„Hamburgs Polizei will Pimmel-Plakat nicht mehr übermalen“ habe ich gestern über einen Artikel geschrieben – es war die absurdeste Überschrift, die ich in 16 Berufsjahren verfasst habe. In der Roten Flora knallten derweil die Sektkorken: „Endstand 3:2“ bejubelten sie am Schulterblatt ihren Sieg über die Pinsel-Polizei, die sich und den Innensenator zur bundesweiten Lachnummer gemacht hat. Das Wandbild am autonomen Zentrum geht damit als Pimmel-Blamage in die Stadtgeschichte ein. Die Realsatire ist zwar beendet, die Angelegenheit aber nicht. Denn die Begründung für die Malereinsätze durch Polizei und Senat – man sei rechtlich zur unmittelbaren Anwendung des Pinsel gezwungen gewesen – sind arg zweifelhaft, wie mein Kollege Frederik Mittendorff hier analysiert. Demnach sieht es so aus, als hätte die Polizei den Konflikt bewusst eskaliert. Wenig souverän wirkt auch, wie sich die Polizeiführung jetzt hinter der Staatsanwaltschaft versteckt. Und von einem Innensenator erwartet man – gerade in einer persönlichen Angelegenheit – eine klare Ansage. +++ Einer der Sätze, die in keiner einzigen Diskussion über den Klimawandel fehlen, ist: „Das Problem ist doch nur weltweit zu lösen!“ Und das ist erst mal zwar sehr richtig. Heißt aber oft in Wirklichkeit bloß: „Och, nö. Bitte hier nix ändern, das ist mir viel zu anstrengend.“ Kennt man von sich: Ich müsste mal weniger Fleisch essen. Ich müsste mal öfter das Auto stehen lassen und Bahn fahren. Ich müsste mal regional verreisen und weniger fliegen. So was. Für die grünen Themen unserer heutigen, extra-dicken Schwerpunktausgabe haben wir mit Hamburgern gesprochen, die nicht warten auf die bessere Gelegenheit, die höhere Förderung, das schärfere Verbot. Sie machen einfach. Da ist der Kita-Caterer, der ohne Aufpreis, aber durch strikte Planung selbst gemachtes Bio-Essen anbieten kann. Die Tüftler, die dem alten VW Bulli ein Elektro-Herz einbauen. Der Obstbauer, der mit viel zeitlichem und finanziellem Aufwand auf „bio“ umgestellt hat. Und die Pädagogin, die Stadtkindern die ihnen entfremdete Natur wieder näherbringt. Tolle Typen sind das, wie wir finden. Einen wunderbaren Mittwoch wünscht Ihnen Mathis Neuburger chefredaktion@mopo.de PS: Falls er Ihnen gefällt, unser kleiner Newswecker, leiten Sie ihn gern an Freunde, Kollegen oder Ihre Familie weiter, das würde uns freuen. Wenn Sie diese Mail weitergeleitet bekommen haben: Hier können Sie kostenlos abonnieren. |