Die Bertelsmann-Regierung

Liebe Frau Do,

unsere Landeskorrespondentin Kirsten Bialdiga hat eine Geschichte ausgegraben, die uns doch etwas überrascht hat. Dass die NRW-Landesregierung einen engen Draht zur Bertelsmann-Stiftung entwickelt hat, ist bekannt. Aber die Zusammenarbeit ist dann doch ungewöhnlich. Nicht nur hat die Stiftung, die vor allem in Sozial- und Bildungsthemen engagiert ist, mehrere Aufträge der NRW-Regierung erhalten, darunter eine Aktion zur Lehrerfortbildung und das Prestigeobjekt von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, das Präventionsprojekt „Kein Kind zurücklassen“. Besorgniserregend ist vor allem, dass mehr als zwei Drittel der Bürgeranfragen an die Staatskanzlei von Mitarbeitern der Bertelsmann-Tochter Arvato abschließend beantwortet werden. Wer sich mit einem Anliegen an das Land wendet, kann im Call Center dann schon mal von einem Mitarbeiter aus Gütersloh betreut werden. Den Bericht finden Sie hier.

Manch ein rechter Spinner fordert eine 180-Grad-Kehrtwende bei der Erinnerungskultur, um die dunklen zwölf Jahre der Nazi-Zeit aus der öffentlichen Wahrnehmung zu bringen. Doch dieser Weg ist geschichtsvergessen und falsch. Das Holocaust-Mahnmal steht im Herzen der Hauptstadt genau richtig, da gehört das Gedenken an den historischen Zivilisationsbruch hin. Wer an die Nazizeit erinnert, muss deshalb ja nicht die guten Seiten der Geschichte vergessen. Das neue Einheitsdenkmal in Berlin soll an die friedliche Revolution und das Miteinander erinnern, ein neuer Ausdruck eines positiven Nationalgefühls, wie Lothar Schröder schreibt.

Wolfgang Schäuble, Jens Spahn und Herbert Reul mögen es gerne derb und knackig. Andere wie Angela Merkel und Volker Kauder bevorzugen die sanfte Rhetorik, die nicht wehtut. Über den Umgang mit dem neuen Star der Sozialdemokraten, Kanzlerkandidat Martin Schulz, wird in der CDU heftig gerungen. Wie wär’s mit der alten Weisheit: in der Sache hart, im Ton konziliant? Eva Quadbeck blickt auf eine neue Debatte.

Herzlichst,

Ihr