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Deutsche Bank + Commerzbank: Das wäre besser als eine Fusion! Deutsche Bank und Commerzbank treiben ihre Fusionsverhandlungen mit hohem Tempo voran. Christan Sewing, der CEO der nach wie vor größten deutschen Bank, äußerte sich zuletzt betont optimistisch hinsichtlich der Erfolgsaussichten einer Fusion. Dabei muss aber unterscheiden, zwischen den Aussichten, dass die Fusionsverhandlungen in einem Erfolg, sprich: einem Deal, enden einerseits - und der Frage, ob dann aus der Kombination der beiden Banken (Deutsche Commerzbank?) auch eine Erfolgsgeschichte wird. Im Video vom Mittwoch habe ich ja beschrieben, warum ich große Zweifel am Erfolg einer solchen Fusion hätte. Hier noch einmal stichwortartig die wichtigsten Punkte: 1. Durch einen Zusammenschluss ändert sich relativ wenig an der relativen Stärke der beiden Banken. Die Marktkapitalisierung läge im globalen Ranking irgendwo zwischen der 40. und der 50. Stelle - nach der Fusion wohlgemerkt. Selbst in Europa hätte der neue Player eine Top-10-Platzierung nicht sicher. 2. Die großen Herausforderungen für die Deutsche Bank liegen in den USA und Asien, und hier speziell im Investment-Banking. Die Commerzbank kann da nicht helfen. Die ist auf den deutschen bzw. europäischen Markt fokussiert und eben keine Investmentbank! 3. Die Profitabilitätsprobleme der deutschen Großbanken blieben auch nach einer Fusion bestehen, weil die Hauptursache dafür "chronisch" ist und bestehen bleiben würde: Im Brot- und Butter-Geschäft der Banken, also dem Einlagen- und Kreditgeschäft, müssen die wichtigsten Wettbewerber keine bzw. kaum Kapitalkosten erwirtschaften. Gemeint sind natürlich die Sparkassen und Volksbanken. Durch deren Struktur als gemeinnützige öffentlich-rechtliche Universalbanken in kommunaler Trägerschaft bzw. als Genossenschaften müssen sie theoretische keine Gewinne erwirtschaften und haben kaum Kosten für die Kapitalbeschaffung. Ich habe hierzu am 16.12.2018 noch ein ausführlicheres Video mit dem Titel "Deutsche Bank-Aktien - Das große Problem!" gedreht. Die Folge: Im Ländervergleich gibt es in der deutschen Bankenlandschaft einzigartig niedrige Preise und eine extrem hohe Netzdichte. Deutschland ist quasi „underpriced“ und „overbanked“. Eine Fusion zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank ändert daran nichts. 4. Sowohl die Deutsche Bank als auch die Commerzbank waren in der Vergangenheit bei der Realisierung solcher Skaleneffekte nicht besonders erfolgreich. Die Deutsche Bank hat es auch nach über 10 Jahren noch nicht geschafft, die Postbank vernünftig zu integrieren. Und die Commerzbank hat bei der Dresdner-Übernahme das eigene veraltete IT-System behalten. Es ist zu befürchten, dass die Probleme bei einer Mega-Fusion von Deutscher und Commerzbank eher noch größer würden. 5. Der einzige klare Vorteil wären Einsparungen durch Stellenstreichungen - sowohl in den Zentralen als auch im Zuge einer Schrumpfung des Filialnetzes. Die Rede ist von bis zu 30.000 Arbeitsplätzen, die hier wegfallen könnten bzw. müssten. Aber das dürfte in Deutschland politisch schwer durchsetzbar. Langwierige Kämpfe mit den Gewerkschaften wären die Folge. 6. Nicht ganz einfach dürfte es gegebenenfalls auch werden, den zukünftigen Markenauftritt der Banken festzulegen. Die Deutsche Bank hat ein extrem schlechtes Image. Wird alles unter der Marke "Deutsche Bank" vereint, könnte das dafür sorgen, dass viele Kunden davonlaufen, weil sie nicht bei der Deutschen Bank Kunde sein möchten. Behält man die Marke Commerzbank bei (und auch Postbank, die ja ebenfalls immer noch eigenständig vermarktet wird) wird das Marketing komplexer und teurer bleiben. 7. Nicht zu vergessen ist auch die IT-Problematik. Die Computersysteme der großen Banken stammen noch aus den 70er-Jahren. Die "gegangene" ehemalige IT-Chefin der "Blauen", Kim Hammonds, hat verraten, dass unter ihrer Aufsicht sei die Zahl der IT-Systeme deutlich reduziert worden sei: von 45 auf 32! Der Ausdruck "komplex" ist hier wohl noch untertrieben. Bei einer Fusion bräuchte es aber am besten eine einzige Plattform mit entsprechenden Skalierungsfähigkeiten und einer hohen Flexibilität. Es geht hier um immerhin 30 Millionen Kunden. Das dürfte auf Jahre hinaus aber kaum zu schaffen sein. Genau dieser letzte Punkt hat aber SAFE auf eine andere Idee gebracht. SAFE steht für Sustainable Architecture for Finance in Europe. Es ist eine Art Think Tank, eine Kooperation zwischen der Goethe Universität Frankfurt und dem Center for Financial Studies. Statt einer Fusion von Deutscher und Coba schlägt SAFE eine Teilfusion vor. Die soll so aussehen, dass nur die Datenzentren der beiden Banken zusammengelegt werden. Es entstünde eine für beide zugängliche offene Plattform, in die nicht nur die jeweilige IT, sondern auch wesentliche Teile der Transaktions- und Kreditabwicklung ausgegliedert werden würden. Was steckt hinter der Idee? SAFE ist davon überzeugt, dass sich das Bankgeschäft zunehmend in Richtung eines datengetriebenes Plattformgeschäfts entwickeln wird. Die intelligente Sammlung, Verknüpfung, Analyse und Auswertung von Daten wird die Grundlage für kundenspezifische Bankprodukte und Dienstleistungen sein, bis hin zur personalisierten Preisgestaltung. Der Wettbewerb unter den Banken vollzieht sich dann nur noch rein auf der Ebene der Produkte und Dienstleistungen, die unter Nutzung dieser gemeinsamen Daten- und IT-Plattform entwickelt werden. Vorbild sind Internetgiganten wie Amazon oder Google: Deren hohen Kapitalrenditen basierten auf einer intelligenten Nutzung ihres immer weiter wachsenden Datenpools, verbunden mit einer optimalen Auslastung ihrer Infrastruktur (IT, Logistik) durch möglichst hohe Transaktionsvolumina. Dadurch entstehen Größenvorteile, die weitere Nutzer anziehen, so dass sich selbst verstärkende Plattformeffekte entstehen. Soll heißen: Später würde diese so genannte Open Banking-Plattform dann auch für andere Banken geöffnet werden - natürlich mit entsprechend selektiven Zugriffsrechten. Und SAFE geht davon aus, dass diese das Angebot auch annehmen würden. Möglicherweise wäre das mittel- und langfristig sogar die einzige Chance für klassische Banken, um gegen die Fintechs bestehen zu können. Firmen wie PayPal, Square oder auch Wirecard dringen schon jetzt immer weiter in das eigentliche Kerngeschäft der Banken vor. Auch die ganz Großen wie Apple, Facebook, Amazon oder in China Alipay werden folgen. Auch aus politischer Sicht gäbe es einen Vorteil: Es würde ein Finanzsystem geschaffen, dessen Banken jede für sich ausscheiden können ohne eine systemische Krise auszulösen - und damit auch ohne dass der Steuerzahler für die Rettung einspringen muss. Warum wird bei all diesen Vorteilen dann eine solche Open Banking-Plattform nicht vorangetrieben? Zunächst wohl wegen der Kosten beim Aufbau. Für einen gewissen Zeitraum müssten zwei IT-Landschaften nebeneinander laufen, die bisherige bankeneigene und die Open Banking-Plattform. Das heißt, es entstünden auch doppelte Kosten. Gerade eine Fusion wäre aber die perfekte Gelegenheit, um eine solche Plattform aufzubauen. Denn dann würden ohnehin hohe IT-Integrationskosten anfallen - siehe oben. Allerdings müssten die Entscheidungsträger von Deutscher und Commerzbank natürlich die Vorteile einer solchen Plattform verstehen - und die Umsetzung auch wollen. Genau hier liegt wohl das eigentliche Problem!
2 Werte im Check: Wirecard & Village Farms Wirecard ... und täglich grüßt das Murmeltier! Der Online-Payment-Spezialist und DAX-Newcomer kam in der vergangenen Woche erneut unter Druck. Die Financial Times schießt sich nun auf den operativen Chef Jan Marsalek ein. Er soll angeblich von so genannten Roundtrip-Buchungen, die von Wirecard zum Zwecke der Verschleierung von Geldflüssen verwendet worden sein sollen, Kenntnis gehabt haben. Wenn das alles so stimmt, wäre es durchaus brisant für Wirecard. Denn wenn das eigene Top-Management am Hauptsitz in Deutschland in solche unerlaubten Transaktionen involviert wäre, könnte man sich ggf. nicht auf das Fehlverhalten einzelner Mitarbeiter in Asien berufen. Die Financial Times nennt eine ganz spezielle Serie von Roundtrip-Buchungen, in deren Rahmen in vier Überweisungen jeweils 500.000 Euro von der deutschen Wirecard-Bank nach Singapur überwiesen worden sein sollen. Von dort soll es eventuell zur Hermes-Tochter in Indien weitergeleitet worden sein, was aber noch nicht sicher ist. Das Rechtswidrige dabei soll sein, dass damit Scheinumsätze mit externen Firmen vorgetäuscht worden sein sollen. Allerdings sind diese Vorwürfe alles andere als neu. Bereits im allerersten Artikel vom 30. Januar geht die Financial Times exakt auf diese Transaktionen ein. Und in einem ausführlicheren Artikel vom 7. Februar wird auch schon davon berichtet, dass Marsalek von eben dieser Transaktion gewusst haben dürfte. Das heißt, es dürfte nach wie vor um die im allerersten Artikel genannten sieben komplexen Transaktionen, die angeblich einen Gesamtwert von 37 Mio. Euro gehabt haben sollen. Wirecard sprach damals von einer deutlich geringeren Summe. Wirecard AG (ISIN: DE0007472060) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | 747206 / WDI | 12,4 Mrd. EUR | 33 / 23 / 17 | 101,00 EUR | Meine Meinung dazu: Ich komme als Kommunikationswissenschaftler ja aus dem journalistischen Bereich und bin ein großer Freund von tiefgreifender investigativer Recherche wie sie z.B. auch die Süddeutsche Zeitung betreibt. Aber das was die Financial Times in den neusten Artikel macht hat aus meiner Sicht nichts mehr mit Investigativ-Journalismus zu tun. Es werden immer wieder die gleichen Vorwürfe aufgewärmt und etwas anders verpackt. Egal wie dieser Wirtschaftskrimi ausgeht, sollte nach der Beendigung der Affäre auch das Verhalten der Zeitung hinterfragt werden. Ich habe nach wie vor den Verdacht, dass hier von bestimmter Seite versucht wird, Wirecard gezielt zu schädigen. Warum aber reagiert der Kurs immer wieder so empfindlich obwohl die Summen, die im Raum stehen, relativ zu den Gesamtumsätzen von Wirecard sehr gering sind? Es sind die Ermittlungen der Singapurer Polizei, die offenbar - wenn man es positiv formulieren möchte - extrem gründlich vorgehen. Es wurden so viele Unterlagen beschlagnahmt, dass die Wirecard-Anwälte von einem "fishing game" sprechen. Sie haben bereits Beschwerde bei einem Singapurer Gericht eingelegt, weil ihrer Meinung nach auch Dokumente beschlagnahmt worden seien, die mit dem Fall gar nichts zu tun haben. Soll heißen: Sie wollen unbedingt etwas finden! Und wenn sie etwas finden und Vorstandsmitglieder davon gewusst haben, kommen mögliche Motive für die Transaktionen ins Spiel. Die Financial Times spekulierte ja, dass man sich mit einer dieser dubiosen Transaktionen schneller eine Lizenz für Hongkong sichern wollte. Wenn man es negativ formuliert, könnte man von "erschleichen wollte" sprechen. Wenn die Staatsanwaltschaft in Singapur dafür auch Beweise oder starke Indizien finden würde, könnte im Worst Case-Szenario wohl auch ein Lizenzentzug für die betroffenen Regionen drohen. Ich schreibe bewusst "könnte". Ich kenne mich nicht mit der diesbezüglichen Rechtsprechung in Singapur und anderen asiatischen Ländern aus. Aber würde rein intuitiv Sinn ergeben, eine solche Sanktion auszusprechen. Und das wäre dann wirklich ein großes Problem für Wirecard, nicht nur weil Asien ein