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ePredigt vom 06.07.2025 (1. Timotheus 1, 12-17)

Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 3. Sonntag nach Trinitatis mit dem Wochenspruch für diese neue Woche: "Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist." (Lukas 19,10). Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im ersten Timotheusbrief, Kapitel 1, die Verse 12-17. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen:

Lobpreis der göttlichen Barmherzigkeit

Ich danke unserm Herrn Jesus Christus, der mich stark gemacht hat und für treu erachtet hat und in das Amt eingesetzt, mich, der ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler war, aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich hab es unwissend getan, im Unglauben.

Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin.

Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, dass Christus Jesus an mir als erstem alle Geduld erweise, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

Liebe Gemeinde,

bevor wir uns gemeinsam Gedanken über den heutigen Predigttext machen, lassen Sie uns noch kurz zusammen beten:

Herr, zeig uns dein königliches Walten,
bring Angst und Zweifel selbst zur Ruh.
Du wirst allein ganz recht behalten,
Herr, mach uns jetzt stille und rede du.

Amen.

Liebe Gemeinde,

wenn wir in der Bibel das Wort Barmherzigkeit lesen, dann kann dies auch nahezu immer mit dem Wort Gnade beschrieben werden. Beide Worte werden im Kontext häufig für ein und das gleiche benutzt. Daher lassen Sie uns heute doch einmal zusammen darüber nachdenken, was uns der Apostel Paulus denn über Gottes Gnade mitteilen möchte.

1. Gnade und Vergangenheit

Ja, liebe Gemeinde, der Apostel Paulus war ein Mensch mit Vergangenheit, wie man so schön sagt. Ausgebildet als konservativer Theologe sagte er der neuen Bewegung mit diesem Jesus den Kampf an. Überall wo er sie antraf, da verfolgte er sie, diese Anhänger eines gewissen Jesus.

Selbst an Todesurteilen war er nicht nur beteiligt, sondern wohnte diesen auch höchstpersönlich bei.

Und dann passierte es auf dem Weg nach Damaskus, wo er weitere Jesusjünger inhaftieren, geißeln und töten wollte. Mitten auf dieser Reise da erschien ihm der Herr Jesus höchstpersönlich. Und dieser Jesus machte aus einem Lästerer, Verfolger und Gewalttäter einen Apostel wie es ihn danach niemals wieder gegeben hat.

Mit dem gleichen Feuereifer mit dem er die Jesusjünger verfolgte, mit dem gleichen Feuereifer predigte er nun genau diesen Weg zur Erlösung, den er bis aufs Messer bekämpft hatte.

Was sagt uns dies über Gottes Gnade? Nun, es sagt uns ganz klipp und klar, dass unsere Vergangenheit, wie schlimm sie auch gewesen sein mag, uns nicht für das Himmelreich disqualifiziert. Ich habe es oft während meines Dienstes in Gefängnissen persönlich erleben dürfen, dass Mörder und Totschläger den Frieden mit Gott gefunden haben.

Und wenn dieser Herr und Heiland selbst Mördern, Verleumdern und Totschlägern nicht die kalte Schulter weist, dann dürfen auch wir mit all unserer Vergangenheit zu ihm kommen und mit ihm ein neues Leben beginnen.

Und noch eines: Wir dürfen ruhig in jedem Verleumder und Gewalttäter einen Menschen sehen, den Gott eben bis zum heutigen Tag noch nicht erreicht hat, den er aber auf jeden Fall in seinem Reich haben möchte.

Gott sieht also niemals auf die Vergangenheit. Er wirft unsere Sünden in das tiefste Meer, wo sie niemand mehr heraufischen darf. Gott sieht nicht den Sünder, sondern das, was aus dem Menschen werden könnte, wenn er denn zu ihm kommt.

2. Gnade und Schuld

Gnade und Schuld passen ja nun mal so gar nicht zusammen. Gnade vor Recht ergehen lassen – das kennen wir doch alle.

Wenn Gott einem jeden Menschen, der mit aufrichtigem Herzen zu ihm kommt, Gnade gewährt, dann ist diese Gnade größer als unsere Schuld jemals sein könnte.

Egal, was auch immer wir angestellt haben, Gottes Gnade ist immer größer als unsere Schuld. Darauf dürfen wir uns felsenfest verlassen.

Wenn wir mit unserer Schuld zu Gott kommen, dann ist es ja nicht so, dass wir diese Schuld mit einem bußfertigen Herzen überwinden. Egal, wie reumütig wir auch immer sein mögen, die Schuld existiert ja weiterhin.

Wir, liebe Gemeinde, können rein gar nichts daran tun, um diese Schuld von uns aus loszuwerden. Wir können unsere Schuld nicht auslöschen, aber es gibt einen, der dies kann.

Unser Herr und Heiland hat am Kreuz von Golgatha sein Leben als Bezahlung für alle unsere Sünden dahingegeben. Jeder, der sich auf diesen Akt der Gnade bezieht, dem wird die Schuld erlassen und er wird erlöst.

Das dürfen wir all unseren Mitmenschen weitersagen, dass ja schon jemand auch für all ihre Sünden bezahlt hat. Sie müssen nur noch eines tun, nämlich dieses Gnadengeschenk annehmen. Jeder, der dies tut, der hat von einem Augenblick zum nächsten wieder den freien Zugang zum Vaterhaus.

Wenn wir dieses Geschenk annehmen – und wir alle, die wir heute Morgen hier beisammen sitzen, wir haben dieses Geschenk ja schon angenommen – wir alle dürfen auch diese Gnade unsere Mitmenschen spüren lassen.

Ich kenne keinen Menschen, der die Gnadengabe als Geschenk empfangen hat und der dann noch vollkommen ungnädig mit seinen Mitmenschen umgeht. Jeder wiedergeborene Christ geht mit seinen Mitmenschen vollkommen anders um als vor seiner Begnadigung.

3. Gnade und Dienst

Wenn wir uns an Paulus erinnern, dann hatte er nach der Damaskusstunde eine kleine Bedenkzeit. Ich glaube, nach so einem dramatischen Erlebnis hätte ich auch erst mal eine kleine Auszeit gebraucht.

Und danach rief ihn unser Herr und Heiland auch sofort in seinen Dienst. Paulus konnte auch nicht großartig nachdenken, wie er denn möglichst wohlformuliert das Evangelium verkündet. All das, was er dafür brauchte, das gab ihm Jesus mit auf den Lebensweg.

Und das gilt auch für uns. Nach unserer Erlösung sollen wir nicht zu Hause auf der Terrasse im Lehnstuhl sitzen und uns wohlsinnend die Welt da draußen betrachten.

Nein, wir sind sofort berufen, diese frohe Botschaft, die uns errettet hat, an die Menschen weiterzugeben, die davon eben noch nichts wissen.

Liebe Gemeinde, als ich mich daran erinnert habe, wie bei mir alles begonnen hat, da dachte ich natürlich daran, wie ich anfangs Respekt und richtig Bammel davor hatte, meinen Dienst zu versehen.

Sage ich das richtig? Komme ich zum rechten Zeitpunkt zu den Menschen? Was mache ich, wenn ich ausgelacht werde? Das waren wirklich ernste Themen, die mich damals beschäftigt haben. Und Gott sei Dank durfte ich später erleben, dass es anderen auch nicht viel besser ergangen ist. Also ganz salopp einmal dahingesagt: Willkommen im Club!

Was habe ich dann gemacht? Ganz einfach, liebe Gemeinde, ich habe den einzigen Ausweg genommen, der mir noch in den Sinn gekommen ist. Ich habe das Gespräch mit Gott gesucht. Wenn mir einer helfen kann, dann doch wohl der, der mich beauftragt hat. Das waren meine Gedanken.

Ich bin natürlich nicht als Großevangelisator aus diesem Gespräch mit Gott herausgekommen. Aber ich hatte einen inneren Frieden, eine innere Ruhe gefunden, die mich in die Lage versetzte, meinen Dienst auszuüben.

Anfangs sicherlich sehr, sehr holprig. Und dann immer ein wenig besser. Jahre später nach meiner ersten Predigt sagte mir ein Hörer dieser Predigt, dass diese so schlecht gewesen sei, dass er dadurch den Weg zu Gott gefunden hat. Er war immer ein Perfektionist gewesen und wollte nur als perfekter Christ den Weg zu Gott wagen. "Ich habe nur gedacht: Wenn Gott diesen armen kleinen Wicht auf die Kanzel stellt, er also diesen für seinen Dienst ausgewählt hat, dann will er dies sicherlich auch mit mir tun."

Also lassen Sie uns gemeinsam Seelen retten. Aber vorher wollen wir nicht auseinandergehen, ohne noch einmal zusammen gesungen zu haben. Lassen Sie uns gemeinsam in den ersten und sechsten Vers des Liedes "Ach bleib mit deiner Gnade..." (EG 347) von Josua Stegmann einstimmen, welche da lauten wie folgt:

Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ,
dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.
Ach bleib mit deiner Treue bei uns, mein Herr und Gott;
Beständigkeit verleihe, hilf uns aus aller Not.

Der Herr segne Dich und behüte Dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.
Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden.

Amen.

Liebe Gemeinde,
ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Es grüßt Sie alle ganz herzlich
Ihr
Ulrich Naber

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