Liebe Frau Do, jetzt zieht der DFB doch personelle Konsequenzen: Präsident Fritz Keller hat seine Bereitschaft zum Rücktritt für den kommenden Montag erklärt, der Vertrag von Generalsekretär Friedrich Curtius soll aufgelöst werden. Der Verband will die „Weichen für eine Neuaufstellung“ stellen. Das ist auch dringend nötig, wieder einmal. Auch Vizepräsident Rainer Koch will nicht zur Wiederwahl antreten. Ihn hatte Keller mit Roland Freisler, dem Vorsitzenden des NS-Volksgerichtshofes, verglichen. Wie das Erdbeben von gestern Abend zu beurteilen ist, schreibt Christina Rentmeister in ihrem Leitartikel. Eine tektonische Plattenverschiebung und nicht nur ein Erdbeben müsste es in der Politik wohl schon sein, damit sich die Hoffnung von Olaf Scholz erfüllt, im Herbst Bundeskanzler zu werden. Derzeit kommt seine SPD nur auf Platz 3 – das reicht nicht fürs Kanzleramt. Und Vize-Kanzler bliebe er nur bei Grün-Rot-Rot oder einer Ampelkoalition. Trotzdem verbreitet er Euphorie, soweit ihm das in den Grenzen seines Naturells möglich ist. Dass die Zeit der harten Bandagen im Wahlkampf begonnen hat, zeigt sich in dem Interview, das Jan Drebes und Birgit Marschall mit ihm geführt haben. Seine Ministerkollegen Peter Altmaier (CDU) und Andreas Scheuer (CSU) attackiert er scharf und wirft ihnen Unfähigkeit vor: „Man muss nicht nur wollen, sondern auch können.“ Das gilt auch für das Ende der Kohleverstromung. Die Bundesregierung will heute eine Neufassung des Klimaschutzgesetzes verabschieden, weil das Bundesverfassungsgericht Einspruch erhoben hatte. Das Wollen ist geklärt, aber das Können muss sich zeigen: Drei technische und ein sozialer Grund stehen einem Ausstieg aus der Kohleverstromung vor 2030 entgegen, wie Antje Höning in ihrer Analyse argumentiert. Wollen und Können – darum geht es auch beim Impfplan. Gestern hatte ich Sie auf unser Interview mit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hingewiesen: „Es wird im Verlauf des Sommers allen Kindern ab 12 Jahren ein Impfangebot gemacht werden können, wenn der Impfstoff für diese Altersgruppe in den nächsten Wochen zugelassen wird“, sagte sie. In NRW soll allen 12- bis 18-Jährigen bis Ende August eine Erstimpfung mit Biontech/Pfizer angeboten werden. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, zweifelt jedoch an diesem Zeitplan, und auch die Opposition zeigt sich nicht überzeugt, wie Jan Drebes und Maximilian Plück berichten. Am Anfang der „Stimme des Westens“ stand heute das Erdbeben beim DFB. Wolf Schneider, der inzwischen 96-jährige frühere Leiter der Journalistenschule, an der ich das Handwerk lernen durfte, sagte gerne, man solle Texte mit einem Erdbeben beginnen und sich dann langsam steigern. Ich fürchte, diesem strengen Maßstab bin ich heute nicht gerecht geworden. Aber morgen lege ich nach, versprochen. Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |