde immer weiter verschoben. Deshalb beantragte foodwatch die Veröffentlichung interner Dokumente bei der Kommission. Diese legten offen, wie insbesondere Italien massiv und unter Nutzung absurder Falschbehauptungen gegen den Nutri-Score lobbyierte. Die Vertreter Italiens behaupteten unter anderem, der Nutri-Score würde durch den Rückgang des Schokoladen-Konsums die Migration nach Europa verstärken. Dieses und weitere absurde Argumente haben die EU-Pläne wohl gestoppt. [5] Eine vollständige Herausgabe der Dokumente verweigert die Kommission bis heute – was ihr eine strenge Rüge der europäischen Bürgerbeauftragten eingebracht hat. [6] |
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