In den 1990er Jahren entsteht für die Filme einer neuen Generation von dffb-Absolvent*innen eine neue Sammelbeschreibung: die Berliner Schule. Geschichten aus dem Alltag, das Verweilen an Nicht-Orten und ein Zurücknehmen der filmischen Mittel sind Kennzeichen der frühen Filme von Christian Petzold, Angela Schanelec und Thomas Arslan, die zu Stammgästen der internationalen A-Festivals avanciert sind. Unsere Spielwoche eröffen wir jedoch am Dienstag um 20 Uhr mit einem Klassiker des deutschen Queer Cinema aus dem Jahr 1985: Westler von Wieland Speck. Speck inszeniert eine Grenzen und Mauern überschreitende deutsch-deutsche Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten Felix und Thomas. Heimlich lieben sich die beiden Figuren, heimlich filmt Speck die Szenen in Ost-Berlin und mischt so fiktionalisiertes und dokumentarisches Material. Auf Geschwister (1997) und Dealer (1999) lässt Thomas Arslan 2001 Der schöne Tag folgen, sein dritter Film über das Leben junger Deutschtürken in der Hauptstadt. Anders als in seinen vorherigen Filmen ist Berlin nun eine viel freundlichere, wärmere Stadt, durch die Arslan seine Protagonistin Deniz streifen lässt. Wir zeigen den Film am Gründonnerstag um 20 Uhr sowie am Ostersonntag um 19.30 Uhr. Karsamstag um 21 Uhr erstrahlt Gespenster (D/FR 2005) auf unserer Leinwand. Der vielleicht zentrale Film von Christian Petzolds Gespenster-Trilogie (bestehend aus Die innere Sicherheit (D 2001) und Yella (D 2007)) erzählt episodisch 24 Stunden aus dem Leben des Berliner Waisenmädchens Nina. Interviews mit dem Regisseur, der Schnittmeisterin Bettina Böhler und dem Kameramann Hans Fromm finden Sie in diesem Presseheft. Am Samstag um 19 Uhr wiederholen wir zunächst Nie wieder schlafen – Nie mehr zurück (D 1992, Pia Frankenberg), eine Annäherung an das Zusammenwachsen beider Berliner Stadtteile. Im Anschluss um 21 Uhr bestimmen Einsamkeit, Sehnsucht und Unsicherheit das Drama Plätze in Städten (D 1998, Angela Schanelec). Die junge Abiturientin Mimmi driftet wie die Protagonistinnen aus Frankenbergs Film durch die Stadt, doch was bei Frankenberg ein neugieriges Erkunden ist, gleicht bei Schanelec orientierungslosem Gleichmut. Einen zeitgenössischen Überblick sowie eine Einordnung des Begriffs Berliner Schule bietet diese Analyse von Lukas Foerster. Mehr |