Wachstumstreiber für Wirecard ist, sondern weil dann auch insgesamt ein enormer Vertrauensverlust entstünde. Das ist das, was die Aktie so riskant macht. Rein vom Geschäftsmodell und der Bewertung her, wäre Wirecard ansonsten meiner Ansicht nach ein glasklarer Kauf. Ich verweise diesbezüglich auf meine ausführliche Analyse zu Wirecard, zu der Du ja im letzten Newsletter einen Direktlink von mir bekommen hast. Höchst empfehlenswert ist auch eine neue Analyse von Güner Soysal, einem deutschen Banker und Finanz-Blogger (real-financial-dynamics.com), die hier erschienen ist (Achtung: Der Artikel ist nur wenige Tage abrufbar und verschwindet dann hinter einer Paywall). Village Farms – Tomaten-Bauern im Cannabis-Rausch Faszinierend, was im Cannabis-Bereich im Moment für Bewertungen aufgerufen werden. Bei Village Farms zum Beispiel, einem Gewächshaus-Betreiber der bisher vor allem Tomaten sowie Gurken und Paprika angebaut hat. Die Kanadier verfügen über ein modernes 10,5 Millionen Quadratmeter großes Hydrokultur-Gewächshaus - entsprechend ungefähr 95 Fußballstadien. Allerdings war das Geschäft bisher nicht wirklich profitabel: In 2018 hat das nun auch an der NASDAQ notierte Unternehmen bei einem Umsatz von 150 Millionen CAD operativ satte 6,7 Millionen CAD verloren. Teilweise wurde die Tomatenproduktion aber bewusst zurückgefahren, weil man sukzessive auf die Cannabis-Produktion umstellt. Das Cannabis-Geschäft ist in einem Joint Venture mit Emerald namens Pure Sunfarms Corp. zusammengefasst, an dem sowohl Village Farms als auch Emerald je 50 Prozent halten. Zwar gelang dadurch im vierten Quartal ein kleiner Gewinn. Aber noch hat das Unternehmen nicht einmal eine eigene Verarbeitungslizenz von Health Canada. Als man dann Anfang März noch ein Joint Venture mit einem US-Unternehmen für den Vertrieb von CBD-Produkten abgeschlossen hat, ging der Kurs vollends durch die Decke. Und das obwohl diesbezüglich noch nicht viel mehr als eine Absichtserklärung besteht. Das Konzept der Umnutzung bestehender Flächen und Gewächshäuser für den Cannabis-Anbau hat natürlich durchaus Charme. So kann man enorm Kosten sparen gegenüber der Konkurrenz. Aber: Die Marktkapitalisierung liegt jetzt bei über einer Milliarde kanadischen Dollar. Damit hat Pure Sunfarms im vierten Quartal gerade mal Umsätze von 3,6 Millionen US-Dollar erzielt. Zudem ist das Unternehmen hoch verschuldet. Ob die Privatplatzierung von Aktien im Umfang von etwas mehr als 20 Millionen CAD perspektivisch ausreicht, ist fraglich. Village Farms (ISIN: CA92707Y1088) | | WKN / Kürzel | Börsenwert | KGV 18/19e/20e | Kurs | A0YJNB / VFF | 707 Mio. EUR | - / 62 / 22 | 14,84 EUR | Meine Meinung dazu: Der Cannabis-Sektor läuft gerade in eine neue Euphoriephase hinein. Ich rate zur Vorsicht! Hinweispflicht nach §34b WpHG: Die Geldanlage-Report-Redaktion ist in zwei der genannten Wertpapiere / Basiswerte zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Wirecard (long); Village Farms (short). Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.
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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen & ein schönes Wochenende wünscht Dir Dein Armin Brack Chefredakteur Geldanlage-Report >> Die nächste Ausgabe erscheint am 30. März Wir freuen uns über Lob, Kritik und Anregungen. Gerne kannst Du uns auch Themenvorschläge unterbreiten. Fragen und Anregungen bitte per Mail an redaktion@geldanlage-report.de Tradesignal® ist eine eingetragene Marke der Tradesignal GmbH. Nicht autorisierte Nutzung oder Missbrauch ist ausdrücklich verboten! Hier kommst Du zu Tradesignal Online. Geldanlage-Report weiterempfehlen! Wir würden uns freuen, wenn Du den Geldanlage-Report Deinen Freunden und Kollegen weiterleiten würdest! Kostenlose Anmeldung unter www.geldanlage-report.de |