| ePredigt vom 26.06.2016 (1. Korinther 1, 18-25) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen 5. Sonntag nach Trinitatis. Den Predigttext für den heutigen Sonntag finden wir im 1. Brief des Paulus an die Korinther, Kapitel 1, die Verse 18-25. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Die Weisheit der Welt ist Torheit vor Gott Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): "Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen." Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind. Liebe Gemeinde, Zwei Welten prallen aufeinander, unsere "Menschenwelt" und die "Gotteswelt". Lassen Sie uns diese beiden Welten heute morgen einmal gemeinsam betrachten. 1. Die Menschenwelt Die Welt um uns herum wird mit Klugheit und Verstand regiert und bewältigt. Das ist auch gut so. Würden wir ohne Klugheit und Verstand in den Tag hineinleben, dann würden wir heute womöglich immer noch in Höhlen unser Dasein fristen. Wir können immer besser und immer präziser alles Geschehen auf dieser Welt erklären. Und wenn eine Erkenntnis die hohen Hürden der Wissenschaft überwunden hat, dann gilt diese Erkenntnis als wahr. Bloß so einfach ist es nun auch wieder nicht. Absolute Wahrheiten gibt es nämlich in keiner unserer Wissenschaften. Ich spitze dies mal etwas zu: Die Tatsache, dass an jedem Morgen unseres bisherigen Lebens die Sonne aufgegangen ist ist streng wissenschaftlich gesehen noch kein Beweis dafür, dass sie morgen früh wieder aufgehen wird. Was wir als unumstößliche wissenschaftliche Erkenntnisse bezeichnen, sind in Wahrheit nur relative Wahrscheinlichkeiten. Man war schließlich auch jahrhundertelang davon überzeugt, dass die Erde eine Scheibe sei. Und irgendwann stoßen wir mit all unserer Erkenntnis an eine Grenze. In jedem theologischen Studiengang gibt es immer wieder Kandidaten, die die Existenz Gottes meinen mit unserem Verstand, unserer Weisheit und unserer Klugheit beweisen zu können. Was dabei herauskommt ist meist irgendein Unsinn. Die Gegenseite ist aber auch nicht besser dran. Ihre vermeintlichen Beweise dass Gott nicht existiert basieren auf Annahmen und Mutmaßungen, die schon von sich aus nicht stimmig sind. Wie kann ich als ganz normaler Erdenbürger aber dann den Zugang zu Gott finden, wenn schon die Fachleute sich nicht einig sind ? 2. Der Glaube Irgendwann stoßen wir immer wieder an die Grenzen unserer Erkenntnis. Wir laufen quasi immer wieder vor eine imaginäre Wand, die wir mit all unserer Klugheit und Weisheit nicht überwinden können. Jetzt kommt das Element des Glaubens ins Spiel. Hinter der imaginären Wand befindet sich nämlich Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Mit Weisheit und Klugheit kann ich ihn also nicht erreichen. Das wäre auch fatal, wäre er dann doch nur für die Gelehrten zugänglich. Kritiker sagen mir an dieser Stelle oft: Dann muss ich also ausgesprochen dämlich sein, um den Weg zum Glauben zu finden. Das ist natürlich nicht der Fall. Gott ist aber für alle Menschen da. Nicht nur für eine elitäre hochintellektuelle Minderheit. Wie komme ich also durch diese Mauer hindurch. Allein durch den Glauben können wir den Zugang zu Gott finden. Es gibt keinen anderen Weg als den des kindlichen Vertrauens und des Glaubens, wenn wir Gott erkennen wollen. Ich kann aber nicht glauben, das höre ich in diesem Zusammenhang immer wieder. Meist wird dann die Wissenschaft oder das Leid dieser Welt herangezogen. Beides kann ich nicht ändern. Aber ich kann ja mal so tun, als ob es Gott gäbe. Ich lebe einmal eine Woche so, als ob Gott wirklich auf der anderen Seite der Mauer lebt. Wenn ich dies tue, liebe Gemeinde, dann werde ich es erleben, dass der allmächtige Gott hinter der Mauer diese Mauer für mich einreißt und sich mir zu erkennen gibt. Als dieser allmächtige Gott in Jesus Christus auf die Welt gekommen ist, da hat er die Mauer einfach durchschritten und ist zu uns gekommen. Was er alles auf Erden getan hat, das können wir alle in den Evangelien zur Genüge nachlesen. Wenn ich dies mache, dann kann ich nicht mehr sagen: Es gibt keinen Gott. Seit Jesus Christus auf der Welt war, ist die Gottesleugnung entweder böser Wille oder grenzenlose Dummheit. 3. Gotteswelt Die Gotteswelt unterscheidet sich ganz erheblich von unserer Welt. Das hat schon der auferstandene Jesus seinen Jüngern gezeigt, indem er Ihnen präsentierte, dass all unsere menschlichen Beschränkungen in der Gotteswelt keine Gültigkeit mehr besitzen. Wieso glauben wir eigentlich, dass Gott nicht jedes Gebet erhört ? Er kann sich ja nicht um jeden Menschen gleichzeitig kümmern. Das geht zeitlich und räumlich schon gar nicht. Mal ganz abgesehen davon, dass derjenige, der Himmel und Erde gemacht hat auch den Masterplan in Händen hält, gibt es bei Gott keine zeitlichen und räumlichen Beschränkungen. Wenn ich durch das Kreuz Jesu hindurchgehe und seine Erlösungstat auch für mich in Anspruch nehme, dann bin ich automatisch ein Bürger dieser Gotteswelt. Die Höhe, die Breite und die Länge kennen wir ja aus unserer dreidimensionalen Welt. Dann lernen wir auch noch die vierte Dimension die Tiefe, die Tiefe des Glaubens kennen. Wenn wir wieder zu Gottes Kindern geworden sind, dann werden uns auch unsere inneren Augen aufgetan und wir dürfen schon jetzt fühlen und spüren, was uns dereinst erwarten wird. Dem menschlichen Verstand und der menschlichen Weisheit sind all diese Dinge verborgen, wie wir gehört haben. Warum eigentlich ? Die Frage drängt sich einem doch förmlich auf. Ganz einfach, weil Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden und nicht nur diejenigen, die sich hochwissenschaftlich mit ihm befassen. Gott möchte, dass wir all das, auf was wir uns etwas einbilden an die Seite stellen und ganz einfach ihm allein vertrauen und nicht mehr unseren ganzen Fähigkeiten und Fertigkeiten. Daher hat er auch schon die Sehnsucht nach seiner Ewigkeit in unsere Herzen gelegt. Wir müssen nur noch eines tun, nämlich dem Ruf unseres Herzens folgen. Wie heißt es doch so schön in dem kleinen Prinzen: Nur mit dem Herzen sieht man wirklich gut. Darum lassen Sie uns immer wieder unsere Herzen ganz weit auftun, damit der Herr mit seiner ganzen Herrlichkeit bei uns einziehen und in uns Wohnung nehmen kann. Was dann passiert, das beschreibt der Liederdichter Nikolaus Ludwig von Zinzendorf sehr schön in dem 1. Vers seines Liedes "Herz und Herz vereint zusammen..." (EG 251), welcher lautet, wie folgt: Herz und Herz vereint zusammen sucht in Gottes Herzen Ruh. Lasset eure Liebesflammen lodern auf den Heiland zu. Er das Haupt, wir seine Glieder, er das Licht und wir der Schein; er der Meister, wir die Brüder, er ist unser, wir sind sein. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über Dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Es grüßt Sie alle recht herzlich Ihr Ulrich Naber |
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