Bei Filmen aus der DDR schaute der Interministerielle Ausschuss für Ost/West-Filmfragen in Bonn besonders genau hin. Das galt gerade auch für populärwissenschaftliche Filme der DEFA, die mitunter als sozialistische Propaganda gedeutet wurden. Unter dem Titel Werbung für den Sozialismus? sind zu sehen: Jagd um Sekunden (DDR 1953, R: Walter Marten, Hans-Joachim Funk), Spuren, Wissenschaft und Paragraphen (DDR 1958, R: Joachim Hadaschik) und Die Wartburg (DDR 1953, R: Günther Mühlpforte). Am Freitag um 17 Uhr. Einführung: Andreas Kötzing. Wenn Filme aus dem Ostblock Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Bundesrepublik und der westlichen Welt übten, wurden sie vom Interministeriellen Ausschuss für Ost/West-Filmfragen besonders genau geprüft und öfter auch verboten. Die Grenzen zwischen sozialistischer Propaganda, satirischer Überzeichnung und berechtigter Kritik waren dabei meist fließend, wie die Kurzfilme des Programms Kritik, Satire oder Propaganda vor Augen führen. Zu sehen sind: Ein Tagebuch für Anne Frank (DDR 1958, R: Joachim Hellwig), Das Stacheltier: Fridericus Rex – Elfter Teil (DDR 1957, R: Frank Beyer), Życie jest piękne / Life is Beautiful (Polen 1958, R: Tadeusz Makarczyński, OmeU) und Szentkút / The Holy Well (Ungarn 1961, R: József Kis, OmeU). Am Freitag um 20 Uhr. Einführung: Andreas Kötzing. Kaum ein Thema beschäftigte den Interministeriellen Ausschuss für Ost/West-Filmfragen häufiger als die Darstellung der NS-Vergangenheit. Osteuropäische Filme, die die Verbrechen der Deutschen im Zweiten Weltkrieg thematisierten, stießen auf besondere Kritik, da der Ausschuss ihnen eine einseitige Darstellung unterstellte. Es hieß, sie würden zu neuem Völkerhass aufwiegeln. Unter dem Titel Umstrittene Vergangenheit sehen Sie: Variációk egy témára / Thema mit Variationen (Ungarn 1962, R: István Szabó, OmeU) und Das höhere Prinzip / Vyšší princip (CSSR 1960, R: Jiří Krejčík, DF). Am Samstag um 19 Uhr. Einführung: Andreas Kötzing. Auch Kinderfilme der DEFA sowie osteuropäische Märchen- oder Puppentrickfilme, die sich an ein junges Publikum richteten, stießen im Interministeriellen Ausschuss für Ost/West-Filmfragen auf Argwohn. Man sah darin eine große Gefahr, weil Kinder leichter von kommunistischer Propaganda beeinflusst werden könnten. Im Fall von Geheimnis der 17, dem ersten Spielfilm von Rolf Losansky, meinte man zum Beispiel eine „Idealisierung der in der Bundesrepublik verbotenen Kommunistischen Partei“ zu erkennen. Unter dem Titel Gefährdete Kinder zeigen wir: Nepovedený panáček / Das misslungene Püppchen (CSSR 1951, R: Hermína Týrlová) und Geheimnis der 17 (DDR 1963, R: Rolf Losansky). Am Sonntag um 16 Uhr. Einführung: Andreas Kötzing. Zensur im Rechtsstaat? In der westdeutschen Öffentlichkeit stießen die vom Interministeriellen Ausschuss für Ost/West-Filmfragen verhängten Verbote in den 1960er Jahren immer häufiger auf Kritik. Zur juristischen Auseinandersetzung kam es 1965/66, als Helmut Soeder, ein Filmimporteur aus Freiburg, sich weigerte, dem Ausschuss eine Kopie von Der lachende Mann (DDR 1966) vorzulegen. Wie zuvor schon in Kommando 52 (DDR 1965), porträtiert der Film von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann auf entlarvende Weise westdeutsche Söldner, die im Bürgerkrieg im Kongo kämpfen. Am Sonntag um 19 Uhr. Einführung: Andreas Kötzing. Außenpolitische Erwägungen spielten bei der Entscheidung für oder gegen die Freigabe eines Films eine wichtige Rolle. Wenn Filme einen internationalen Konflikt thematisierten, in den westliche Bündnispartner involviert waren, sah sich der Ausschuss in der Pflicht, keine Kritik aus den sozialistischen Staaten zuzulassen. Das zeigte sich speziell im Umgang mit DEFA-Dokumentarfilmen, die an der amerikanischen Einflussnahme auf die Unabhängigkeitsbewegungen in Algerien, Vietnam und Kolumbien Kritik übten, darunter Flammendes Algerien (DDR 1958, R: Willi Müller, René Vautier), Denkt an mein Land (DDR 1965, R: Peter Ulbrich) und Im Herzen Kolumbiens (DDR 1957, R: Ulrich Rulf). Am Montag um 19 Uhr. Einführung: Andreas Kötzing. Mehr |