Liebe Frau Do, ich wollte Entspannung und gute Laune aus dem Urlaub eigentlich hinüberretten in den Alltag, doch was sich seit Tagen in Brasilien abspielt, kann auch in Deutschland niemanden kalt lassen. Große Teile des Amazonas-Regenwaldes brennen, des wichtigsten Waldgebiets dieses Planeten. Der Wald funktioniert als gigantischer Ozon-Filter. Die Bäume entziehen ihrer Umgebung Wasser und CO2, die entstehenden Dunstwolken schützen die Erde vor der Sonne, der durch den Prozess freigesetzte Sauerstoff ist die berühmte Luft, die wir atmen. Aufgrund der Dimension des Gebietes ist der Regenwald ein besonders bedeutsamer CO2-Speicher für unser Ökosystem und deswegen eben keine innere Angelegenheit Brasiliens. Nun zerstört ein verheerendes Feuer dieses Naturwunder, knapp 80.000 Brände wüten. Wer ist schuld? Viele. Die mutmaßlichen Brandstifter, die den Wald anzünden, weil sie die Fläche brauchen, um Viehzucht, Bergbau oder Landwirtschaft vorantreiben zu können. Die Fleisch-Konsumenten in den westlichen Industriestaaten, die mit ihrer Gier nach Steaks den Import von Soja (als Futtermittel für die Rinder) aus Brasilien befeuern und die illegale Abholzung der Wälder forcieren. Der Regenwald ist reich an Ressourcen, und die Aussicht auf Wohlstand wiegt bei vielen ärmeren Bewohnern Brasiliens oder Boliviens schwerer als die Sorge um das Ökosystem der Erde. Millionen Menschen in den USA, Europa oder Asien haben in den Hochphasen der Industrialisierung nicht anders gedacht. Und nicht zuletzt ist da Brasiliens Präsident Bolsonaro, der die Erschließung des Waldes für wirtschaftliche Zwecke ausdrücklich genehmigt, auch auf Kosten der Schutzgebiete des indigenen Volkes. Es ist ein Jahrhundertdrama. Es braucht Experten zufolge wohl 100 Jahre, damit sich die bisher zerstörte Waldfläche regenerieren kann. Wenn der Amazonas die grüne Lunge ist, hat gerade der Planet eine schwere Lungenentzündung. So etwas kann tödlich sein. RP Online hat die aktuellen Entwicklungen. Gestern war ich mit einer Runde von Chefredakteuren anderer Regionalmedien in Dresden zu Gast. Wir diskutieren zwei Tage mit den Spitzenkandidaten der Parteien im sächsischen Landtag. Der stolze Freistaat, in der Wendezeit Anführer der friedlichen Revolution, wirtschaftlich immer wieder Benchmark im Osten, steht vor einem Rechtsruck. Die AfD liegt nur noch knapp hinter der CDU, die einst 1990 unter Kurt Biedenkopf mit 54 Prozent die absolute Mehrheit holte und dem Freistaat eine Identität gab, die mit Verlustängsten und Fremdenhass nichts zu tun hatte. Nun rätseln alle Beteiligten, wer das Land regieren könnte, wenn die SPD im einstelligen Bereich versinkt und die CDU die 30-Prozent-Marke kaum erreicht. Manch ein Politiker räumte gestern ein, dass die AfD nicht beim Prekariat, sondern den kleinen Mittelständlern, Gewerbetreibenden und Händlern im ländlichen Raum enorme Unterstützung erfährt. Heute erfahren wir, was CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer dagegen tun will. Ich berichte an dieser Stelle. Andreas Brendel kennt viele Arten, wie ein Mensch töten kann. Der Dortmunder Staatsanwalt ist einer der Letzten, der Alte und Kranke vor Gericht stellt, weil sie in Hitlers Reich gemordet haben. Er sagt: Wir sind es jedem Opfer schuldig. Herzlich Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |