1. Investiere nur Geld, das Du nicht benötigst Die wichtigste Regel lautet, immer einen Notfallgroschen in der Hinterhand zu behalten. Mindestens drei Monatsgehälter sollten es schon sein, auf die du kurzfristig zurückgreifen kannst, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Denn die Börsen schwanken und wenn die Waschmaschine kaputt geht oder das Auto oder die Heizung, während die Börsen gerade in den Keller rauschen, musst du mit einem Notfallgroschen nicht zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt Aktien verkaufen, um deine Rechnungen bezahlen zu können. Dieses Geld ist deine Liquiditäts-Reserve, also Tagesgeld oder Sparbuch. Damit erzielt es nur eine geringe Rendite, aber sein Zweck ist ja gerade nicht die Gewinnerzielung, sondern die Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit und damit in der Konsequenz die Vermeidung unnötiger Verluste. 2. Keep it simple Je einfacher, desto besser. Komplizierte Dinge neigen dazu, aus dem Ruder zu laufen. Vor allem erkennt man Probleme meistens nicht sofort, sondern erst dann wenn es zu spät ist und dann richtig viel Geld kostet. Um an der Börse erfolgreich zu sein, musst Du weder höhere Mathematik beherrschen noch ein Bilanzprofi sein und Du musst auch nicht mit unaussprechlichen griechischen Buchstaben und aberwitzigen Formeln rumhantieren. All diese hierauf basierenden Handelssysteme werfen in bestimmten Börsenphasen tolle Gewinne aus, aber sie vernichten viel Geld in anderen Phasen. So wie alle Börsenstrategien ihre Stärken und Schwächen haben. Also kannst Du die komplizierten gleich weglassen und Dich auf die einfachen, aber funktionierenden konzentrieren. Da behältst Du dann auch Oberwasser, wenn die Dinge mal gegen Dich laufen. Und das wird unweigerlich passieren, weil es Teil des Spiels ist, weil Chance und Risiko die zwei Seiten derselben Medaille sind. Du solltest Dich über verschiedene Strategien informieren, sie vielleicht auch mal austesten, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Entscheidend ist, dass Du die richtige für Dich findest. Eine, mit der Du Dich wohl fühlst, die für Dich funktioniert. Denn nur dann meisterst Du die Höhen und Tiefen souverän und nicht als Getriebener. Wenn Du nur andere kopierst, triffst Du niemals eigene Entscheidungen – und Du machst Dich damit komplett von den Handlungen anderer abhängig. Entscheide Dich für eine Strategie, pass sie an, perfektioniere sie. Es funktioniert und macht Dich souverän. Denn was man zu kennen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. 3. Sei geduldig Schnell reich werden, funktioniert selten. Auch wenn die Schlagzeilen natürlich gerade von solchen Leuten berichten. Die Titelseite ziert der Lottogewinner, aber die meisten haben ihr gewonnenes Geld nach nur einem Jahr schon wieder verloren. Verzockt, verspielt, sinnlos verplempert. Genauso ist es mit kurzfristigen hohen Börsengewinnen. Sie fühlen sich großartig an, berauschend. Und wie eine Droge will man mehr davon und den Erfolg sofort wiederholen. Aber das klappt fast nie, denn eine andere Aktie, eine andere Ausganslage und andere Mitspieler haben die Bedingungen verändert und deshalb läuft es ganz anders, obwohl man es doch genauso macht wie beim ersten Mal. Glück gehört dazu. Wenn es Dir Geld aufs Konto spült, sei dankbar. Und akzeptiere es als das, was es ist: Glück. Nicht deine Genialität. Nicht dein revolutionäres Handelssystem. Einfach nur Glück. Nimm es mit, als Geschenk. Aber nicht als Basis für deinen nächsten Zug. Damit Du Dich nicht auf das Glück verlassen musst, solltest Du die Wahrscheinlichkeiten für Dich arbeiten lassen. Denn die Börse ist ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten, nicht der Gewissheiten. Wenn Du die Argumente auf deiner Seite hast, machst Du vermutlich auch irgendwann Geld damit. Irgendwann. Du wirst akzeptieren müssen, dass sich auch deine besten und richtigsten Ideen nicht sofort auszahlen. Und manchmal überhaupt nicht. Weil nicht die Fakten den Börsenkurs machen, sondern die anderen Börsenteilnehmer, also ihre Meinungen und Emotionen. Und die haben meistens so gar nichts mit den Fakten zu tun, die Du Dir zurechtgelegt hast. Bis… diese Fakten zur allgemeinen Börsenmeinung werden und auf einmal alle erkennen, was Du schon Tage, Wochen, Monate, Jahre zuvor erkannt hast. Und dann sahnst Du ab. Allerdings nur, wenn Du bis dahin durchgehalten hast. Und, Du ahnst es schon, die wenigsten halten durch. Wir leben in einer Welt, die zunehmend von „instant gratification“ beherrscht wird, sofortiger Zuneigung und Belohnung. Unser Verhalten passt sich an, wir sind daran gewöhnt. Und dann soll gefälligst auch der Kursgewinn sofort erfolgen, nachdem wir die Aktie gekauft haben. Aber so läuft es natürlich nicht. Wer die beste Idee der Welt hat, ist trotzdem der Loser, wenn er nicht abwarten kann, bis sie sich durchgesetzt hat. So wie Ron Wayne, der mit Steve Jobs und Steve Wozniak am 1. April 1976 eine Firma namens Apple gegründet hat. Wayne hielt nur 12 Tage durch und verkaufte seinen zehnprozentigen Anteil für 800 Dollar an die beiden anderen. Heute wäre sein Anteil mehr als 300 Milliarden Dollar wert. Womit Wayne der reichste Mensch der Welt wäre. 4. Bleibe aufgeschlossen Geduld zahlt sich aus. Solange Du sie nicht mit Sturheit verwechselst. Wenn Du Aktien eines lausigen Unternehmens gekauft hast oder sich die Rahmenbedingungen verschlechtern, musst Du handeln und Dich nicht aus den falschen Gründen an einem Investment festklammern. Nur weil Du eine Aktie gekauft hast, ist dies noch lange kein Qualitätssiegel für das Unternehmen. Alle Unternehmen scheitern irgendwann, nichts währt unendlich. Unternehmen müssen sich ständig anpassen und manchmal neu erfinden, um erfolgreich zu bleiben. Und solange sie das sind, kannst Du beruhigt an Bord bleiben und dort dein Geld für Dich arbeiten lassen. Die Wertschöpfung findet im Unternehmen statt, nicht in seinem Börsenkurs. Auch wenn Dir diese omnipräsente Anzeigetafel das so vorspielt. Du darfst Dich nicht in ein Unternehmen, nicht in ein Business und nicht in das Management verlieben. Behalte die Augen immer offen, hinterfrage deine Investmentthese, die Aussagen der Manager, die Erklärungen für gute oder schlechte Geschäftsergebnisse. Und wenn sie unstimmig sind und Dich nicht (mehr) überzeugen, dann trenne Dich von den Aktien. Behalte sie nicht in der Hoffnung, dass es schon wieder besser werden wird, sondern nur dann, wenn Du überzeugt bist, dass es wieder aufwärts gehen wird. Setze nicht auf Hoffnungen, sondern auf Wahrscheinlichkeiten. 5. Trade nicht Vor 50 Jahren lag die durchschnittliche Anlagedauer bei mehreren Monaten, heute sind es wenige Minuten. Das liegt nicht nur an den verbesserten Zugängen zu Brokern und Börsen und den allzeit verfügbaren Informationen, sondern auch an unserer Mentalität, die auf Action ausgerichtet ist und der sich zunehmend verkürzenden Aufmerksamkeitsspanne. Das ist zu deinem Vorteil, wenn Du Dich hiervon nicht beirren lässt. Die erfolgreichsten Anleger sind jene, die ihre Aktien einfach für lange Zeit im Depot liegen lassen. Trotz einiger Pleiten, trotz Börsencrashs erzielen sie eine bessere Rendite als durchschnittliche Anleger. Der Grund ist einfach: wir Menschen sind lausige Timer, wir entscheiden uns entweder zu früh oder zu spät, wie kaufen zu hoch oder verkaufen zu niedrig. Und prinzipiell zum falschen Zeitpunkt. Wenn Du diese Wahrheit akzeptierst, kannst Du auch die richtigen Konsequenzen daraus ziehen: möglichst wenig zu traden. Markttiming funktioniert nicht. Also lass es! Um sich nicht ständig der Versuchung auszusetzen, ist es ratsam, nicht andauernd ins Depot zu schauen. Der Erkenntnisgewinn ist kaum höher, wenn man täglich sein Portfolio checkt, als wenn man es nur einmal die Woche tut. Oder einmal im Monat. Man sieht eine Kursveränderung und fragt sich, woraus die wohl resultiert. Und fast immer gibt es keinen wichtigen Grund. Warum solltest Du also viel Zeit damit verbringen? Beim Blick auf die täglichen Veränderungen eines Aktiencharts erkennt man viele Gelegenheiten zum Kauf und Verkauf. Natürlich immer nur in der Rückschau. Derselbe Chart, aber auf Monatsbasis, sieht weniger interessant und viel glatter aus. Er enthält weniger Handlungsimpulse und meistens sieht es so aus, als wäre nichts Weltbewegendes passiert. Es fehlt „die Action“. Und das ist auch gut so, wie wir uns hinsichtlich des Compoundings erinnern. Wer seltener ins Depot blickt, macht weniger Fehler und erzielt alleine deshalb tendenziell höhere Renditen. Sorry, dass es wirklich so simpel ist. Aber die wenigsten Zaubertricks behalten ihren Reiz, sobald man weiß, wie sie funktionieren. 6. Bring den Zinseszinseffekt nicht aus dem Tritt Wenn etwas nachweislich nicht klappt, wäre es doch wirklich dumm, es immer wieder zu machen. und damit Geld zu verbrennen. Also Finger weg und einfach den Zinseszinseffekt seine Arbeit machen lassen. Und was das für eine Arbeit ist! Anfangs wirkt er sich kaum aus, aber je länger man den Zinseszins arbeiten lässt, desto spektakulärer werden die Ergebnisse. Die Amis nennen das „Compounding“ und Einstein soll die Macht des Zinseszinses als das achte Weltwunder bezeichnet haben. Börsenlegende Peter Lynch brachte es mit einem treffenden Satz auf den Punkt: „Du wirst deine Ergebnisse nicht verbessern, indem Du die Blumen ausreißt und das Unkraut gießt“. Und genau darum geht es: Unternehmen die sich positiv entwickeln, Umsatz, Cashflow und Gewinn dauerhaft steigern, die behältst Du im Depot. Egal, welche Kapriolen der Aktienkurs zwischendurch auch mal anstellt. Aber die Aktien von Unternehmen, die ständig weniger Leistung erbringen, als sie versprechen, die ihre Misserfolge lieber schönreden als den Kurs zu wechseln, die solltest Du aus dem Depot werfen. Die Begleiterscheinung dieser Erfolgsstrategie ist, dass sich an der Spitze deines Depots die besten Unternehmen ansammeln, während am Ende die wenig erfolgreichen rumlungern. Dein Depot konzentriert sich von alleine. Das muss Dich nicht ängstigen. Wer vor 25 oder 30 Jahren aussichtsreiche Unternehmen gekauft und bis heute behalten hat, hat damit einige Pleiten und Enttäuschungen erlebt. Wie mit General Electric oder Boeing. Aber er hat vermutlich auch Apple, Microsoft, Amazon und Berkshire Hathaway im Depot und zwar ganz oben an der Spitze. Die Erfolge der „Superaktien“, wie Ken Fisher sie nennt, stellen alle Missgriffe in den Schatten. Und man braucht nicht viele davon. Warren Buffett selbst erklärte auf der letzten Berkshire-Hauptversammlung, der außergewöhnliche Erfolg von Berkshire hänge an gerade mal zehn oder zwölf sehr guten Investitionen, die er in den 60 Jahren getätigt hat, seit er die Firma übernommen und zu seiner Investmentholding umfunktioniert hat. Apple ist die bekannteste seiner Erfolgsaktien und die einzige aus dem Bereich Technologie. American Express, die Ratingagentur Moody’s und Coca-Cola hält er schon seit mehr als 25 Jahren und neben den Kursvervielfachungen haben diese Unternehmen auch Milliarden von Dividenden an Buffett überwiesen. Milliarden machte er auch mit Wells Fargo, Goldman Sachs oder der Bank of America, die er während heftiger Bankenkrisen kaufte. Oder der Autodirektversicherung GEICO und der Eisenbahngesellschaft BNSF, die beide nicht mehr börsennotiert sind. Buffett hatte schon hunderte von Aktien im Depot, aber an seinen Gewinnern hält er eisern fest. Solange sie auf Kurs bleiben. 7. Meide Value Traps Mach Dir viele Gedanken, BEVOR Du eine Aktie kaufst. Nicht hinterher. Nur weil ein Kurs niedrig steht, ist die Aktie nicht preiswert. Nur weil die Dividendenrendite besonders hoch ist, ist die Aktie keine gute Investition. Dividenden sind ausgeschüttete Unternehmensgewinne und das bedeutet, sie müssen zuvor vom Unternehmen verdient worden sein. Eine zu üppige Dividendenrendite ist häufig eher ein Warnsignal, dass hier etwas im Argen liegt. Oft ist der Aktienkurs abgestürzt und die Dividendenerwartung ist noch nicht gesenkt worden von den Analysten, so dass sie Dividendenfans in die Falle lockt. Denn wenn es operativ nicht läuft, wird zumeist auch die Dividende gesenkt oder ganz gestrichen. Wenn Du Dir ein Billig-T-Shirt kaufst, sparst Du beim Kauf Geld. Wenn das Shirt nach dem dritten Waschgang aber Löcher hat und Du ein neues brauchst, zahlst Du unterm Strich drauf. Also lieber doch Qualität kaufen zum vernünftigen Preis. Genauso läuft es mit Aktien. Kaufe keinen Ramsch in der Hoffnung, jemand anderes wird Dir den Schrott schon teurer abkaufen. Kaufe Qualitätsunternehmen, wenn ihre Aktien vergleichsweise günstig stehen. Das kommt recht häufig vor, weil es fast jedes Jahr mindestens einen stärkeren Börseneinbruch von um die 10 Prozent gibt, bei dem Panik aufkommt und die Anleger wahllos alle Aktien aus den Depots kegeln – auch die Qualitätswerte. Das ist dann der perfekte Zeitpunkt für deine Börsen-Shoppingtour. 8. Kaufe und verkaufe nicht in Panik Um von der Dummheit der anderen zu profitieren, darf man nicht selbst der Dumme sein. Und das bedeutet, dass Du Dich nicht zu Panikkäufen oder -verkäufen verleiten lassen darfst. Wenn ein Thema die Schlagzeilen beherrscht, gibt es um die Aktien dieses Sektors einen Hype. In der Globalen Finanzkrise wurden alle Bank- und Finanzwerte gnadenlos abverkauft, es grassierte die Panik. In der Corona-Pandemie wurden alle Internetaktien hochgejubelt, es herrschte Kaufpanik, die nun als FOMO (Fear of missing out) bezeichnet wird. Die Finanzwerte erholten sich ab 2009 wieder und Buffett verdiente Milliarden. Die Internetwerte stürzten ab 2022 ab und Buffett verlor – nichts. Er war hier gar nicht investiert. 9. Bleibe in deinem Kompetenzbereich Internetwerte gehören nicht in Buffetts Kompetenzbereich. Deshalb investiert er nicht in sie. Egal, wie groß die Chancen hier auch sein sollten, es ist nicht sein Spielfeld. Der beste Basketballer der Welt hat keine Chance, wenn er beim Tennis antritt. Also sollte er es lassen und sich auf Basketball fokussieren. Und genauso musst Du es auch halten. Nur weil alle von Künstlicher Intelligenz reden und was die alles können wird und welche Fantastilliarden es hier zu verdienen gibt, muss das nicht dein Spiel sein. Du kennst Dich aus mit Mode? Oder Finanzen? Oder dem Gesundheitswesen? Prima, dann ist das dein Kompetenzbereich und in dem kannst Du am besten Chancen und Risiken erkennen und damit Unternehmen, die sich besonders gut entwickeln oder voll vor die Wand fahren. Peter Lynch lehrt, dass Du wissen musst, welche Unternehmen Du besitzt und warum Du sie besitzt. Dann bist Du jederzeit Herr des Geschehens und kannst aktuelle Entwicklungen gut einordnen und auf mögliche Auswirkungen auf deine Unternehmen abklopfen. Innerhalb deines Kompetenzbereichs bist Du im Vorteil und kannst Überrenditen erzielen, außerhalb bezahlst Du die Gewinne der anderen. 10. Hab keine Angst vor steigenden Kursen Richtig gelesen. Steigende Kurse können einem die Rendite verhageln. Nämlich dann, wenn man ihretwegen eine Qualitätsaktie nicht aufstockt. Der psychologische Fallstrick dahinter ist ziemlich einfach: wenn man etwas zu 100 gekauft hat und es nun bei 200 notiert, wirkt es teuer. Und würde man seine Aktienposition verdoppeln, läge der neue durchschnittliche Kaufkurs nicht mehr bei sehr niedrigen 100, sondern nur noch bei mittelprächtigen 150. Also lässt man es lieber. Und verliert damit Geld! Nicht nur weil man stattdessen vielleicht irgendwas Schlechteres kauft, sondern weil man seine beste Idee nicht ausbaut. Und wir wissen ja, dass selbst Starinvestoren nur wenige wirkliche Top-Investments gelingen. Was Dir hier in die Quere kommt, ist der „Ankereffekt“. Ein psychologischer Anker wirkt wie ein Magnet auf einen Kompass – er verzerrt die Wahrnehmung. Hier ist der Anker dein Einstandskurs, also die 100. Niemand außer Dir hat irgendeine Bindung an diesen Kurs und kann deshalb ungehindert die Aktien des Superunternehmens für 200 kaufen. Jeder andere sieht nur die großen Chancen, die sich ihm hier bieten. Aber Du bist an deinen Einstiegskurs von 100 genagelt, der deine Überlegungen und deine Entscheidungen beeinflusst. Aber für niemanden auf der Welt hat dein Einstandskurs eine Relevanz und für die künftige Entwicklung des Unternehmens und seines Aktienkurses erst recht nicht. Deshalb darf er auch bei deiner Entscheidung keine Rolle spielen! Sieh es einfach mal so: wenn eine Aktie von 10 auf 100 steigt, dann wäre sie für 10 ein kauf gewesen. Und für 20. Und für 50. Und für 70. Wenn Du sie zu 10 gekauft hast, ist sie bei 100 ein Tenbagger für Dich. Klasse! Und hättest Du bei 20 deine Position verdoppelt und deinen Einstandskurs auf 15 erhöht? Dann wäre deine zweite Tranche ein Fivebagger und die Aktien von 20 auf 100 gestiegen. Super! Und darauf wärst Du bereit zu verzichten? Nur weil sich dein Einstandskurs durch das Aufstocken erhöht hätte? Wohl kaum. Und trotzdem gehen die meisten Anleger genauso vor und lassen auf diese Art enorme Gewinne liegen. Du kannst das besser! Im Grunde ist auch das recht simpel: blende aus, dass Du die Aktien bereits im Depot hast. Tu so, als würdest Du nicht aufstocken, sondern die Aktien zum ersten Mal kaufen. Bewerte ausschließlich die Perspektiven der neuen Aktien und was Du von ihnen erwartest. Und dann kaufst Du. Der neue Mischkurs ist dann nur eine rechnerische Größe, die in der Börsenrealität keine Relevanz hat. Nur in deinem eigenen kleinen Börsenkarussell. 11. Volatilität ist nicht gleich Risiko In manchen Börsenphasen gibt es nur schwache Kursausschläge und in anderen schwanken die Kurse enorm. Das nennt man dann Volatilität und Anleger messen den heftigeren Schwankungen eine viel größere Bedeutung zu. Weil sie auf ihren Depotstand glotzen und ob der an einem Tag 5 Prozent höher oder tiefer steht, löst schnell Existenzängste aus. Davon musst Du Dich freimachen. Der Wert deiner Aktien schwankt nicht annähernd so stark, es sind nur die Aktienkurse. Und die bedeuten (fast) nichts. Sie sind nur ein zufälliges Aufeinandertreffen von Angebot und Nachfrage zu einem bestimmten Zeitpunkt. Im nächsten Augenblick sind sie schon Geschichte und der nächste Kurs nimmt ihren Platz ein. Und auch dieser wird in stark schwankenden Märkten von Angst und Gier der einzelnen Anleger bestimmt. Und zunehmend der Algorithmen, die zumeist kurzfristige Trends verstärken und damit die Volatilität noch erhöhen. Wer in solchen Marktphasen einen kühlen Kopf behält, fährt besser. Aktien zu verkaufen, nur weil der Kurs fällt, ist eine lausige Idee. Und teuer. Aktien verkauft man nur deshalb, weil man sich geirrt hat, weil die Unternehmen sich nicht so entwickeln, wie man dachte. Nicht wegen des Kursverlaufs. Das gilt sowohl für die großen Standardwerte, aber noch viel mehr für Nebenwerte. Dort ist der Handelsumsatz meistens ohnehin gering und daher schlagen die Kurse in Panikphasen viel stärker aus. Wer hier kopflos agiert, handelt sich viel zu große Kursabschläge ein. Und macht damit vielleicht sogar Jahre geduldiger Aufbauarbeit in seinem Depot zunichte. Nur weil der Supermarkt den Preis für Tomaten um 30 % senkt, schmeißt man ja nicht seine eigenen aus dem Kühlschrank. Das tut man, wenn sie schimmeln – egal was der Supermarkt tut. 12. Spekuliere nicht auf Kredit Kredite sind wichtig für unsere Wirtschaft, der Kredithebel kann die Erträge deutlich erhöhen. Und das Risiko ist zumeist überschaubar. Deshalb nutzen viele Anleger Wertpapierkredite für ihre Investments und bessern so ihre Renditen auf. Wenn es klappt. Denn der Kredithebel wirkt natürlich auch in die andere Richtung und sorgt für deutlich stärkere Verluste, wenn man falsch liegt. |