Liebe Frau Do, eigentlich will ich nichts schreiben. Ich bin gar nicht gut drauf. Der Fußball ist ein ziemlich großer Teil meines Lebens, noch heute kann ich mich über die katastrophale Leistung meines Kindheitsidols Toni Schumacher im Finale 1986 aufregen. Ich habe seitdem kein großes Turnier verpasst. Das erste Vorrunden-Aus bei einer WM ist der emotionale Super-Gau. Es regt mich wirklich auf. Ich bin sauer. Was mache ich jetzt zwei Wochen? Vor allem: Wie lange dauert es noch bis zur nächsten EM? Es ist nur Fußball, sagen Sie? Genau das ist es ja. Es ist Fußball! Dieses Tor zum 0:2, als alles aufgelöst und leer war, vor allem das deutsche Tor, wird im Kopf bleiben. Sehr lange. So wie der Kopfball von Iordan Letchkov beim 0:2 im WM-Viertelfinale 1994 gegen Thomas Hässler. Oder die Rote Karte gegen Christian Wörns beim 0:3 gegen Kroatien bei der WM 1998 oder das Tor von Milan Baros beim 1:2 gegen Tschechiens B-Team bei der EM 2004. Und nun Südkorea. Es war viel Überheblichkeit und Arroganz im ersten Gruppen-Spiel gegen Mexiko zu sehen, gestern kamen spielerische Defizite, mangelnde Kreativität, fehlendes Engagement in der Offensive dazu. „No Sturm. No Drang“ hat der britische „Guardian“ treffend analysiert. Es war eine Einstellungssache, eine Haltungsfrage. Und damit sind wir bei Joachim Löw. Natürlich ist das auch seine Verantwortung. Löw hat die Mannschaft nach 2004 aufgebaut und Großartiges geleistet - bis hin zum WM-Titel 2014. Das wird bleiben. Trotzdem muss er jetzt gehen. Und einige seiner Lieblinge wie Özil und Khedira gleich mitnehmen. Es geht nicht anders. Robert Peters hat die Gründe für das Trauerspiel analysiert und geht außerdem der Frage nach, ob Löw geht. Immerhin: Zwei Krisen wird sich Deutschland wohl nicht leisten. Die Regierung in Berlin wird sich zusammenreißen und im Asylstreit einen Kompromiss finden. Jeder Bundestagsabgeordnete von CDU, CSU und SPD müsste bei eventuellen Neuwahlen um sein Mandat, um seinen Job fürchten. Kaum ein Wähler goutiert, was sich in Berlin gerade abspielt. Eva Quadbeck und Holger Möhle schauen auf die kommenden Tage. Den Auftritt von Horst Seehofer bei „Maybritt Illner“ gestern Abend fasst Gregor Mayntz zusammen. Herzlichst, Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |