Liebe Leserin, Lieber Leser,
es sah nach einer echten Materialschlacht politischer Fachkompetenz aus: 16 Arbeitsgruppen mit je 16 Experten von CDU, CSU und SPD tagten rund zwei Wochen lang, um eine Art schwarz-rotes Regierungsprogramm zu schmieden. Zum Wochenende lagen die Resultate auf dem Tisch. Und was soll ich sagen: Vielleicht wären Neuwahlen doch eine Option?
Was zum Beispiel haben die Mitglieder der „Arbeitsgruppe für Familien, Frauen, Jugend, Senioren und Demokratie“ geraucht, als sie kostenloses Mittagessen für Kinder in Ganztagsbetreuung in ihr Papier schrieben? Klar, das wäre nett, wird aber laut den Fachleuten mit elf Milliarden Euro veranschlagt. Man hat’s ja jetzt, oder was?
Eine andere AG hat sich für bis zu 60 weitere Milliarden Euro an Staatshilfen zur energieeffizienten Gebäudesanierung starkgemacht. Das Einzige, wo Union und SPD bislang vereint groß denken, scheint das Verschleudern von Steuergeldern zu sein.
Und offenbar brauchen sie dafür nicht mal mehr Grüne oder Linke. Da hätte ich auch noch ein paar Ideen gehabt, etwa ein Grundeinkommen für alle in Höhe von 5000 Euro netto monatlich – auch für Haustiere, außer vielleicht Aquariums-Fische und Paarhufer. Man soll es ja nicht übertreiben.
So kleinteilig wurde es übrigens überall: Eine „WG-Garantie“ (400 Euro pro Student und Zimmer) wurde ebenso diskutiert wie die Frage, ob Wölfe ins deutsche Jagdrecht aufgenommen oder weshalb hochdefizitäre Lokalflughäfen wie Kassel-Calden weiter subventioniert werden sollten. Dafür könnten die Planer von Magnetschwebebahnen künftig auf Geld aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz hoffen. |