Liebe/r Leser/in, was waren das für wohlige Zeiten, als uns nicht kümmern musste, was sich im Heizungsverlies im Keller abspielte. Das Gas kam aus dem Rohr in der Wand, der Brenner schnurrte unschuldig vor sich hin. Und wenn mal nicht, rückte der Installateur unseres Vertrauens an. Danach ward die Tür wieder verschlossen. Alles kein Thema. Welch ein Kontrast zu heute. Rumpelnde Heizungen haben das Potenzial, Regierungen zu erschüttern und Wahlen zu entscheiden, seit die habecksche Wärmewende zum Aufregerthema Nummer eins wurde. Topmanager empfehlen sich neuerdings gegenseitig Heizungsmonteure, wie sie sich zuvor allenfalls über die Vorzüge ihres Personal Trainers oder den Porsche-Händler ihres Vertrauens ausgetauscht haben. Der Beruf des Energieberaters sei auf absehbare Zeit einträglicher als der des Vermögensberaters, unkten jüngst Spitzenbanker bei einem Dinner in Frankfurt. Ihre Solarzelle haben sie allesamt längst auf dem Dach, ob die Wärmepumpe mit drei oder vier Zylindern besser läuft, ist Gegenstand fundierter Debatten, und spätestens wenn die 87-jährige, von der Wärmepumpen-Pflicht befreite Großmutter ins Spiel kommt, wird es zynisch: Darf deren Lebenserwartung mit der durchschnittlichen Laufzeit der Heizung abgeglichen werden? Und was heißt das für das Erbe, also den Wert der Immobilie? Der Eingriff des Gesetzgebers in das Privateste der Bürger provoziert die makabersten Debatten, von den irren ökonomischen Folgen ganz zu schweigen. So ist die Naivität mancher vermeintlicher Talkshow-Experten nur schwer erträglich, wenn sie sich wundern, dass der staatlich angeordnete Zwang zur Wärmepumpe deren Preis in die Höhe treibt: Ui, diese bösen Hersteller, erhöhen die doch glatt die Preise, ausgerechnet jetzt, wo die Ware knapp ist, womöglich wollen die sogar Gewinne machen? Unerhört! Zum Glück ist immer jemand zur Stelle, der das Mittel dagegen weiß: Der Staat soll es richten. Wenn die Politik schon die Preise nicht direkt diktieren kann, was manch linksgewirkten Kreisen eh am liebsten wäre, muss sie zu anderem Werkzeug greifen. Mietpreisbremse. Gaspreisbremse. Wärmepumpenbremse. Die Fantasie kennt keine Grenzen, die Sehnsucht nach Planwirtschaft offenbar auch nicht. Und wenn sich eine Familie wie die Viessmanns die Freiheit nimmt, ihre Klimasparte in die USA zu verkaufen, führt das zu einem Schock im Regierungsviertel. Wirtschaftsminister Habeck kündigt sogleich an, den Deal zu prüfen, gerade so als hänge an der plumpen Wärmepumpe die nationale Sicherheit. Wahr daran ist nur: Die Frage von Abhängigkeiten stellt sich neu in diesen Tagen, das gilt für Energie und Rohstoffe, Hochtechnologie und Militär. Die Welt ist in Unordnung. Unsere neue Serie verschafft Ihnen einen Überblick, zum Auftakt lesen Sie eine Titelgeschichte über die neue Weltmacht Indien. |