Liebe Frau Do, häufig bestimmen Bilder auch noch Jahre später, wie wir ein historisches Ereignis in der Erinnerung einordnen. So wird Weltgeschichte zu einer Diashow im Kopf: Der erste Mann auf dem Mond, die Mauerspechte am Brandenburger Tor, die brennenden Zwillingstürme in New York. Aber dazwischen mischen sich Fotos, die sich nicht vergessen lassen, auch wenn sie nicht diesen Rang haben. So bleibt von der Flutkatastrophe das Bild vom lachenden Armin Laschet haften – und vom Ukraine-Krieg ein Instagram-Post von Gerhard Schröders fünfter Ehefrau: So-yeon Schröder-Kim betend, die Augen geschlossen, die Lippen rot geschminkt, hinter sich ein Fenster mit Blick auf den Kreml. Von der Moskau-Mission des Altkanzlers bleibt am Ende vielleicht sogar nur dieses eine skurrile Foto. Heute wichtig: Diplomatie: Denn ob Gerhard Schröder etwas erreichen konnte, ist unklar. Und auch die offiziellen Bemühungen gestalten sich schwierig. Der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz, nächste Woche seit 100 Tagen im Amt, kam beim EU-Gipfel in Versailles in den Beratungen über den Ukraine-Krieg gehörig unter Druck, wie Tim Braune berichtet. Kämpfe: In Russlands Krieg gegen die Ukraine gerät die Hauptstadt Kiew wieder stärker ins Visier. Auch aus dem Westen des Landes werden weitere Luftangriffe gemeldet. Mit Blick auf die Atomruine Tschernobyl sowie einen Forschungsreaktor in der Ostukraine gibt es vorerst etwas Entwarnung. Alle Entwicklungen im Newsblog. Corona und Kitas: Die Infektionszahlen steigen auch in den Kitas – bei Kindern und dem Personal. Dennoch ist nach Ostern Schluss mit anlasslosen Corona-Testungen. Die zuverlässigeren PCR-Pooltests gibt es schon ab Anfang April nicht mehr. Sina Zehrfeld berichtet. Meinung am Morgen: Militär: Die ukrainischen Streitkräfte erhalten keine MiG-Kampfjets aus Polen, auch Olaf Scholz hatte sich strikt dagegen ausgesprochen. Und nun? Wie es um die ukrainische Luftwaffe und vor allem die Luftabwehr steht, beschreibt Helmut Michelis in seiner Analyse. Klima: Russland verfügt über Öl, Gas, Kohle – und droht dem Westen damit, diese fossilen Rohstoffe nicht mehr zu liefern. Für Dorothee Krings geht es im Ukraine-Krieg „auch um Verfügungsgewalt über die Ressourcen der Erde“. Bisher haben man Klimakriege auf der Südhalbkugel erwartet. „Könnte sein, dass Europa sich getäuscht hat. Denn womöglich erleben wir bereits einen Klimakrieg.“ Glaube: In der Kolumne „Gott und die Welt“ schreibt der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide diesmal über Solidarität mit den Flüchtlingen aus der Ukraine. Er kritisiert darin die spaltende Haltung von Islamisten. So gesehen: Begonnen habe ich die „Stimme des Westens“ heute mit historischen Aufnahmen, enden möchte ich mit persönlichen, traurigen Bildern. Die Eindrücke aus der Ukraine sind aufwühlend und lösen Ängste aus. Besonders betroffen sind alte Menschen, die den Zweiten Weltkrieg erleben mussten. Claudia Hauser und Martin Bewerunge haben mit vier Senioren über ihre Gefühle in diesen Tagen gesprochen. „Ich kann sehr gut nachfühlen, wie es den Menschen in der Ukraine geht – auch, weil bei mir selbst schreckliche Erinnerungen hochkommen. Vor allem, wenn ich Detonationen höre und Feuer sehe. Die ganzen alten Bilder sind wieder da“, sagt die 87-Jährige Eleonore Hillebrand aus Neuss, die das Kriegsende 1945 in Rees erlebte. Ich kann nur hoffen, dass die Ukraine bald Frieden findet. Am Montag melde ich mich wieder. Machen Sie es gut! Herzlich, Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |