EU-Kahlschlag beim Verbraucherschutz?
● Neuer Niedersachsen-Chef |
● Was der Darmflora schadet |
|
Liebe Leserin, Lieber Leser, Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) musste, kaum im Amt, gleich den ersten traurigen Rekord vermelden: mehr als 84.000 politisch motivierte Straftaten im Jahr 2024 – ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber 2023 und Höchststand seit Beginn der Statistik 2001. Die Zahlen überraschen kaum jemanden, der Nachrichten schaut: Rechts motivierte Taten schnellten um knapp 48 Prozent auf 42.788 in die Höhe Antisemitische Delikte stiegen auf 6.236 – ein Plus von 21 Prozent, erneut Rekord. Fast die Hälfte stammt aus dem Bereich „PMK rechts“ und 31 Prozent aus dem Spektrum „ausländische Ideologie“, vor allem im Kontext des Nahostkonflikts. Von 4.107 politisch motivierten Gewalttaten entfallen wiederum 24 Prozent auf ausländische Ideologie und 19 Prozent aufs linke Spektrum. 36 Prozent der Gewaltdelikte haben einen rechten Hintergrund. Dobrindts Fazit: „Die größte Gefahr für die Demokratie geht vom Rechtsextremismus aus.“ Das stimmt, und den Anteil der AfD daran – mit ihrem aggressiven und verächtlichen Auftreten – kann man nicht überschätzen. |
|
| Deutlicher Anstieg: Innenminister Alexander Dobrindt (CSU), 54, verkündete gestern alarmierende Zahlen zu politisch motivierter Kriminalität. Wahlen und der Nahostkonflikt waren offenbar ein Treiber (© EPA) |
|
Gleichzeitig aber schüren zugewanderte, hier ausgetragene Konflikte die Popularität der rechten Ideologen. Mannheim, Solingen, Aschaffenburg, zuletzt Bielefeld oder die Pro-Palästina-Demonstranten, die vergangenen Freitag in Berlin einen Polizeibeamten schwer verletzt haben – auch das gefährdet die Demokratie: indem es Vertrauensverlust, Fremdenfeindlichkeit und Polarisierung fördert. Die Politik habe nicht ausreichend versucht, diese Themen zu lösen, sagte Dobrindt, und man darf annehmen, dass er sowohl die Ampel als auch die Regierung Merkel meint. Sein eigener Lösungsansatz beinhaltet eine „Sicherheitsoffensive“. Doch wer mit dem Messer argumentiert, schert sich in der Regel wenig ums Strafmaß. Wichtiger wäre, bestehende Strafrahmen konsequenter auszuschöpfen. Dass der Richterbund gestern reflexhaft auf „eklatanten Personallücken“ und fast eine Million unerledigte Fälle verweist, ist nicht falsch. Es unterschlägt aber, dass nicht nur die Politik, sondern auch die Justiz die nötige Konsequenz nicht immer beweist. Stimmen Sie die jüngsten Zahlen besorgt? Schreiben Sie an feedback@focus-magazin.de |
|
| Niedersachsens neuer Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) umarmt so ziemlich jeden – seinen Vorgänger Stephan Weil aber besonders herzlich (© dpa) |
|
Olaf Lies | So tickt Niedersachsens Neuer | Führungswechsel in Niedersachsen: Der Landtag in Hannover wählte gestern den langjährigen SPD-Wirtschaftsminister Olaf Lies, 58, zum neuen Ministerpräsidenten. Er erhielt in geheimer Wahl 80 von 143 Stimmen, sechs mehr als die erforderlichen 74. Sein Vorgänger Stephan Weil, 66, hatte das Amt im Windschatten des Bundestagswahlkampfs „aus persönlichen Gründen zur Verfügung gestellt“, unter anderem wegen Schlafstörungen. Die Opposition sieht dahinter jedoch die Strategie, der SPD den Amtsbonus für die Landtagswahl 2027 zu sichern. Die CDU könnte es dann schwer haben: Der Diplom-Ingenieur Lies gilt als wirtschaftsfreundlich, persönlich zugewandt und begrüßt fast jede Veranstaltung mit „Ein herzliches Moin“. Beobachter schildern, wie er „umarmt, herzt und duzt”. Viele sehen den „Niedersachsen Way“ – das konsensuale Vorgehen mit allen (Sozial-)Partnern – als sein Verdienst. Selbst im konservativen Norden und Nordwesten Niedersachsens ist er populär. |
|
| Niedersächsische Ex-Ministerpräsideten unter sich: Christian Wulff, Gerhard Schröder und Ehefrau Soyeon Schröder-Kim (© dpa) |
|
Gewürdigt wird zudem, dass der Friese und Ex-Marine-Funker sich – nachdem er Weil 2013 in einer Kampfkandidatur unterlag – zwölf Jahre lang loyal ins zweite Glied stellte. „Das schafft charakterlich nicht jeder”, so ein Parteifreund. Kritiker monieren Lies' gelegentlich salbungsvollen Ton und beanstanden, dass ihm die Energiewende wichtiger war als Bürokratieabbau und Digitalisierung. Überraschender Gast im Landtag war neben Altbundespräsident Christian Wulff (CDU) der zuletzt selten gesehene Altkanzler Gerhard Schröder (SPD): Im Januar hatte er sich kurz vor seiner Aussage im Schweriner Nord-Stream-Untersuchungsausschuss wegen eines Burnouts in klinische Behandlung begeben. (tak)
|
|
| Israelische Demonstranten fordern die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen (© imago) |
|
Krieg in Gaza | Der Druck auf Netanjahu wächst | Die Kritik am israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu wird immer lauter. Die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien und Kanada hatten seiner Regierung wegen der neuen Militäroffensive in Gaza mit „konkreten Maßnahmen“ gedroht. London setzte Gespräche über ein Freihandelsabkommen aus. Druck aus den USA sorgte dafür, dass Netanjahu wieder Hilfsgüter in den Gazastreifen liefern lassen will. Die Rede ist von 109 weiteren Lkw. Während der Feuerpause Anfang des Jahres fuhren täglich bis zu 600 Lastwagen mit Hilfsgütern über die Grenze. Allerdings gab es Vorwürfe, dass die Terror-Organisation Hamas davon profitiere. Netanjahus rechtsradikaler Koalitionspartner und Innenminister Itamar Ben-Gvir nannte es falsch, die Hamas mit „Sauerstoff“ zu versorgen. Der ehemalige Vize-Generalstabschef und Oppositionspolitiker Yair Golan vom linken Parteienbündnis „Die Demokraten“ löste hingegen landesweit Empörung aus, indem er sagte, ein „zurechnungsfähiges Land (…) töte keine Babys als Hobby.“ Netanjahu mache Israel zum Pariah-Staat. Stunden später lobte Golan die Armee als „ethisch“, allerdings diene sie einer „korrupten“ Regierung. Der Oppositionsführer, Yael Lapid, bezeichnete Golans Kritik als „Geschenk für unsere Feinde.” Unterdessen wurde weiteren deutschen Staatsbürgern und deren engsten Familienangehörigen die Ausreise aus dem Gazastreifen ermöglicht, so eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. Unter den zwölf Personen seien sechs Kinder. Seit März 2025 konnten 86 Deutsche und engste Verwandte ausreisen. Die Hamas hält weiterhin 20 lebende Geiseln, darunter Deutsche, gefangen. Mindestens ein junger Mann ist nach Folter in einem dramatischen körperlichen und geistigen Zustand, so der kürzlich freigelassene Edan Alexander. In der Nacht berichtete CNN, das Israel US-Geheimdienstinformationen zufolge einen Angriff auf iranische Atomanlagen vorbereitet. Es sei nicht klar, ob die israelische Führung bereits eine endgültige Entscheidung getroffen habe. |
|
| Enthüllungsbuch über Biden | Vertuschung, Lügen und Selbstbetrug | In ihrem Enthüllungsbuch „Hybris“ beschreiben die Autoren Jake Tapper und Alex Thompson, wie die US-Demokraten systematisch täuschten und diffamierten, um Joe Biden eine zweite Amtszeit im Weißen Haus zu verschaffen. | Zum FOCUS+ Artikel |
| | Gesünder bewegen | „Die Basis legt man im Alltag. Nicht beim Sport“ | Stundenlanges Sitzen lässt sich nicht mit Sport ausgleichen, sagt Deutschlands erster Faszien-Orthopäde Arvid Neumann. Im Gespräch mit FOCUS erklärt er, warum Faszien so wichtig sind und wie bessere Bewegung im Alltag gelingt | Zum FOCUS+ Artikel |
| |
|
| Noch ist nichts entschieden, doch die EU will die Messlatte bei Fluggastrechten deutlich höher legen. Entschädigungsansprüche würden dadurch vielfach ausgehebelt (© dpa) |
|
Verbraucherschutz | EU plant Kahlschlag bei Fluggastrechten | Die EU will die Rechte von Flugpassagieren massiv einschränken. Die inzwischen seit mehr als 20 Jahren geltenden Entschädigungsregeln sollen reformiert werden – womöglich bereits beim Treffen der Verkehrsminister am 5. Juni. Geplant ist, Entschädigungszahlungen deutlich einzuschränken. Bisher erhalten Fluggäste, die mehr als drei Stunden später als vorgesehen ankommen, bei Strecken von bis zu 1.500 km pauschal 250 Euro, bis 3.500 km eine Entschädigung von 400 Euro und 600 Euro bei Langstreckenflügen (mehr als 3.500 km). Diese Regelung soll ersatzlos wegfallen. Künftig soll es erst ab fünf Stunden Verspätung pauschal 300 Euro bei Kurz- und Mittelstreckenflügen geben, bei Langstreckenflügen pauschal 500 Euro – aber erst ab neun Stunden Verspätung, eventuell sogar erst ab zwölf Stunden. Die Auswirkungen wären gewaltig: „Die geplante Anhebung der Schwellenwerte würde dazu führen, dass bis zu 85 Prozent der Betroffenen keinen Anspruch auf Entschädigung hätten“, moniert Karolina Wojtal vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland. Besonders bitter: Die Reform würde viele verbraucherfreundliche Urteile des Europäischen Gerichtshofs ausgehebeln. So ist wohl geplant, künftig sogar Streiks bei der Fluglinie, Krankheiten der Besatzung oder technische Probleme als „außergewöhnliche Umstände“ einzustufen. Konsequenz: keine Entschädigung. Darüber freuen sich die Airlines, Verbraucherschützer hingegen wollen das bestehende Schutzniveau sichern, eher noch ausbauen. (wm) |
|
| Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas fordert „harte Maßnahmen“ von den USA gegen Russland, sollte Moskau einer Waffenruhe in der Ukraine nicht zustimmen (© dpa) |
|
Telefondiplomatie ergebnislos | EU verhängt weitere Russland-Sanktionen | Während sie die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien gestern vollständig aufgehoben haben, setzten die EU-Staaten und Großbritannien das 17. Sanktions-Paket gegen Russland in Kraft. Es sieht unter anderem Beschränkungen der russischen Schattenflotte vor, die ohne Beflaggung mit dem Transport russischen Öls Sanktionen umgeht. Das sagte die EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas nach dem Treffen der EU-Außenminister. Zudem werden Dutzende weiterer Unternehmen ins Visier genommen, die an der Umgehung bestehender Sanktionen beteiligt sind oder die russische Rüstungsindustrie unterstützen. Ein weiteres Sanktionspaket sei bereits in Planung, hieß es. Allerdings koppelt sich Europa weiterhin weder komplett von russischer Energie ab, noch werden eingefrorene russische Gelder für die Ukraine ausgegeben – aus Sorge vor spürbaren Nachteilen für die EU-Staaten selbst. Führende europäische Politiker warfen Präsident Putin gestern erneut vor, kein wirkliches Interesse an einem Waffenstillstand in der Ukraine zu haben – sondern „auf Zeit zu spielen“, sagte etwa Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). |
|
81 Prozent der Erwerbstätigen bis 29 Jahren arbeiten laut der Studie „Jugend in Deutschland 2025“ in Vollzeit. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 76 Prozent. Das widerspricht dem Vorurteil einer „faulen Jugend“. Studierende oder Schüler mit Nebenjobs wurden nicht berücksichtigt. Ein Drittel der für die Studie Befragten fühle sich aufgrund von Stress, hohen Erwartungen oder mangelnder Wertschätzung oft ausgebrannt. |
|
| Wenn Sie diesen Double-Cheeseburger (und die der Fast-Food-Konkurrenz) nicht essen, bedankt sich Ihr Darm (© imago) |
|
Ernährung | Fast Food schadet dem Darm – schneller als gedacht | Dass Burger, Pommes, Ketchup & Co. ungesund sind – geschenkt. Dass ihre Komposition aus Zucker und Fett das Gehirn in eine Art Rauschzustand versetzt, findet auch zunehmend Gewissheit. Nun aber entdecken australische Wissenschaftler weitere beunruhigende Fast-Food-Eigenschaften: Die Speisen schwächen die Darmflora und damit das Abwehrsystem im Verdauungstrakt. 80 Prozent aller Immunzellen sind im Darm beheimatet. Sie sorgen etwa dafür, dass Fremdkörper über den Darm nicht in die Blutbahn gelangen. Ein Teil dieser Abwehrzellen wird über die Darmflora gesteuert. Die aber wird durch fettreiche Nahrung massiv gestört, stellen nun Cyril Seillet und sein Team von der University of Melbourne fest – sogar schneller als angenommen. Nur zwei Tage fettiges Essen reichten, um bei Mäusen einen wichtigen Schutzschild des Darms, das Protein Interleukin-22 (IL-22), zu stören. Es ummantelt die Darmschleimhaut. Fehlt es, kommt es zu entzündlichen Darmkrankheiten wie etwa Morbus Crohn. „Je mehr gesättigte Fette wir zu uns nehmen, desto mehr Entzündungen bilden sich, die allmählich unsere Darmabwehr schwächen und unsere Anfälligkeit für chronische Entzündungen erhöhen“, so Seillet. Die Forscher beobachteten jedoch auch, dass sich die Entzündungen zurückbildeten, wenn man für eine höhere Menge an IL-22 im Darm sorgt. (gra) |
|
„Wer hätte je gedacht, dass es eine mutige Idee ist, jemanden zu ehren, der in jedem einzelnen Gerichtssaal, den er betreten hat, entlastet wurde." US-Filmstar Kevin Spacey spricht sich in einer Dankesrede gegen Cancel Culture aus. Am Rande der Filmfestspiele in Cannes erhielt er einem Preis für sein Lebenswerk |
|
Sie steigt zur wichtigsten Museumschefin Deutschlands auf! Marion Ackermann, 60, wird zum 1. Juni Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Museumsinsel, Nofretete und Werke von Caspar David Friedrich liegen ab dann in ihren Händen. Zuletzt stand die Kunsthistorikern an der Spitze der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und musste erleben, wie Juwelen von Millionenwert aus dem Grünen Gewölbe gestohlen wurden. Hoffentlich ist Berlin einbruchsicherer… |
| Das Star-Dasein hat auch Schattenseiten. Oscar-Preisträger Denzel Washington, 70, ist auf dem roten Teppich in Cannes gleich mehrmals mit einem Fotografen aneinandergeraten. Der packte Washington am Arm, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten. Das fand der Hollywood-Star übergriffig: „Stop it!“ Doch der Fotograf grabschte gleich nochmal – und bekam wieder eine Abfuhr. Happy End für den Schauspieler: Er erhielt die Ehrenpalme für seine künstlerischen Verdienste. |
| |
|
| Die Leibwache von König Charles III. in Tudor-Uniform: „Yeomen of the Guard“ sind besser bekannt als „Beefeater“ – Rindfleischesser (© dpa) |
|
... musste ich bei diesem Bild sofort an Gin Tonic denken. Der wurde bei der traditionellen Royal Garden Party im Buckingham Palace gestern auch serviert – unklar ist allerdings, ob von der Marke „Beefeater“. Ebenso unklar: Warum trägt die 1485 gegründete Leibgarde des Königs – offiziell „Yeomen of the Guard“ – diesen Spitznamen überhaupt? Theorie 1: Nachdem Heinrich VIII. zwei seiner Frauen köpfen ließ, hatte er Angst vergiftet zu werden – die Leibwächter mussten vorkosten, auch das Rindermahl. 2: Rindfleisch sollte die Beschützer des Königs bei Kräften halten. 3: Fürs gemeine Volk gab es nur Gemüse und Fisch, während die Leibgarde in den Genuss des royalen Reste-Essens kam, inklusive Fleisch. Falls Sie jetzt statt Gin an Schmorbraten denken: Der Trend geht woanders hin. 2024 wurden in Deutschland so viele Fleischersatzprodukte hergestellt wie noch nie – 121.600 Tonnen. Einen genussvollen Tag wünscht, mit herzlichen Grüßen | | Tanit Koch |
|
Kontakt Wir freuen uns über Ihr Feedback an: redaktion@focus.de Abbestellung Sie möchten diesen Newsletter abbestellen? Klicken Sie bitte hier. Datenschutz Informationen zur Verarbeitung Ihrer personenbezogenen Daten finden Sie hier. |
Verantwortlich für den Inhalt dieses Newsletters ist die BurdaVerlag Publishing GmbH. Impressum BurdaForward GmbH | St.-Martin-Straße 66 | 81541 München Tel.: +49 89 9250 4500 Geschäftsführung: Dr. Lydia Rullkötter, Daniel Steil, Thomas Koelzer Amtsgericht München, HRB 213375 Ust.-ID-Nr.: DE296466883 |
|
|
| © 2024 FOCUS Magazin Verlag |
[/composing]
HiddenListUnsub [/part]