Nah an den Menschen, ihren Lebensrealitäten, ihren Belangen: So lässt sich Gisela Tuchtenhagens Kino und Fernsehen beschreiben. Beeinflusst vom US-amerikanischen Direct Cinema gewährt die Kamerafrau Blicke auf Wirklichkeiten, die andernorts wenig beachtet werden. Von Mittwoch bis Samstag ist Gisela Tuchtenhagen unser Gast und wird über ihre Arbeitsweise und Filme sprechen. Die Werkschau startet am Mittwoch um 20 Uhr mit Tuchtenhagens Debüt als Filmemacherin. In Was ich von Maria weiß (BRD 1972), ihrem Abschlussfilm an der dffb, begegnen wir der titelgebenden Maria, einer Tochter spanischer Immigranten, die von ihrem Alltag mit all seinen Schwierigkeiten berichtet. 5 Bemerkungen zum Dokumentarfilm (BRD1974), den wir anschließend zeigen, leistet eine Bestandsaufnahme der ökonomischen, technischen und historischen Arbeitsbedingungen für Dokumentaristen in Westdeutschland. Im Rahmen der Dokumentarfilmwoche Hamburg diskutierten die Filmemacherin und die Protagonisten Klaus Wildenhahn und Peter Nestler, wie sie heute auf den Film blicken. Sehen Sie hier (ab Minute 10) das kurze Gespräch. Am Donnerstag um 20 Uhr tanzt die Choreographin Trudi Schoop mit den Patientinnen der Psychiatrie Münsterlingen. Claudia Willkes Komm tanz mit mir (D 1991) begreift Tanz, einfühlsam und genau von Tuchtenhagens Kamera gefilmt, als Mittel zu einer Annäherung, die unsere Wahrnehmung öffnet. Am Freitag um 20 Uhr richtet sich der Blick auf Gisela Tuchtenhagen selbst: 2006 drehte Quinka Stoehr den Porträtfilm Zuneigung – Die Filmemacherin Gisela Tuchtenhagen. Quinka Stoehr und Gisela Tuchtenhagen werden anwesend sein, um über die gemeinsame Arbeit und die besondere Bedeutung des Wortes Zuneigung zu sprechen. Eine einmalige Gelegenheit bietet sich am Samstag ab 16.30 Uhr: Wir zeigen alle fünf Teile des Heimkinder-Zyklus (BRD 1986). Mitte der 1980er Jahre begleitet Gisela Tuchtenhagen ein Pilotprojekt des Johannes-Petersen-Heims in Hamburg-Volksdorf, das kriminelle und gewalterfahrene Jugendliche auf eine gemeinsame Reise schickt und für ihren Schulabschluss vorbereitet. Den Abschluss dieser Spielwoche bildet am Sonntag um 19 Uhr Sing, Iris – sing. Frauen lernen Männerberufe (BRD 1978, Monika Held, Gisela Tuchtenhagen). Die beiden Filmemacherinnen scheinen sich nahezu unsichtbar durch die Werkbänke und Klassenzimmer zu bewegen, während sie fünf Wochen lang Arbeiterinnen beim ersten westdeutschen Umschulungsprogramm für arbeitslose Frauen begleiten. Mehr |