Liebe Frau Do, die größte Impf-Kampagne in der Geschichte unseres Landes läuft. Gestern morgen erhielt die 95-jährige Erika Löwer im Siegener Marienheim das Vakzin, mit dem NRW, Deutschland und Europa die Pandemie endlich in den Griff bekommen wollen. Unsere Reporter waren in zahlreichen Pflegeeinrichtungen unserer Region dabei und berichten von Freude und Erleichterung. Größere Irritationen scheint es nur in Remscheid gegeben zu haben. Dort waren weniger Dosen angekommen als erwartet. Und auch die konnten nicht sofort verimpft werden – viele Altenheimbewohner waren erkältet, hatten Fieber oder lehnten die Spritze aus anderen Gründen ab. Wieder einmal wird deutlich, dass der Kampf gegen das Virus ein Marathonlauf ist. Die kommenden Monate werden uns alle sehr fordern. Denn selbst wenn jetzt alles nach Plan läuft, wird die Massenimpfung erst Mitte des kommenden Jahres starten. Kerstin Münstermann steuert den Kommentar bei. Für die kommenden Wochen brauchen wir dringend Konzepte für den Wechselunterricht in Schulen, Hygienekonzepte für Geschäfte und Restaurants und Pläne für die überforderten Krankenhäuser, argumentiert die Leiterin unseres Berliner Büros. Welchen Effekt der Lockdown und die Feiertage auf die Ansteckungszahlen haben, wird man erst in einigen Tagen sagen können. Sicher ist allerdings, dass sich unser Land geschlossene Restaurants, Konzerthäuser und Shopping-Malls nicht mehr lange leisten kann. Die Abfederung der finanziellen Folgen der Krise ist daher ein zentrales Thema des Interviews, das Martin Kessler und Kerstin Münstermann mit SPD-Chef Norbert Walter-Borjans geführt haben. Der ehemalige Finanzminister von NRW warnt davor, nach der Krise auf Investitionen in Infrastruktur und Bildung zu verzichten und beim Sozialstaat zu sparen. Woher soll das Geld kommen? „Wir brauchen eine Vermögensteuer und einen stärkeren Beitrag der sehr hohen Einkommensgruppen“, fordert der gebürtige Krefelder. Die „obersten 3,5 Prozent der Steuerzahler“ sollen den Solidaritätszuschlag in voller Höhe weiterzahlen – als „Corona-Soli“. Mit Blick auf die Bundestagswahl im September erteilt er einer Weiterführung der großen Koalition eine klare Absage. „Es ist Zeit, dass CDU und CSU die Oppositionsbank drücken“, meint Walter-Borjans. Falls Sie, was ja auch mal vernünftig ist, in den vergangenen Tagen ausnahmsweise weniger Nachrichten geschaut oder gelesen haben, bringen wir Sie gerne auf Stand. Die EU und Großbritannien haben sich auf ein Handelsabkommen für die Zeit nach dem Brexit geeinigt. Was davon zu halten ist, erklärt Martin Kessler hier. Die mutigen Proteste der Menschen in Belarus gehen weiter. Warum die Luft für Diktator Lukaschenko langsam dünner wird, arbeitet Ulrich Krökel in seiner Analyse heraus. Und Wolfram Goertz berichtet von einem sensationellen Fund in Pompeji. Hier wurde bei Ausgrabungen ein antikes Imbiss-Lokal entdeckt – inklusive Speisekarte. Starten wir also gemeinsam in diese (kurze) Arbeitswoche. Halten wir fest: Gestern war ein toller Tag, Deutschland impft. Bleiben wir optimistisch und gelassen, dann gelingt uns auch dieser Montag! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |