| ePredigt vom 11.11.2018 (Matthäus 9, 18-26) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 24. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 9. Kapitel des Matthäusevangeliums, die Verse 18-26. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Als er dies mit ihnen redete, siehe, da kam einer von den Vorstehern der Gemeinde, fiel vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist eben gestorben, aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig. Und Jesus stand auf und folgte ihm mit seinen Jüngern. Und siehe, eine Frau, die seit zwölf Jahren den Blutfluss hatte, trat von hinten an ihn heran und berührte den Saum seines Gewandes. Denn sie sprach bei sich selbst: Könnte ich nur sein Gewand berühren, so würde ich gesund. Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sie getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau wurde gesund zu derselben Stunde. Und als er in das Haus des Vorstehers kam und sah die Flötenspieler und das Getümmel des Volkes, sprach er: Geht hinaus ! Denn das Mädchen ist nicht tot, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn. Als aber das Volk hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff sie bei der Hand. Da stand das Mädchen auf. Und diese Kunde erscholl durch dieses ganze Land. Liebe Gemeinde, da möchte man doch gerne dabei gewesen sein als die blutflüssige Frau geheilt und die tote Tochter des Gemeindevorstehers wieder zum Leben erweckt wurde. Und doch verbirgt sich hinter diesen spektakulären Heilungen noch etwas ganz anderes, was man vielleicht beim ersten Lesen übersieht. Lassen Sie uns darüber heute morgen wein wenig intensiver nachdenken. 1. Jesus kommt sofort Da kommt der Gemeindevorsteher in seiner Not zu Jesus und bittet ihn um Hilfe. Der Gemeindevorsteher bittet Jesus aber nicht ganz allgemein, sondern er bittet Jesus ganz konkret, dass er seine Hand auf seine Tochter legen möge, damit diese wieder gesund wird. Was für ein Glaube, liebe Gemeinde, der Gemeindevorsteher weiß ganz genau, dass diesem Jesus nichts unmöglich ist. Und er weiß auch, dass eine Geste, ein Wort oder ein Zeichen ausreicht, damit seine Tochter wieder gesund wird. Jesus lässt sich nicht lange bitten, sondern macht sich sofort auf den Weg. Und so ist es auch heute noch. Jesus erhört alle unsere Gebete. Auch wenn wir meinen, dass er sie nicht hören würde, in Wahrheit ist er schon auf dem Wege zu uns, um uns zu helfen. Aber, und daran müssen wir auch immer wieder denken, Jesus hilft uns so, wie es am besten für uns ist und nicht so, wie wir es uns wünschen. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass unser Herr schon längst auf dem Wege ist, wenn wir ihm unsere Nöte sagen. In unserer schnelllebigen Zeit ist dies für viele für uns mal wieder eine ganz neuer Herausforderung. Die Herausforderung der Geduld und des Abwartens, wie Jesus uns denn nun helfen wird. Aber keine Angst, liebe Gemeinde, Gott hilft spätestens rechtzeitig. 2. Jesus kommt zu allen Ja klar, wenn so ein wichtiger Gemeindevorsteher kommt, dem kann man ja keinen Wunsch abschlagen, da muss selbst Jesus sofort los und die Tochter heilen. Was soll denn wohl sonst die Kirche dazu sagen, wenn er jetzt nicht eingreift. Ja, liebe Gemeinde, Jesus ist auch für die Kirchenvorstände da. Auch wenn sie sich nicht immer so verhalten, wie wir es uns vielleicht wünschen. Auch wenn sie vielleicht mehr Dreck am Stecken haben, als wir ganz normalen Durchschnittsbürger. Bei Jesus jedoch gibt es kein Ansehen der Person. Wir alle sind ihm gleich wichtig. Und das sehen wir auch in unserem Predigttext. Da kommt eine blutflüssige Frau zu Jesus und berührt sein Gewand. Das ist umso erstaunlicher, als dass diese Frau eigentlich gar nicht hätte dort sein dürfen. Das war schon ein Skandal, was sich diese Frau traute. Unreine Menschen, und als das galt die blutflüssige Frau hatten sich von der Gesellschaft gefälligst fernzuhalten. Sollte sich aber dennoch jemand einer solchen Person nähern, dann hatte sie unverzüglich "Unrein, unrein" zu rufen, um den sich ihr nahenden Menschen noch rechtzeitig Menschen warnen zu können. Und doch, liebe Gemeinde, lässt es Jesus zu, dass diese Frau ihm so nahe kommt, dass sie sogar sein Gewand fassen kann. Was muss das für ein Glaube gewesen sein. Die Frau begibt sich in Todesgefahr, nur um das Gewand von Jesus anzurühren. Das wäre in de Tat ein wenig oberflächlich. Diese Frau wusste ganz genau, was passiert, wenn sie mit Jesus eine Verbindung eingeht. Sie wusste, dass nur er ihr helfen kann und nur dann, wenn sie sich ihm unter welchen Umständen auch immer ganz und gar ausliefert. Und das tat sie dann auch. Darum sagte Jesus ihr auch, dass es ihr Glaube war, der ihr geholfen hat. Und das schöne ist, dass dieser Jesus sich auch heute noch den vom Glauben getriebenen Menschen annimmt. 3. Der rätselhafte Jesus Wir Menschen begehren ja auch immer ein Stück weit Anerkennung für das, was wir getan haben. Gern werden wir in Gesellschaft anderer gelobt oder genießen es, wenn unsere Verdienste der Öffentlichkeit bekanntgemacht werden. Und da frage ich mich, wieso Jesus das nicht möchte. Als er das Haus des Jairus erreichte, hätte er ja alle anwesenden Menschen bitten können zu bleiben, um sogleich Zeugen einer Wunderheilung zu werden. Diese Wunderheilung vor Zeugen hätte sich doch in Windeseile herumgesprochen. Es wären bestimmt noch tausende andere Kranke zu Jesus gekommen. So weit, so logisch. Aber Jesus reagiert anders. Er wirft die ganze Gesellschaft erst einmal hinaus, bevor er ans Werk geht. Und dann ergriff er das tote Mädchen bei der Hand und es stand auf. Jesus wollte nicht als der größte Wunderheiler in die Annalen der Weltgeschichte eingehen. Jesus wollte sich nicht auf den Heilungsbühnen dieser Welt sehen, wo ihm die Menschen zu Füßen fallen. Nein, dieser Jesus wollte nur eines, nämlich das Vertrauen der Menschen in ihn und dass sie ihm ihr Leben übergeben. Und daran hat sich in den letzten 2000 Jahren nichts geändert. Wir sehen Jesus auch nicht mehr, aber wir sehen seine Spuren in unserem Leben und auch in dem Leben unserer Mitmenschen. Wir sehen ihn nicht, aber wir spüren und fühlen, dass da jemand am Werk ist. Und diesem Jesus, der auch heute noch wirkt, diesem Jesus sollen wir unser ganzes Vertrauen schenken. Egal, was uns auch in unserem Leben widerfahren mag. Egel wie tief wir auch manchmal fallen mögen. Wenn wir diesem Jesus vertrauen, dann wird er auch unsere Hand ergreifen und wir werden mit seiner Hilfe wieder aufstehen. Und auch bei unserem letzten Gang in dieser vergänglichen Welt ist Jesus bei uns und nimmt uns an seine Hand, wenn wir unseren letzten irdischen Atemzug getan haben und führt uns heim in sein Reich, wo er bereits unsere Wohnungen für die Ewigkeit bereitet hat. Darum lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes unserem Herrn für all das danken, was er auch heute immer wieder für uns tut, indem wir gemeinsam in den ersten Vers des Liedes "Nun danket alle Gott..." (EG 321) von Martin Rinckardt einstimmen, der da lautet, wie folgt: Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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