Guten Tach auch – aus Riesenbeck, Sonntag noch Mailand, gestern Riesenbeck, ich darf wohl als EMsiger Journalist bezeichnet werden. Ja, Riesenbeck, klingt groß, ist aber etwas kleiner als Mailand, dafür dann aber wohl ähnlich katholisch. Die Engländer sprachen konsequent von „Reisnbäck“. Ich habe ihnen dann erstmal erklärt, dass sie mit ihrer Falschaussprache – wir sagen ja auch „Wustersoß“ und nicht „Worzesterschieresauce“ wenn wir Worcestershiresauce wollen – einen Riesen zur Reise schrumpfen. „You know guys, you make a travel out of a giant”. Sie haben es dann schnell verstanden, „ah! You mean Reeznback“. Ähm, well, meine ich wohl. „Yes of course, lovely.“ Englisch muss man ja auf internationalen Meisterschaften so und so viel sprechen und nicht Wenige wetten, dass hier in Riesenbeck am Ende „God save the King“ erklingt. Ob es so sein wird, und ob doch noch Jemandem auf dem Podium die „Queen“ statt Charles III. über die Lippen kommt, werde ich berichten. Oder ob doch dänisch gesungen wird? So viele Fragen. Morgen Abend wissen wir mehr. Heute ist erstmal die erste Hälfte des Grand Prixs dran, sprich die beiden ersten Mannschaftsreiter pro Team und einige Einzelreiter. Morgen dann der Rest und die Entscheidung in der Europameisterschaft der Mannschaftswertung. Mailand war ja etwas prosaisch, was das Begleitprogramm angeht. Reeznback ist da anders. Ludger Beerbaum bat alle Teams und auch uns Journalistinnen und Journalisten gestern Abend zum Empfang im VIP-Bereich. Eine tolle (!!) Liveband spielte Hits aus den 1970er und 80er-Jahren. Einige tanzten, darunter auch diverse Rollstuhlfahrer, die glücklich mit Medaillen winkten. Für die Para-Dressurreiter war ja gestern schon der erste Wettkampftag. Die Dressurreiter hatten Vet Check und „Familiarization“ – also die Verfamilisierung mit der Arena, sprich: das Stadion zeigen. Beim Vet Check war Matthias Alexander Raths Thiago einer der wilderen, im Stadion war er nur kurz. Jessica von Bredow-Werndl hat ein bisschen Piaffe geritten und das Einreiten und Stillstehen geübt – wir erinnern uns: In Balve und auch in Aachen wollte die Trakehner Stute etwas voreilig los und hob ein Bein an. Isabell Werth übte mit Quantaz Ausschnitte aus der Grand Prix-Aufgabe. Fredric Wandres ritt einen zufriedenen, selbstsicheren Bluetooth. Standardsatz bei der Begrüßung: „Du siehst so müde aus wie die da, auch in Mailand gewesen?“ Also von den Kolleginnen und Kollegen, die nicht die Rallye Haras-Mailand-Riesenbeck, drei EMs in fünf Wochen, gemacht haben. Ein Herr, der im weitesten Sinne beruflich auf dieser Europameisterschaft mit Joggen zu tun hat, fragte mich zwischen „Can you feel it“ und „I am what I am“ (wie gesagt, tolle Liveband!!), ob ich die Laufschuhe aus Mailand mitgebracht hätte. Der Mann ist also ein Extrapost-Leser – welcome to the club! (Falls von Interesse: habe ich, nur ob das Laufen durch das morgendliche Greven, wo ich wohne, so spannend ist wie das morgendliche Mailand, weiß ich noch nicht. Und heute morgen habe ich mir das Laufen auch erspart.) Dankenswerterweise ist schon ein Arbeitsplatz im Pressezentrum reserviert. Das geht meistens nach dem Handtuch/Liegestuhl-Prinzip, was ja auch zu den mallorquinischen Temperaturen, die für die kommenden Tage angesagt sind, ganz gut passt. Die Outfits gestern waren bunt gemixt. Das Pressestellenteam, ein Gruppenbild mit Herr, sehr elegant, figurbetonte Etuikleider, weitschwingenden Marlene-Dietrich-Hosen. Prints und uni, alles sehr stilvoll. Male Up. Haare – ein Traum! Die können nicht nur (schnell) schreiben… Auf der eher unteren Skala ein schwarzes Tanktop, Bermuda und ein Tattoo im Nacken – bei einem Empfang, was trägt der Typ denn so unter der Woche? Aber das ist wohl etwas spießig gedacht. An dieser Stelle: Ein Lob den Österreichern, die übrigens mit Götz Brinkmann Spaß hatten. Er ist ja der Hometrainer von Lisa Müller und nun auch „Ground Personal“ von Isabell Werth. Erst dachte ich, er trüge auch eine Krachlederne wie die Österreicher, er war aber langbehost, kommt ja ursprünglich aus dem hohen Norden, aus Heide. Apropos Krachlederne: Meine Kollegin Gabriele Pochhammer watscht das österreichische Nationaloutfit ja gern in ihren Blogs ab. Aber ich, liebe Österreicher, finde euer Mannschaftsoutfit Klasse! Weiter so! Authentizität ist doch etwas, von dem man nicht genug haben kann. Gerade im Dressursport. Das Outfit des Abends trug die Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, Andrea Milz. Das Top war grün, etwas ausgestellt aus einem leicht glänzenden Material mit hellen Applikationen um die Knöpfe – Shanghai meets Saerbeck. Dazu eine schwarze Hose und Sneakers mit Goldstreifen, breiten Goldstreifen. Wie wusste Loriot schon: „Früher war mehr Lametta“. Auf dem Kopf hatte sie etwas. Tja, also, ja – ein „Etwas“. Irgendwie grünlich, das „Etwas“ hielt ihre fröhliche Naturkrause zusammen. Es könnte eines dieser Pappschirmchen aus den Eisbechern mit der Sprühsahne gewesen sein. Vielleicht ist sie ja die Schirmherrin? Muss ich heute mal recherchieren. Andrea Milz heißt die Dame. Es wurde etwas unruhiger bei ihrer kurzen (und durchaus kurzweiligen) Grußansprache. Manch einer hat wohl spontan gedacht, „zwischen Leber und die Milz passt immer noch ein Pils“. |