was einem nach zwei Wochen Kroatienurlaub zurück in Berlin spontan auffällt: wild abgestellte Miet-E-Roller allerorten sowie eine regelrechte Flut an Werbeplakaten für irgendwelche Lieferdienste. Wer zum ersten Mal in die deutsche Hauptstadt kommt, muss glauben, die Deutschen wären ein Volk von Rollerfahrern, die sich trotz ihrer zur Schau gestellten Mobilität am liebsten alles nach Hause bringen lassen. Seltsam. Und dann noch die großflächigen Reklameschilder für die Grünen: „Bereit, weil Ihr es seid“ steht neben der Abbildung von Annalena Baerbock und Robert Habeck darauf zu lesen. Die beiden wirken wie ein harmonisches Ehepaar, das sich gerade für ein Abendessen unter Freunden in Schale geschmissen hat. Wenn ich das aus der Entfernung richtig mitbekommen habe, herrschen zwischen den beiden Parteivorsitzenden inzwischen allerdings gewisse Spannungen. Aber das soll ja in den besten Beziehungen vorkommen. Die Frage ist nur, ob Baerbock wirklich so bereit ist für ihre Kanzlerkandidatur, wie ihr Werbespruch es suggeriert. Heute hat jedenfalls die ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Valerie Wilms auf Twitter gefordert: „Liebe @ABaerbock. Es wird immer deutlicher, dass Du mit allem, was Du machst, übertreibst. Du bist mittlerweile für einen ernsthaften grünen Wahlkampf ein riesiger Ballast. Am besten wäre es, Du ziehst Dich aus der Politik zurück, gehst in die ,Produktion‘.“ Bleibt nur die Frage: „Produktion“ wovon? Ein erfolgreicher Wahlkampf sieht fürs Erste jedenfalls anders aus. Immerhin lässt sich jedoch festhalten, dass Bündnis90/Die Grünen inhaltlich gewissermaßen in Vorleistung gegangen sind. Im nächsten Bundestag werden sie dennoch sicher vertreten sein – was man von den Freien Wählern nicht sagen kann. Deren parteipolitische Keimzelle liegt in Bayern, ihr Zellkern im Kommunalen. In der bayerischen Landesregierung ist die Truppe um den Vorsitzenden Hubert Aiwanger mit drei Ministern vertreten, im September will die Partei dann auch den Bundestag erobern. Und ihre Chancen stehen nicht einmal ganz schlecht. Aber wer sind die Freien Wähler? Und wofür stehen sie? Unser Autor Ben Krischke hat sich die Kandidaten genauer angeschaut, mit vielen Anhängern und Funktionären gesprochen. Im Ergebnis zeichnet er das Bild einer Partei, die erstaunlicherweise für viele Wähler eine echte Alternative zu CDU, CSU, SPD, Grünen und sogar der AfD darstellen könnte. Denn irgendwie scheinen sie programmatisch von allen ein bisschen etwas in sich zu vereinen. Ich bin gespannt, mit welchem Slogan die Freien Wähler ihren Bundestagswahlkampf bestreiten wollen. Ihr Alexander Marguier, Chefredakteur |