| ePredigt vom 31.10.2018 (Galater 5, 1-6) Liebe Gemeinde, ich begrüße Sie alle ganz herzlich am heutigen Reformationstag. Den Predigttext für den heutigen Tag finden wir im Brief des Paulus an die Galater, Kapitel 5, die Verse 1-6. Lassen Sie uns diesen Text zunächst gemeinsam lesen: Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasst, so wird euch Christus nichts nützen. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt, dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist. Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen. Denn wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die man hoffen muss. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist. Liebe Gemeinde, die Galater waren schon ein besonderes Völkchen. Kaum hatten sie sich bekehrt, da fielen sie auch schon wieder scharenweise vom Glauben ab und beteten andere Götter an oder meinten, zum Glauben nicht etwas dazutun zu müssen, um ganz sicher zu sein, in den Himmel zu kommen. Eine ähnliche Situation fand auch Dr. Martin Luther vor, als er im wahrsten Sinne des Wortes die Reformation anzettelte. Ablassbriefe waren nur die Spitze des Eisberges, was Luther anprangerte. Luther wollte ja keine Reformation, Luther wollte nur ein ganz einfaches zurück zum Glauben, den Jesus uns gelehrt hat. Schauen wir uns doch heute einmal an, welche drei Punkte für unseren Glauben wichtig und ausschlaggebend sind. 1. Sola fide Allen der Glaube, so Luther, ist es, der wirklich vor Gott zählt. Und dabei handelt es sich um einen ganz persönlichen Glauben, der nicht ver-oder ererbbar ist. Gott hat viele Kinder, aber keine Enkelkinder. Wir dürfen uns im Glauben nicht auf andere Personen berufen, oder auf unseren ganz besonderen Status vor Gott, weil wir vielleicht aus einer Pfarrersfamilie abstammen. Billy Graham drückte dies einmal ganz drastisch aus, als er sagte: "Nur weil jemand in einer Garage geboren wurde, ist er noch lange kein Auto." Was einzig und allein vor Gott zählt, liebe Gemeinde, ist unser ganz persönliches Bekenntnis, das wir vor Gott nicht bestehen können, und unsere persönliche Umkehr und unsere Bekehrung zu dem hin, der all unsere Sünden in die Tiefe des Meeres wirft und ihrer nicht mehr gedenken wird. Das kann kein anderer Mensch für uns tun. Das muss ein jeder Mensch ganz persönlich mit Gott ausmachen. Da kann niemand einen Stellvertreter entsenden mit dem Auftrag, dies für ihn erledigen zu lassen. 2. Sola gratia Allein durch Gnade. Wenn wir so, wie soeben gehört, vor Gott in die Knie gehen, dann sind wir aus seiner Gnade von all unseren Sünden befreit und haben wieder direkten Zugang zu unserem Vater im Himmel. Nichts, aber auch gar nichts kann uns diesen Weg versperren. Bitte, bitte, vergessen wir dies niemals. Im Laufe der Kirchengeschichte hat es immer wieder Strömungen gegeben und gibt es noch, die uns eines Besseren belehren wollen. Nur wenn Du jeden Sonntag an der Messe teilnimmst, dann kommst du vielleicht in den Himmel. Nur wenn Du mehr gute als schlechte Werke aufzuweisen hast, dann kannst du in den Himmel kommen. Nur wenn der Pfarrer als Stellvertreter für Dich spricht, dann wirst Du vor Gott Gehör finden. Das ist alles Quatsch, liebe Gemeinde. Das einzige, was uns in den Himmel bringen kann ist die Gnade unseres Herrn. Für all unsere Sünden hat er schließlich schon bezahlt. Das einzige, was er von uns verlangt, ist, dass wir dieses Geschenk im Glauben annehmen. Ich weiß, es klingt banal: Wenn wir am Supermarkt unsere Waren auf das Band legen und die Kassiererin alles in die Kasse eingetippt hat, dann müssen wir den Betrag bezahlen, welche die Kasse anzeigt. Wenn die Kassiererin aber zu uns sagt, dass der Betrag schon von jemand anderem bezahlt worden ist, dann bringen wir die Waren doch auch nicht zurück in die Regale. Nein, wir erfreuen uns, dass ein Gönner für uns bezahlt hat. Im Glauben hingegen herrscht eine unglaubliche Skepsis. Sollte das wirklich wahr sein ? Das gibt es doch gar nicht. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, lassen wir lieber die Finger von diesem Gnadengeschenk. Ja, liebe Gemeinde, so reagiert der überwiegende Teil unserer Bevölkerung. Grund genug, dass wir endlich aufstehen und die gute Botschaft all denjenigen weitersagen, die sie noch nicht kennen. 3. Sola scriptura Allein die Schrift. Damit ist natürlich die Bibel gemeint. Die Bibel ist die Grundlage unseres Glaubens. Darin finden wir alles, was wir tun und was wir besser lassen sollen. Alle Vorschriften, die man uns auferlegen will und die wir nicht in der Bebel finden, all diese Vorschriften sind für uns nicht bindend. Natürlich verstehen wir Gottes Wort nicht immer auf Anhieb. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ein regelmäßiges Bibelstudium uns immer tiefer in die Materie eindringen lässt. Und wenn wir wirklich an eine Stelle gelangt sind, die wir so gar nicht begreifen können, dann fragen wir doch unseren Herrn im Gebet danach, wie wir dies denn verstehen sollen. Natürlich finden wir auch ganz konkrete, für uns alle sofort verständliche Regeln. Dies sind z.B. die Zehn Gebote, die Regierungserklärung Gottes, besser unter dem Namen Bergpredigt bekannt und nicht zu vergessen, den Jakobusbrief. Dort finden wir Anweisungen für ein befreites Christenleben. Manche Dinge sind schon recht heftig. Ich denke einmal nur an die Feindesliebe. Mir jedenfalls gelingt dies nicht auf Anhieb. Aber wenn ich meinen Herrn im Gebet um seinen Beistand bitte, dann ist die ganze Sache schon wesentlich einfacher. Allein der Glaube, allen durch Gnade und allein die Schrift. Das ganze unter der großen Klammer des Gebetes gesehen sind die Dinge, die für ein Galubensleben notwendig sind. Jedem, der mehr von uns verlangt, dem dürfen wir ganz getrost "Luther um die Ohren hauen". So lassen Sie uns zum Abschluss des heutigen Gottesdienstes gemeinsam in den ersten Vers des Reformationsliedes von Martin Luther einstimmen "Ein feste Burg ist unser Gott..." (EG 362), der da lautet, wie folgt: Eine feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt böse Feind mit Ernst er's jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nicht seinsgleichen. Der Herr segne Dich und behüte Dich Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig Der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe Dir seinen Frieden Amen. Liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen allen noch einen gesegneten Abend und freue mich, Sie am kommenden Sonntag wieder begrüßen zu dürfen. Es grüßt Sie alle ganz herzlich Ihr Ulrich Naber |
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