07. Juni 2021 Ein ICE-Werk auf dem Gelände der ehemaligen Muna? Entmunitionierung - „Und täglich grüßt das Murmeltier“ Nicht zum ersten Mal soll der Wald auf der Muna als Standort für irgendetwas herhalten: in den 70er Jahren für einen Panzerübungsplatz der US-Armee, in den 90er Jahren für die Landkreismülldeponie, danach für ein BMW-Werk und jetzt aktuell für ein ICE-Werk der DB. Und nicht nur ein Mal soll uns in Feucht die Entscheidung mit der Verheißung schmackhaft gemacht werden, dass dann das Gelände entmunitioniert und saniert wird. Das erinnert an den Kultfillm „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Die Frage ist aber, ob damit der Natur und dem Grundwasser überhaupt etwas Gutes getan werden kann? Wir stellen das in Frage. Die Muna umfasst ein Gebiet von etwa 170 ha. Nach einem Gutachten der Landesgewerbeanstalt von 1994 sind die Munitionsreste auf einem Gebiet von bis zu 6 km² (also 600 ha) verstreut und somit weit über das Gebiet der eigentlichen Muna hinaus. Keiner weiß genau, was wo wie tief liegt. Eine Entmunitionierung der Baufläche für das ICE Werk von 35-45 ha würde nur einen kleinen Teil des Betroffenengebiets umfassen. Das gesamte Gebiet zu entmunitionieren und anschließend zu sanieren und wieder aufzuforsten, hat eine ganz andere Größenordnung. Dafür steht die DB nicht zur Verfügung, wie sie bereits klargestellt hat. Sie sieht dafür die Eigentümer des Waldes, den Bund und das Land, in der Verantwortung. . Im Gutachten der LGA von 1994 wird von einer großflächigem Belastung und einer Ablagetiefe der Munition von ein bis 1,5 m gerechnet. Allerdings sind auch viele Bomben- und Sprengtrichter genutzt worden, die eine Tiefe von circa 10-15 m aufweisen, um dort Munition zu vernichten, d.h. zu sprengen oder zu verbrennen. Dabei bleiben typisch viele Munitionsreste im Boden. Diese Trichter wurden später teils mit Hausmüll der 50-iger und 60-iger Jahre verfüllt, ohne sie vorher zu entmunitionieren. Vollständige Entmunitionierung würde eine großflächige Waldrodung inklusive Beseitigung der Wurzelstöcke sowie ein tiefgreifendes Umgraben des Geländes bedeuten. Ausgenommen wäre wohl nur der so genannte „Deckel“ über der Giftgasverdachtsfläche bei der ehemaligen NATO-Site 23. Mit einer Entmunitionierung wäre zwar der zukünftige Eintrag von Giftstoffen durch die Auslaugung der Munitionsreste beendet, nicht aber der bereits bestehende Eintrag aus den letzten über 70 Jahren ins Grundwasser beseitigt. Dies in den beiden Grundwasserstockwerken zu beseitigen, wäre noch aufwändiger als die eigentliche Entmunitionierung und würde ein Wiederaufforsten des Gebiets verhindern. Schließlich muss noch folgendes bedacht werden: Wenn einmal der ganze Wald gerodet ist, könnte dies Begehrlichkeit wecken, die große frei gemachte Fläche für weitere Bauvorhaben zu nutzen, ohne noch an eine Wiederaufforstung zu denken. Eine Gewerbebrücke von Nürnberg bis Feucht und Röthenbach bei Sankt Wolfgang will niemand. Eine Entmunitionierung der Muna wäre ein erster Schritt in diese Richtung - wehret den Anfängen muss deshalb die Devise sein. Erinnern wir uns: Im kleineren Maßstab sollte vor einigen Jahren an der Moserbrücke der Gewerbepark Nürnberg-Feucht vergrößert werden. Das konnte vor sechs Jahren nur durch einen vom Bund Naturschutz, den Grünen und der SPD getragenen Bürgerentscheid mit einem eindeutigen Ergebnis verhindert werden. Wir sind froh darüber, dass die damaligen Befürworter des Gewerbegebiets an der Moserbrücke in den Reihen der Feuchter CSU heute den Wert des Bannwalds als Schutz für Feucht erkannt haben. Der Widerstand in Feucht gegen ein ICE-Werk im Reichswald hat also eine breite Basis. Lothar Trapp |