| ePredigt vom 26.04.2020 (1. Petrus 2, 21b-25) Liebe Gemeinde, ich begrüße sie alle ganz herzlich am heutigen Sonntag, dem Sonntag Miserikordias Domini, dem zweiten Sonntag nach Ostern. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Petrusbrief, Kapitel 2, die Verse 21b-25. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet; der unsre Sünde selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. Liebe Gemeinde, vor zwei Wochen haben wir das Osterfest gefeiert. Vielleicht ein wenig besinnlicher als in den Jahren zuvor, aber das Entscheidende ist und bleibt doch, dass unser Herr von den Toten auferstanden ist und wahrhaftig lebt. Schauen wir uns doch heute noch einmal an, was Gott für uns getan hat und was er von uns erwartet. 1. Jesus hat gelitten Unser Herr starb einen grausamen Tod, den grausamsten den es in der damaligen Zeit gab. Wir müssen uns immer wieder vergegenwärtigen, dass ER dies für uns auf sich nahm. Die beiden Worte "für euch" zu Beginn unseres heutigen Predigttextes machen dies noch einmal besonders deutlich. Wir sehen ja meist lieber die positive Seite. Alles Negative blenden wir dann lieber ein wenig aus. Lassen Sie uns immer der Tatsache bewusst sein; da wo Jesus grausam starb, genau an diesem Kreuz müsste jeder von uns hängen, wenn es zum Weltgericht kommt. Vielleicht ist dieser Aspekt ja doch auch die Grundlage dafür, dass wir unserem Herrn immer wieder dafür danken, dass er uns diesen Weg erspart hat. Natürlich, liebe Gemeinde, nach dem Leid am Karfreitag kam die Auferstehung. Und von dieser Erlösungstat profitieren wir alle bis zum heutigen Tage. 2. Nachfolge Wir sollen seinen Fußstapfen nachfolgen, wenn wir den Weg in die Jüngerschaft antreten wollen. Das ist ja schon einmal eine ganz große Herausforderung. Denken wir einmal an eine Schneewanderung. Wenn wir alleine losmarschieren, dann müssen wir uns den Weg durch den Tiefschnee mühsam selber bahnen. Das ist beschwerlich und anstrengend. Wenn uns aber schon jemand vorausgegangen ist, dann fällt es uns schon erheblich leichter, diesem zu folgen. Und noch etwas ist ganz wichtig. Stellen wir uns vor, wir müssten diesen Weg in der Dunkelheit alleine gehen. Wie schnell würden wir uns verlaufen. Da der Herr vor uns hergeht, können wir aber auch in der Dunkelheit seinen Fußstapfen folgen. Somit stellt unser Herr sicher, dass wir immer auf dem rechten Weg bleiben. Als Wegzehrung finden wir dann auch einige ganz konkrete Hinweise, was wir auf dem Weg bitteschön unterlassen sollen. Wir sollen nicht betrügen. Nun gut, ich gehe mal davon aus dass unter uns heute Morgen kein Spitzbube sitzt, der sich den Betrug zum Beruf gemacht hat. Aber der Betrug fängt ja schon im Kleinen an. Ich komme jetzt mal auf ein Thema, das uns in den vergangenen Wochen stark beschäftigt hat: Das Toilettenpapier. Schon die einfache Mitnahme der Rolle Toilettenpapier am Arbeitsplatz ist ein Vergehen gegen meinen Arbeitgeber und somit eine Sünde. Ferner sollen wir nicht widerschmähen. Schmähen ist die verstärkte Form von beleidigen und beschimpfen. Das ist auch nicht immer so einfach. Wenn ich persönlich beschimpft werde, dann schwillt mir schon mal der Kamm und ich kann nicht immer garantieren, dass ich nicht auch zurückpoltere. Dann sollen wir auch das Leiden ertragen und zwar still und mit unserm Herrn zusammen. Wir sollen also nicht immer und überall Schuldige für unsere Nöte und Probleme suchen, sondern diese mit der Hilfe unseres Herrn durchleben und durchleiden. Das klingt alles so schön einfach, ist es aber nicht. Aber wir haben ja unseren Herrn an unserer Seite, der uns durch alle Leiden hindurchführt und begleitet. 3. Hirte und Bischof unserer Seelen Liebe Gemeinde, eine Schafherde ohne ihren Hirten ist vollkommen ungeschützt. Jeder Wolf hat ganz einfachen Zugang zu seiner Beute. In unserem Falle schützt uns unser guter Hirte vor den Machenschaften Satans, der nach wie vor nur eines im Sinne hat, nämlich uns von unserem Heiland wegzulocken. Daneben führt der Herr seine Herde auch auf sicheren Bahnen durch das Leben. Daran dürfen wir uns gerade in diesen recht turbulenten Zeiten gerne erinnern. Gleichzeitig ist unser Herr aber auch der Bischof unserer Seelen. Was heißt dies nun schon wieder? Im Griechischen Text steht dort das Wort "Episcopus", was übersetzt "Überschauer" bedeutet. Dies bringt uns nun auch nicht wirklich weiter. Übersetzen wir diesen Begriff nun in die lateinische Sprache, dann steht dort "Supervisor". Da können wir schon mehr mit anfangen. Der Supervisor schaut sich Dinge von außen an, also aus einem anderen Blickwinkel als wir das selber tun können und weiß auch so, wo die Tücken sind und wo und warum es manchmal "hakt" in unserem Leben. Zudem ist der Supervisor jemand, der uns stets kompetent beraten kann. Nutzen wir doch dieses Angebot unseres Herrn und bitten ihn immer wieder um eine Supervision unseres Lebens. Er ist ja stets nur ein Gebet weit weg von uns und wartet nur darauf, dass wir ihn anrufen. Wenn wir dies tun und den Kontakt zu ihm nie abreißen lassen, dann wird er uns sicher durch alle Stürme des Lebens führen und uns wohlbehalten in der Ewigkeit ankommen lassen. Lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den zweiten Vers des Liedes "Dir, dir, o Höchster, will ich singen..." (EG 328) des Liederdichters Bartholomäus Crasselius einstimmen, der da lautet, wie folgt: Zieh mich, o Vater, zu dem Sohne, damit dein Sohn mich wieder zieh zu dir; dein Geist in meinem Herzen wohne und meine Sinne und Verstand regier, dass ich den Frieden Gottes schmeck und fühl und dir darob im Herzen sing und spiel. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
|
| |
|