Liebe Leserin, Lieber Leser,
wer ist der mächtigste Mann der Republik? Friedrich Merz, werden manche von Ihnen sagen. Die Spaßvögel vielleicht: Donald Trump. Oder Bernd, das Brot? Es soll sogar Leute geben, die Lars Klingbeil als den „neuen, starken Mann der SPD“ sehen. Klingbeil findet das auf jeden Fall. Und das verrät dann fast mehr über den Zustand der Sozialdemokratie, als ihm lieb sein kann.
Sie müssen dem 47-Jährigen dieser Tage zuschauen, wie lässig er von einem Partei-Podium zur nächsten Sondierungsrunde mit der Union schlendert. Für die zumindest ist Klingbeil als Verhandlungsführer einer schwarz-roten Koalition tatsächlich wichtig. Nachdem CDU und CSU sich selbst verbrandmauert hatten, blieb nach der Bundestagswahl als Regierungspartner eben nur noch Klingbeil und dessen zerrupfte Rest-SPD übrig. Das schafft ein gewisses Erpressungspotenzial.
Noch in der Wahlnacht, die der Sozialdemokratie das schlechteste Ergebnis ihrer Nachkriegsgeschichte bescherte, erklärte „der Lars“ (wie sie ihn intern nennen) nicht etwa seinen Rücktritt, sondern die Bereitschaft, neben dem Amt als Parteichef noch den Posten des Fraktionsvorsitzenden zu übernehmen. Schon cool für jemanden, der das Wahlkampfmanagement derart vergurkt hat.
Einen „Architekten des Misserfolgs“ nannte ihn sein eigener Juso-Chef Philipp Türmer. Die „taz“ unterstellt ihm „kalte Chuzpe“. Aber für Aufarbeitung oder Selbstkritik ist nun keine Zeit mehr, weil er ja Verantwortung zeigen will für die Zukunft des Landes.
Er kann das alles sagen, ohne lachen zu müssen, denn es geht ja vor allem um eine Zukunft: seine. Und nebenher kann er jeden Tag eine andere rote Linie markieren zur Union. Kurz: Mister 16,4 Prozent kann die Republik künftig in Geiselhaft nehmen, wenn ihm der Kanzler dumm kommt. Klingbeil ist kein Wolf im Schafspelz. Eher ein Fuchs im Teddybärkostüm. Immer so ein bisschen verwuschelt, weich und knuffig, aber mit Killerinstinkt für den richtigen Moment. Schauen Sie sich den Blick unten an!
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