| heute landet der türkische Präsident Erdogan zum Staatsbesuch in Berlin – und mitten hinein in einen Spionagefall: Nach Tagesspiegel-Informationen versucht der türkische Geheimdienst über die Botschaft in Berlin, Quellen unter deutschen Staatsbediensteten zu rekrutieren. In mindestens einem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen Berliner Polizisten: Der höhere Beamte soll Erdogans Agenten u.a. die Meldeadressen hier lebender türkischer Oppositioneller übermittelt haben. Die Türkei lässt Regierungskritiker seit dem Putschversuch 2016 auch in Deutschland verfolgen und bedrohen. In der Türkei selbst wurden zehntausende Bürger verhaftet, die Vorwürfe gegen sie wirken oft konstruiert und politisch motiviert. Unter den Gefangenen sind auch 184 Journalisten. Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ nennt 27 inhaftierte Kolleginnen und Kollegen, bei denen für sie ein direkter Zusammenhang mit journalistischer Tätigkeit erwiesen ist, in Dutzenden weiteren Fällen hält sie einen solchen Zusammenhang für wahrscheinlich. Der Nachweis ist laut ROG zumeist schwer: „Die türkische Justiz lässt die Betroffenen und ihre Anwälte oft für längere Zeit über die genauen Anschuldigungen im Unklaren.“ Für das Staatsbankett zu Ehren von Erdogan waren 300 Einladungen verschickt worden, nur 120 Gäste sagten zu. Newsletter-Kollege Gabor Steingart schlägt in seinem „Morning Briefing“ vor, die überflüssigen Stühle als Zeichen des Protests leer im Raum stehen zu lassen. Einer, der kommt, ist Cem Özdemir. Er könnte Erdogan die ROG-Liste überreichen, hier ist sie: Zehra Doğan, Sezgin Kartal, Meltem Oktay, Ahmet Altan, Gökçe Fırat Çulhaoğlu, Ercan Gün, Gültekin Avci, Ayşenur Parildak, Ali Akkuş, Yakup Çetin, Mümtaz'er Türköne, Ayşe Nazlı Ilıcak, Hanim Büşra Erdal, Hüseyin Aydin, Bayram Kaya, Seyid Kiliç, Abdullah Kiliç, Habip Güler, Ufuk Şanli, Yetkin Yildiz, Emre Soncan, Abdullah Özyurt, Aytekin Gezici, Isa Siyi, Arafat Dayan, Nedim Türfent, Miktat Algül. Übrigens: Falls Sie es schaffen, in die Sperrzone am Brandenburger Tor einzudringen – sie könnten sich passend zum Staatsbesuch einen Döner Kebab im Adlon gönnen, Preis: 19 Euro (und nein, nicht für den ganzen Spieß, dafür aber mit Trüffelcreme im Fladenbrot). |
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