Liebe Frau Do,
Freunde haben mir von einem Arzt in Sachsen erzählt, der sich nicht um Impfprioritäten schert. Er sei kurz vor dem Ruhestand, und für ihn sei jeder Geimpfte ein Fortschritt im Kampf gegen die Pandemie. Ich werde trotzdem nicht hinfahren, aber Impftourismus von NRW in andere Bundesländer macht Schule, denn es ist nicht immer leicht, hier einen Impftermin zu bekommen, wie gerade das Beispiel Düsseldorf zeigt. Der Deutsche Städtetag mahnt zu pragmatischen Lösungen, dringt aber auf Einhaltung der Priorisierung, die ja noch die nächsten zwei Wochen gilt. Das Phänomen beschäftigt Ärzte, Kommunen und die Politik intensiv, wie Kerstin Münstermann und Maximilian Plück recherchiert haben. Das Thema gibt es nur, weil der Impfstoff immer noch knapp ist. Dass die vollen Grundrechte zügig wiederhergestellt werden müssen, sobald wir die Pandemie im Griff haben, versteht sich in unserem demokratischen Rechtsstaat (hoffentlich) von selbst. In Belarus ist es damit ohnehin nicht weit her, Präsident Alexander Lukaschenko gilt als der letzte Diktator Europas. Jetzt ließ das Belarus-Regime offensichtlich ein Ryanair-Flugzeug entführen, um eines missliebigen Bloggers habhaft zu werden. Die „deutlichen Konsequenzen“, die Außenminister Heiko Maas angekündigt hat, sind nicht deutlich genug, wie Kerstin Münstermann in ihrem Leitartikel schreibt. Auf dem Sondergipfel der EU am Montagabend war der Vorfall in Minsk das Topthema. Die Staats- und Regierungschefs beschlossen erste Sanktionen gegen Belarus. Auch die Lufthansa traf am Montagabend eine erste Maßnahme und kündigte als Reaktion auf den Zwischenfall an, den Luftraum über Belarus vorerst zu meiden. Um Außenpolitik geht es auch bei einem Streit, den die Schulen in NRW ausbaden müssen. Religionsunterricht heißt für muslimische Kinder, den Islam näher kennenzulernen. Aber wer bestimmt die Inhalte dieses Schulfachs? Denn zu der geplanten Kommission des Landes gehört der Moscheeverband Ditib, der dem türkischen Staat wohl nähersteht als dem deutschen. Warum diese Debatte so wichtig und gleichzeitig so schwierig ist, schreibt Julia Rathcke in ihrer ausführlichen Analyse. Ihre Recherchen und Befunde schildert sie auch in der heutigen Folge unseres „Aufwacher“-Podcasts. Wichtig und schwierig ist auch die Debatte um sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. In zwei Wochen sollte Rainer Maria Kardinal Woelki eine Firmungsfeier in der Düsseldorfer Gemeinde von St. Margareta vornehmen. Doch die hat den Kölner Erzbischof wieder ausgeladen. Was dahinter steckt, hat Lothar Schröder recherchiert. Das christliche Pfingstfest hat Ihnen gestern einen Feiertag beschert, heute ist also Dienstag, nicht Montag. Kommen Sie gut rein – das Wochenende ist übrigens 20 Prozent näher als sonst beim Start der Arbeitswoche. Bis morgen! Herzlich
Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |