ePredigt vom 16.02.2020 (Hesekiel 2, 1-5; 8-10; 3, 1-3) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 2. Sonntag vor der Passionszeit, dem Sonntag Sexagesimae. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir bei dem Propheten Hesekiel, Kapitel 2, die Verse 1-5 und 8-10 und Hesekiel 3, die Verse 1-3. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, tritt auf deine Füße, so will ich mit dir reden. Und als er so mit mir redete, kam Leben in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte dem zu, der mit mir redete. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Israeliten, zu dem abtrünnigen Volk, das von mir abtrünnig geworden ist. Sie und ihre Väter haben bis auf diesen heutigen Tag wider mich gesündigt. Und die Söhne, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: "So spricht Gott der Herr! " Sie gehorchen oder lassen es - denn sie sind ein Haus des Widerspruchs -, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen ist. Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das Haus des Widerspruchs. Tu deinen Mund auf und iss, was ich dir geben werde. Und ich sah, und siehe, da war eine Hand gegen mich ausgestreckt, die hielt eine Schriftrolle. Die breitete sie aus vor mir, und sie war außen und innen beschrieben und darin stand geschrieben Klage, Ach und Weh. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, iss, was du vor dir hast ! Iss diese Schriftrolle und geh hin und rede zum Hause Israel ! Da tat ich meinen Mund auf und er gab mir die Rolle zu essen und sprach zu mir: Du Menschenkind, du musst diese Schriftrolle, die ich dir gebe, in dich hinein essen und deinen Leib damit füllen. Da aß ich sie und sie war in meinem Munde so süß wie Honig. Liebe Gemeinde, heute geht es darum, um es ganz salopp zu sagen, wie Gott seine Botschaft unter die Leute bringt. Lasen Sie uns exemplarisch einmal anschauen, wie er es bei dem Propheten Hesekiel gemacht hat. 1. Die Botschaft Neulich bei einer Gesprächsrunde, an welcher etliche Religionsvertreter teilnahmen war ich der Vertreter des Christentums. Ich konnte einfach sagen, was ich wollte, mir schlug nur Skepsis entgegen. Also halten wir einmal fest: Gottes Wort traf niemals und wird auch niemals auf eine breite Zustimmung treffen. Das ist schon ein wenig komisch, da wir doch die frohe Botschaft verkündigen. Aber bevor die Botschaft froh wird, trifft das Wort Gottes auf das Gewissen der Menschen und sagt ihm: Du bist ein Sünder, der verloren ist und in der Hölle landet. Das rüttelt auf, das macht wach und vor allem nervös. Die natürliche Reaktion der Menschen besteht in der Regel aus Abwehr und Protest. "Mein Nachbar sündigt noch mehr als ich". Gut, aber es geht bei der Botschaft, die Gott an mich richtet, mal eben nicht um meinen Nachbarn, sondern um mich höchstpersönlich. "So schlimm sind die kleinen Sünden doch gar nicht." Auch so ein gern gehörter Einwand. Aber es ist so schlimm. Auch mit kleinen Sünden kommt man in die Hölle und nicht in den Himmel. Jetzt könnte man ja versucht sein, so etwas wie ein Christentum-Light anzubieten, wo man die problematischen Stellen ein wenig entschärft. Und genau das sollen wir nicht tun, liebe Gemeinde. Unsere Aufgabe besteht darin, die wahre Botschaft weiter zu sagen, nichts wegzulassen und auch gar nichts schön zu reden, was dem Herrn missfällt. 2. Die Kraft Ganz schön harter Tobak, was wir gerade gehört haben. Aber so ist es nun einmal: Gottes Boten werden gern in die Enge getrieben. Auch vor Beleidigungen sind wir nicht geschützt, auch vor solchen nicht, die heftig unter die Gürtellinie gehen. Und wenn das alles nichts hilft, dann werden wir auch gern mal als etwas unterbelichtete Sonderlinge an die Seite gestellt. Das kann wehtun und macht unter Umständen auch einsam. Und dennoch lesen wir bei nahezu allen Propheten, die in den Dienst gestellt werden ein "Fürchte Dich nicht" unseres Herrn. Dieses "Fürchte Dich nicht" zeigt uns an, dass es der Herr ist, der uns bei allen schwierigen Missionen unterstützt, der uns trägt und der uns hält, gerade dann, wenn uns alle anderen verbal niederknüppeln. Unter diesem "Fürchte Dich nicht" sind wir als Christen geborgen, wo auch immer wir die Botschaft unseres Herrn unters Volk bringen. Und darauf dürfen wir uns unser ganzes Leben lang felsenfest verlassen. Denken wir einmal an die Missionare in China und in Nordkorea, um nur zwei problematische Länder zu nehmen. Auch dort wirkt Gott mit seinem "Fürchte Dich nicht" derart in das Leben der Missionare hinein, dass diese unerschrocken die Botschaft des Herrn verkündigen. 3. Der Auftrag Da schickt Gott Hesekiel zu den Abtrünnigen und zu dem, wie er es nennt Haus des Widerspruchs. Gott sieht doch, was da passiert. Warum schickt er denn da noch seinen Propheten hin? Das hat doch sowieso keinen Sinn. Und jetzt kommen wir zu einer Besonderheit großen Ausmaßes: Gottes Wort, also nicht wir, Gottes Wort kann Wunder bewirken. Gottes Wort, gepredigt an den sündigsten Orten und Stellen dieser Welt, kann auch da noch versteinerte Herzen aufbrechen, wo wir niemals mit gerechnet hätten. Ich sage es an dieser Stelle noch einmal: Das ist die Wirkung des Wortes und hat nichts mit unserer Ausstrahlung oder besonderen rhetorischen Fähigkeiten zu tun. Und gerade deshalb sind wir gerufen, dieses lebendig machende Wort dort zu verkündigen, wo dies am notwendigsten ist. Ich hab es schon öfters gesagt: Jeder soll dies tun mit den Fähigkeiten, die Gott ihm mit auf den Weg gegeben hat. Und gerade an diesen übelsten Orten dürfen wir Seinem "Fürchte Dich nicht" ganz besonderes Vertrauen schenken. Und nicht zuletzt rüstet uns Gott immer mit den Fähigkeiten aus, die wir für unseren Auftrag benötigen. Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den 1. Vers des Liedes von Paul Gerhardt "Ist Gott für mich, so trete..." (EG 351) einstimmen, der da lautet, wie folgt: Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich; sooft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich. Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |