electrive commercial: Depot Lade-Abbrüche per Gesetz // Mehr Tempo bei E-Lkw-Ladeinfrastruktur.

Liebe Leserinnen und Leser!
Der etablierte belgische Bushersteller Van Hool zieht die Reißleine und kehrt dem Elektrobusmarkt den Rücken. Das Beispiel zeigt, wie reaktionsschnell und anpassungsfähig Nutzfahrzeugbauer heute sein müssen bzw. gestern schon sein mussten, um gegenwärtig zu bestehen. Es gehört Mut dazu, sein Produkt mit ausgereifter Technik „gegen ein System mit Kinderkrankheiten und erheblichen Investitionskosten einzutauschen“, wie es VDV-Präsident Ingo Wortmann jüngst so schön auf den Punkt gebracht hat.
Und unter Kinderkrankheiten fällt wohl auch der Effekt, den der §14a EnWG auf Speditionen und Flottenbetreiber hat. Lassen Sie sich vom juristischen Anstrich des Themas nicht abschrecken. Wir haben Ihnen anschaulich aufbereitet, wieso es problematisch ist, wenn der Verteilnetzbetreiber die Firmen-Ladegeräte per Gesetz „dimmen“ darf. Der Aachener Ladespezialist Elexon versucht, das politische Berlin auf das für Logistiker entstehende Dilemma aufmerksam zu machen – „und den §14a noch einmal aufzubrechen“. An dieselben Adressaten wenden sich zudem MAN und Siemens mit ihrem Appell, endlich eine Offensive zum Rollout einer E-Lkw-Ladeinfrastruktur zu starten. Ihre Forderungen finden Sie in dieser Ausgabe weiter unten. Von Lkw-Ladern würde dann auch Tesla profitieren. CEO Elon Musk überlegt jedenfalls, seinen E-Truck auch in Berlin zu montieren. Auch dazu unten mehr.

Anregende Lektüre wünscht Ihnen Cora Werwitzke, Redaktion electrive

Paragraf 14a – Warum im Depot Lade-Abbrüche per Gesetz drohen: Wenn eine Netzüberlastung droht, dürfen Verteilnetzbetreiber private Ladestationen „dimmen“. Das regelt der neue §14a EnWG. Auch bei Spediteuren und Flottenbetreibern könnten die Ladeleistungen im Fall der Fälle heruntergeschraubt werden. „Das gefährdet deren Betriebsabläufe“, warnt der Ladeinfrastruktur-Spezialist Elexon – und untermauert das mit einem einleuchtenden Szenario.

Van Hool vor Ausstieg aus E-Bus-Geschäft: Der belgische Bushersteller will laut einem Medienbericht die Produktion und den Verkauf von Stadtbussen komplett einstellen. Das Unternehmen sehe keine Chancen mehr, im Segment der zunehmend elektrischen Stadtbusse konkurrenzfähig zu sein. Die wirtschaftliche Lage ist zudem wohl sehr angespannt.

ÖPNV in Falkensee soll bis 2027 vollelektrisch werden: Die Havelbus Verkehrsgesellschaft will künftig auch mit Elektrobussen Fahrgäste im Havelland transportieren. Die ersten zehn Busse sollen ab September in Falkensee unterwegs sein.

Detmold ordert zehn Elektrobusse bei Mercedes-Benz: Die nordrhein-westfälische Stadt setzt auf E-Busse von Mercedes-Benz und will mit zehn eCitaros bis spätestens 2026 ebenso viele alte Dieselbusse ersetzen. Mit der Ankunft der strombetriebenen Busse wird dann die Hälfte der Detmolder ÖPNV-Flotte auf Elektroantrieb umgestellt sein.

Solaris liefert weitere E-Busse nach Warschau: Der ÖPNV-Betreiber MZA Warszawa hat zwölf Solaris Urbino 12 Electric geordert, die innerhalb eines Jahres in die polnische Hauptstadt geliefert werden sollen.

Dinobus liefert elektrische Shuttlebusse für Flughäfen: Die litauische Busmarke Dinobus hat sich zum Ziel gesetzt, emissionsfreie Transportlösungen für Flughäfen anzubieten. Der 14 Meter lange Dinobus Pure Electric Airport Bus soll den Flughafenbetreibern dabei helfen, ihre Fahrzeugflotte auf dem Vorfeld zu elektrifizieren.

First Bus nimmt 57 neue E-Busse in Leeds-Flotte auf: Das britische Transportunternehmen flottet im Laufe dieses Monats in der britischen Stadt 32 Solobusse des Typs GB Kite Electroliner sowie 25 Doppeldecker des Typs StreetDeck Electroliner von Wrightbus ein.

Tesla-Chef Musk findet Semi-Fertigung in Grünheide „sinnvoll “: Der E-Lkw Tesla Semi könnte künftig in Grünheide gefertigt werden. Das sagte Unternehmenschef Elon Musk bei seinem Blitzbesuch am deutschen Werk vor der versammelten Belegschaft. Grundsätzlich soll die Produktion in hoher Stückzahl Ende des Jahres Fahrt aufnehmen.

EU-Parlament will bei E-Lkw höheres Maximalgewicht zulassen: Nach dem Verkehrsausschuss hat nun auch das EU-Parlament für eine Erhöhung des maximalen Gewichts und der Länge von emissionsfreien Lkw gestimmt. Damit steht die Position des Parlaments im Vorfeld der Verhandlungen mit dem Rat fest.

Logistikverbände appellieren an Bundeskanzler: DSLV, BGL und BWVL warnen in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz vor einem Scheitern der Antriebswende im Straßengüterverkehr. Aus ihrer Sicht machen Hürden den Umstieg auf emissionsfreie Antriebe aktuell nahezu unmöglich. Als Interessengruppe fühlen sie sich nicht berücksichtigt. Mehrere Lösungsansätze liefern die Verbände in ihrem Schreiben gleich mit.

Paul liefert 25 Wasserstoff-Lkw an Kunden aus: Die Paul Group hat die ersten 25 Exemplare ihres Brennstoffzellen-Lkw PH2P aus der Serienproduktion an Shell übergeben. Der Energiekonzern hat diese dann über sein Pay-Per-Use-Modell an Logistiker vermittelt.

Renault liefert 165 Elektro-Lkw an XPO Logistics: Der französische Nutzfahrzeughersteller und der Logistikdienstleister haben einen Kaufvertrag über 165 vollelektrische Lkw unterzeichnet. Der XPO Logistics will damit seine Dieselflotte auf der Kurzstrecke ersetzen.

Ein E-Fahrzeug voll Kerosin: Mercedes-Benz Special Trucks hat am Flughafen Stuttgart ein vollelektrisches Betankungsfahrzeug auf Basis des Mercedes-Benz eEconic übergeben. Der Betankungsdienstleister Skytanking wird damit die Tanks von Flugzeugen mit Kerosin befüllen.

Siemens und MAN fordern mehr Tempo bei E-Lkw-Ladeinfrastruktur: MAN und Siemens Smart Infrastructure haben ein gemeinsames Whitepaper zum Ausbau der Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge veröffentlicht. Darin fordern die beiden Unternehmen die politischen Entscheidungsträger auf, den Ausbau der Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge zu priorisieren.