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Bankenbrief

Wichtiges vom 24. September 2020

Das Thema

EU-Kommission legt Regeln für Digitalwährungen und Pläne für Kapitalmarktunion vor 

Die EU-Kommission hat heute sechs Aktionspläne und Gesetzesentwürfe zur Finanzmarktregulierung präsentiert. Ziel ist es unter anderem Börsengeschäfte zwischen EU-Staaten zu erleichtern sowie erstmals Regeln für Kryptowährungen einzuführen. Der heute vorgelegte Plan für eine Kapitalmarktunion sieht die Stärkung und den Ausbau der europäischen Kapitalmärkte vor. "Ein effizienter, gemeinsamer Kapitalmarkt ist dringlicher denn je", kommentierte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes. "Wir brauchen ihn, um den Wiederaufbau nach Covid-19 und die Modernisierung der europäischen Wirtschaft zu finanzieren und Europas Wettbewerbsfähigkeit und Souveränität dauerhaft zu sichern. Die Europäische Kommission hat hierfür nun wichtige Eckpfeiler gesetzt." Unter den 16 Aktionspunkten seien insbesondere die Vorschläge zur Überarbeitung der Verbriefungsregeln hervorzuheben. Diese erweiterten den Finanzierungsspielraum der Banken, um die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Auch eine Verbesserung der grenzüberschreitenden Wertpapierabwicklung und eine stärkere Harmonisierung der Regeln zur Quellensteuererstattung würden künftig Investitionen innerhalb der EU erleichtern. Mit den neuen Regeln für Digital- und Kryptowährungen in der EU wie Bitcoin oder das Facebook-Projekt Libra will die Kommission nach eigener Darstellung Maßstäbe setzen. "Wir sollten den digitalen Transformationsprozess aktiv gestalten und gleichzeitig potenzielle Risiken minimieren", sagte der zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovskis, der sich in Corona-Quarantäne befindet und die Pressekonferenz per Video von Zuhause abhielt. "Die Zukunft der Finanzwelt ist digital." Zu den präsentierten harten Bedingungen für die Ausgabe von Digitalwährungen wie die geplante Libra, ein Bündnis von Facebook und Partnern, sagte Dombrovskis in einem Interview: "Wir werden Libra und andere globale Projekte nicht verbieten. Aber wir wollen sicherstellen, dass sie reguliert werden und dass die Regulierung den Risiken gerecht wird." Zu dem neuen Digital-Finance-Paket erklärte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands: "Die heutigen Gesetzgebungsvorschläge der EU-Kommission senden unmissverständliche, klare Signale an Libra und Co. Die Regulierung von digitalen Währungsformen ist überfällig und zu begrüßen: Es geht um die digitale Währungshoheit Europas. Wenn internationale Plattformanbieter, ob aus China oder den USA, die Währung als Objekt ökonomischen Wettbewerbs entdecken, ist Regulierung unerlässlich. Zugleich müssen die neuen Rahmenbedingungen so gefasst werden, dass Innovationsfähigkeit und digitale Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Finanzsektors gestärkt werden." 

Meldungen

EZB versorgt Banken mit sehr günstigen Krediten 

Die Geldhäuser des Euroraums haben sich bei der jüngsten Runde der Europäischen Zentralbank (EZB) mit sehr günstigen Langfristkrediten eingedeckt. Dem Bankensystem fließen frische Kredite in Höhe von rund 174,5 Milliarden Euro zu, wie die Notenbank heute mitteilte. Damit wurden Analystenschätzungen übertroffen. Die EZB ist bestrebt, die Geldhäuser in der Corona-Krise mit ausreichender Liquidität zu versorgen. Der Kreditfluss an die Wirtschaft soll damit gewährleistet werden. Das Volumen der vorherigen Kreditrunde wurde indes nicht erreicht: Im Juni waren brutto 1,31 Billionen Euro an neuen Krediten geflossen. Die Langfristkredite der EZB, genannt TLTRO III, haben eine Laufzeit von drei Jahren. Die Börsen reagierten auf die jüngste Geldsalve der Notenbank mit Kursaufschlägen.


JPMorgan schließt milliardenteuren Vergleich

Die US-Großbank JPMorgan zahlt Medienberichten zufolge in einem Vergleich mit den US-Behörden rund eine Milliarde Dollar (0,85 Milliarden Euro), um Untersuchungen wegen Marktmanipulationen beizulegen. Dabei gehe es um vermutete Verfehlungen an den Metall- und Anleihemärkten, hieß es. JPMorgan werde von den US-Behörden "Spoofing" vorgeworfen. Dabei gibt ein Händler nur vor, einen Kaufauftrag abzuschließen, um Preise in eine für ihn gewünschte Richtung zu bringen. Der Vergleich könne noch in dieser Woche veröffentlicht werden, hieß es.


Grenke macht Bundesbank-Kontoauszüge publik

Der Finanzdienstleister und Leasingspezialist Grenke hat zu seiner Verteidigung gegen Anschuldigungen angeblich zu hoch ausgewiesener Bargeldguthaben Kontoauszüge bei der Bundesbank veröffentlicht. Demnach befanden sich Ende Juni auf zwei Konten der Grenke AG und der Grenke Bank bei der Notenbank zusammen Guthaben von rund 850 Millionen Euro. Das ist heute auf Webseiten des Unternehmens zu ersehen. Anfang Juli kamen auf einem der Konten noch 80 Millionen Euro per Überweisung hinzu. Grenke gab an, Mitte September noch ein Guthaben von 761 Millionen Euro zu haben. Die Investorengruppe Viceroy Research wirft dem Konzern unlautere Geschäftspraktiken rund um Scheingewinne und zu hoch ausgewiesene Geldbestände vor, dürfte dabei aber selbst aufgrund bestehender Leerverkäufe von sinkenden Kursen des Unternehmens profitieren. Die Grenke-Aktie war Anfang vergangener Woche noch 55 Euro wert, aktuell sind es nur noch rund 33 Euro. Das Unternehmen hat nach den laut gewordenen Vorwürfen die Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaft Warth & Klein Grant Thornton für eine Sonderprüfung engagiert.


Samsung startet mobiles Bezahlangebot in Deutschland

Samsung Electronics geht in Deutschland mit einem eigenen mobilen Bezahlangebot an den Start und will damit den Technologiekonzernen Google und Apple Konkurrenz machen. Ab dem 28. Oktober wird der Smartphone-Hersteller seine Pay-App Samsung Pay hierzulande auf den Markt bringen, wie der südkoreanische Technologiekonzern heute mitteilte. Statt wie die Wettbewerber mit mehreren Banken zu kooperieren, wickelt Samsung sämtliche Zahlungen über virtuelle Visa-Debitkarten der Solarisbank ab. Der neue Service lasse sich mit nahezu jedem deutschen Bankkonto verknüpfen, erklärte Samsung-Manager Thorsten Böker. Mit dem Bezahldienst nehmen die Südkoreaner vor allem Google Pay ins Visier, weil das Angebot des US-Konzerns auch auf Smartphones von Samsung verfügbar ist. Samsung Pay wird auch über einen Ratenzahlungsdienst namens Splitpay verfügen.


Türkische Zentralbank hebt Leitzins deutlich an 

Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins überraschend angehoben. Der Leitzins wurde um 2,0 Prozentpunkte auf 10,25 Prozent erhöht, wie die Zentralbank heute in Ankara mitteilte. Es war die erste Zinsaufstockung seit zwei Jahren. Die türkische Lira war zuletzt auf Rekordtiefstände zum Dollar und zum Euro gefallen. Die Jahresinflationsrate erreichte im August fast 12 Prozent. Nach der überraschenden Zinserhöhung gewann die Landeswährung deutlich an Wert. 


Ifo: Stimmung in der Wirtschaft bessert sich weiter

Trotz zunehmender Corona-Neuinfektionen hat sich die Stimmung in den deutschen Unternehmen im September erneut aufgehellt. Das Geschäftsklima stieg gegenüber dem Vormonat um 0,9 Zähler auf 93,4 Punkte, wie das Ifo-Institut heute mitteilte. Nach dem Einbruch im Frühjahr als Folge der Pandemie ist es bereits der fünfte Anstieg in Folge. "Die deutsche Wirtschaft stabilisiert sich trotz steigender Infektionszahlen", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Unternehmen beurteilten ihre derzeitige Lage erneut positiver und erwarteten eine weitere Erholung ihrer Geschäfte. Die EZB warnte in ihrem jüngsten Wirtschaftsbericht vor den anhaltenden Unsicherheiten. Die aktuellen Daten lieferten zwar deutliche Hinweise auf eine starke Konjunkturerholung, das Niveau der Wirtschaftsaktivitäten liege aber weiter deutlich unter demjenigen von vor der Corona-Krise, hieß es in dem Bericht. Die Konjunktur im verarbeitenden Gewerbe zeige weiter aufwärts, aber die Dynamik im Dienstleistungssektor habe zuletzt etwas abgenommen. Der weitere Verlauf der Erholung hänge immer noch stark von dem Fortgang der Pandemie und dem Erfolg der Eindämmungsmaßnahmen ab.


Deutsche Bank und Zurich Insurance verlängern Zusammenarbeit

Die Zurich Insurance Group und die Deutsche Bank haben ihre Kooperation bis ins Jahr 2032 verlängert. Ab 2023 werde die zum Frankfurter Geldhaus gehörende Postbank ausschließlich Vorsorge- und Sachversicherungen von Zurich anbieten, teilte der Schweizer Versicherungskonzern heute mit. Die Vereinbarung gelte für banknahe Versicherungsprodukte wie klassische und fondsgebundene Lebensversicherungen oder private Sach-, Unfall- und Haftpflichtversicherungen.


SNB will Devisenmarkt-Interventionen weiter hochhalten

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) belässt ihren Leitzins sowie den Zins auf Sichtguthaben bei minus 0,75 Prozent. Das teilte sie heute im Rahmen ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung mit. Die SNB hob außerdem ihre Absicht hervor, bei Bedarf auch weiterhin verstärkt am Devisenmarkt zu intervenieren.

Die Köpfe

SNB-Chef Jordan: Keine Kenntnis von UBS-Credit-Suisse-Fusionsüberlegungen

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach Worten von Notenbankchef Thomas Jordan nichts von möglichen Fusionsgesprächen zwischen den Großbanken UBS und Credit Suisse erfahren, über die in der Presse berichtet worden war. Auf die Frage, ob ein eventueller Zusammenschluss der beiden Institute einen Einfluss auf die Finanzstabilität der Schweiz haben könnte, sagte er heute: "Ich kann diese Gerüchte über die UBS und die Credit Suisse nicht kommentieren. Darüber haben wir hier keine Kenntnis, so dass ich auch Ihre Frage nicht beantworten kann." Medienberichten zufolge hatten die beiden Geldhäuser in frühen Gesprächen die Möglichkeit eines Zusammenschlusses erwogen. Die Institute wollten sich zu den Berichten nicht äußern.


Adyen-Mitgründer Schuijff verlässt das Unternehmen

Der Technologievorstand und Mitbegründer des niederländischen Zahlungsabwicklers Adyen, Arnout Schuijff, hat angekündigt, dass er das Unternehmen zum Jahreswechsel verlassen wird. "Nach 14 Jahren des Aufbaus bei Adyen ist es an der Zeit, die nächste Entwicklungsstufe einer neuen Generation von Ingenieuren zu überlassen", erklärte er heute in Amsterdam. Konzernchef Pieter van der Does sieht nach seinen Worten die Zukunft des Zahlungsabwicklers positiv, der nach dem Zusammenbruch von Wirecard bei den Anlegern stärker ins Blickfeld gerückt ist. Adyen ist seit Anfang der Woche Mitglied im EuroStoxx 50.


US-Notenbankchef Powell warnt vor zu viel Optimismus

US-Notenbankchef Jerome Powell hat mit Blick auf die Wirtschaftsentwicklung zur Vorsicht gemahnt. Zu viel Optimums sei nicht angebracht. Zwar erwarte er, dass sich die USA vollständig von den ökonomischen Folgen der Pandemie erholen werden, doch bereiteten die möglichen langfristigen Folgen Sorge, sagte er diese Woche bei Anhörungen vor dem Kongress mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Krise, unter denen besonders die einkommensschwachen Amerikaner zu leiden haben.

Der Tweet des Tages

"Die Regulierung von digitalen Währungsformen ist überfällig: Es geht um die digitale Währungshoheit Europas." Das Digital-Finance-Paket der @EU_Commission sendet unmissverständliche Signale an #Libra & Co, so Bankenverbands-Chef Andreas Krautscheid. Er stellt klar: Ohne eine Regulierung steht die Währungshoheit Europas auf dem Spiel. #DigitalFinanceEU #DigitalEU go.bdb.de/yiVJs

Am Vortag meistgeklickt

Wenn die Motivation im Homeoffice abnimmt

Wer seit Monaten im Homeoffice arbeitet, muss sich fern von den Arbeitskollegen selbst für den Tag motivieren. Gefühle der Isolation, geringere Verbundenheit mit der Arbeit, weniger Arbeitseinsatz und Leistung sind nach Angaben des Managementberaters Willms Buhse lauernde Gefahren, denen Führungskräfte entgegenwirken sollten. Neben Tipps wie gemeinsame Erfolge schaffen, Verständnis zeigen und stetiges Nachfragen bei den Mitarbeitern empfiehlt der Experte auch gemeinsame Spaziergänge. Warum, das lesen Sie hier:

Was morgen wichtig wird

Die EZB veröffentlicht Zahlen zur Geldmenge M3 und zu der Kreditvergabe im August. – Das Beratungsunternehmen Wüest Partner Deutschland präsentiert auf einer Online-Pressekonferenz die Ergebnisse seiner "Immobilienfondsmanager-Umfrage 2020".

Der Nachschlag

Rücken Sie Ihre Leistung ins rechte Licht

Für viele ist es fast schon zur Gewohnheit geworden, während der Corona-Krise im Homeoffice zu arbeiten. Doch etliche halten die Arbeit, die sie leisten, für nicht ausreichend gewürdigt. Karrierecoach David Döbele rät: Den Vorgesetzten durch regelmäßigen Austausch auf dem Laufenden zu halten ist Pflicht, aber achten Sie auf die richtige Vorgehensweise. Es bringt nichts, sich zu verzetteln und jede kleine Aufgabe als erledigt zu melden. Zentral sind drei Fragen, die es zu beantworten gilt: Läuft alles nach Plan? Gibt es irgendwelche Probleme, von denen Ihr Chef wissen muss? Benötigen Sie etwas von ihm? Was Sie sonst noch tun sollten, um Ihre Leistung wirkungsvoll zu präsentieren, lesen Sie hier:

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