Liebe Frau Do, das Gipfeltreffen in der Gruppe F bei der Fußball-EM zwischen Frankreich und Deutschland endete gestern Abend mit einem 1:0 für den amtierenden Weltmeister. Mats Hummels war ein frühes Eigentor unterlaufen. Das Team von Jogi Löw steigerte sich im zweiten Durchgang, hatte aber Glück, dass die Niederlage nicht höher ausfiel. Zwei Traumtore der Franzosen zählten wegen Abseitsstellungen nicht. Einen ausführlichen Spielbericht lesen Sie hier, weitere Reaktionen und Analysen finden Sie wie gewohnt in unserem EM-Online-Special. Nach dem fußballerischen Gipfeltreffen steht heute ein politisches auf der Agenda: Joe Biden trifft Wladimir Putin in Genf. Vorab hat der neue amerikanische Präsident erklärt, er werde seinem russischen Amtskollegen klarmachen „wo die roten Linien sind“. Es wird also spannend. Bei den anschließenden Statements (eine gemeinsame Pressekonferenz ist nicht geplant) wird es wieder einmal darauf ankommen, die Zwischentöne zu deuten. Das hat Tradition: Martin Kessler analysiert die Geschichte der Gipfeltreffen zwischen den USA und Russland beziehungsweise der Sowjetunion. Er erinnert daran, wie Nikita Chruschtschow John F. Kennedy in Wien traf, Leonid Breschnew und Richard Nixon über Interkontinentalraketen feilschten und Ronald Reagan am Kamin mit Michail Gorbatschow scherzte. In Deutschland bekleidet zwar ebenfalls der Präsident das ranghöchste politische Amt, aber am meisten zu sagen hat der Bundeskanzler oder, wie jetzt seit fast 16 Jahren, die Bundeskanzlerin. Armin Laschet will Angela Merkel nachfolgen, die Reaktionen auf die ersten Details seines Wahlprogramms fallen aber auch bei möglichen Koalitionspartnern unfreundlich aus. Die Grünen werfen ihm vor, die Klimakrise „aus dem Schlafwagen“ lösen zu wollen. „Null Ambitionen, kein Mut, keine Lösungen“, meint deren Fraktionsvize Oliver Krischer. Und für die FDP sagt Generalsekretär Volker Wissing, die Vorschläge der Union seien „ein eindrucksvoller Beleg ihrer politischen Tatenlosigkeit in den letzten Jahren“. Birgit Marschall und Jana Wolf haben die Reaktionen für Sie zusammengetragen. Bei der Bundestagswahl in drei Monaten dürfte Corona die Debatten nicht mehr so beherrschen wie in den vergangenen anderthalb Jahren. Aber unter anderem die politischen Folgen werden wir noch lange spüren. Offensichtlich hat eine Radikalisierung auch in der Mitte der Gesellschaft stattgefunden. Der nordrhein-westfälische Verfassungsschutz warnt: „Problematisch ist, dass die Versuche, das Vertrauen in die demokratische Ordnung zu erschüttern, anscheinend zunehmend auch Sympathie im nicht-extremistischen Protestspektrum finden“. Und Bundesinnenminister Horst Seehofer ruft den „Alarmzustand“ aus – die Pandemie verschaffe Rechtsradikalen Zulauf. Christian Schwerdtfeger und Gregor Mayntz schildern die Einschätzungen der Behörden. Die Kalte Krieg, um den es eben am Rande ging, war noch ungebrochen, als ich Joan Armatrading das erste Mal in einem Konzert gesehen habe: vor 42 Jahren auf einem kleinen Schwarzweiß-Fernseher. Jetzt legt die britische Sängerin ihr 22. Studioalbum vor, und Lothar Schröder hat sie interviewt. Es ist ein wunderbares Gespräch über Liebe und Musik geworden, das ich Ihnen nur wärmstens ans Herz legen kann. Ich habe gestern schon einige Kollegen genervt, die noch nie von ihr gehört hatten, während ich alle bisherigen 21 Alben besitze (zum größten Teil allerdings in Form von Platten und CDs in Kartons im Keller). Die Musikerin erwähnt in dem Gespräch auch jenes Konzert von 1979, das ich damals gebannt verfolgt habe – und jetzt nochmal auf Youtube. Es wiederzufinden, hat mir unerwartete Glücksmomente beschert. Apropos Glück: Gestern habe ich Ihnen fröhlich „Bon chance!“ gewünscht, was nett gemeint war, aber meine sprachlichen Lücken brutal offengelegt hat. Ich habe es immer bedauert, dass meine Eltern mir Latein verordnet haben. Es war so schwer, vor allem aber fehlt mir bis heute der Zugang zur französischen Sprache. Der Google-Übersetzer hatte „bon chance“ allerdings auch klaglos akzeptiert. Richtig ist „Bonne Chance!“ – und das wünsche ich Ihnen jetzt einfach nochmal. Doppeltes Glück kann ja nicht schaden. Bis morgen! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |