Falschparker melden per App
szmtag
E-Mail wird nicht richtig angezeigt? Hier klicken, um den Newsletter im Browser anzuzeigen.

Tägliche Post vom Chefredakteur

Stimme
des Westens

Stefan Weigel

23. Juli 2018

Liebe Frau Do,

was die Parkplatzsituation angeht, lassen sich die Städte in Nordrhein-Westfalen nach meinem Eindruck in drei Klassen einteilen: schlimm, sehr schlimm und katastrophal. Besonders in dicht besiedelten Altbauvierteln ist es kein Vergnügen, abends nach Hause zu kommen und festzustellen, dass die Nachbarn offenbar schon früh Feierabend oder ihr Auto schlauerweise gar nicht erst benutzt hatten. Erfahrungsgemäß parken Menschen, die keinen Parkplatz finden, am Ende aber doch; und zwar dort, wo man ein Auto zwar abstellen kann, aber meist aus gutem Grund nicht darf. Mein Kollege Christian Schwerdtfeger hat sich mit dem Parkplatz-Notstand beschäftigt und ist auf zwei Entwicklungen gestoßen, von denen eine auf jeden Fall erschreckend ist: Ordnungsämtler, die Knöllchen verteilen, werden immer öfter beschimpft, beleidigt und bedroht, berichten die Städte. Und manchmal wird es sogar handgreiflich: Allein in Dortmund gab es im vergangenen Jahr zwölf Angriffe gegen Mitarbeiter der Verkehrsüberwachung. Bei der anderen Entwicklung bin ich mir nicht so sicher, wie ich sie finden soll: Immer mehr Bürger übernehmen mittlerweile die Arbeit der Politessen und melden Falschparker. In Köln waren es im vergangenen Jahr 29.000, in Düsseldorf 11.500. Manche Kommune hat dieses Phänomen als zusätzliche Einnahmequelle entdeckt und bietet entsprechende Formulare im Internet an, Mönchengladbach sogar eine App, mit der man Falschparker melden kann. Klingt für mich ein bisschen nach Blockwart oder Hilfssheriff und eher unsympathisch. Andererseits kann ich durchaus verstehen, wenn jemand nicht tatenlos zusehen will, wie wieder einmal eine Feuerwehr-Zufahrt, ein Behinderten-Parkplatz oder die eigene Garage von einem Autofahrer blockiert wird, der „nur mal schnell was Dringendes erledigen muss“.

Gelegentlich kann man bei der Lektüre des Sportteils der Rheinischen Post denken, dass es sich nur dann um Sport handelt, wenn 22 junge Männer mit oder ohne Migrationshintergrund einen Ball über einen Rasenplatz befördern – vorzugsweise mit dem Fuß. Ganz falsch ist der Eindruck nicht, wir berichten weitaus mehr über Fußball als über jede andere Sportart. Das ist auch kein Wunder in einer Region mit mehreren (gelegentlich auch wechselnden) Bundesligavereinen und Millionen sehr aktiven Fans. Trotzdem freue ich mich, wenn es auch mal andere Sportarten nach vorn schaffen – wie etwa das berühmte Reitturnier CHIO in Aachen. Stefan Klüttermann schreibt über die Achterbahnfahrt der Dressurreiter-Legende Isabell Werth; nach einem kleinen Durchhänger am vergangenen Donnerstag konnte sie die Wettkampf-Woche doch noch mit einem grandiosen Erfolg abschließen. Natürlich berichten wir trotzdem über Fußball, dafür sorgt schon Mesut Özil, der deutsche Ex-Nationalspieler mit Migrationshintergrund, der auch mehr als zwei Monate danach nicht verstanden hat, warum viele Menschen sein Foto mit dem türkischen Autokraten Recep Tayyip Erdogan so verstört hat.

Ich hoffe sehr, dass das Thema „strukturelle Benachteiligung von Frauen“ irgendwann mal keines mehr sein wird, weil es keine strukturelle Benachteiligung mehr gibt. Leider ist es noch nicht so weit: Eine aktuelle Studie im Auftrag der NRW-Regierung zeigt, dass Frauen im mündlichen Jura-Examen bei gleichen Vornoten aus der schriftlichen Prüfung im Vergleich zu männlichen Kandidaten schlechter abschnitten und seltener das begehrte Prädikatsexamen erhielten. Na ja, könnte man sagen, kann doch sein, dass die Jungs mündlich einfach besser sind als die Mädchen. Das könnte sein, ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Doch was die Studie noch herausfand: Den Unterschied gab es nur bei rein männlich besetzten Prüfungskommissionen – sobald eine einzige Frau unter den Prüfern war, verschwand der Unterschied. Leider sind 65 Prozent der Kommissionen rein männlich besetzt. Beschämend. Kirsten Bialdiga hat die Studie analysiert und noch weitere erschreckende Erkenntnisse gewonnen.

Viel Spaß bei der Lektüre,

Ihr

Stefan Weigel

Mail an die Chefredaktion senden


P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter!


RP Online



Das Wichtigste zum Frühstück

Politesse Manuela Gassmann (Name geändert) überprüft

Attacken gegen Politessen

„Ich werde als Schlampe beschimpft“

Politessen werden in NRW immer häufiger aufs Übelste beleidigt und bedroht. In Dortmund sind Frauen sogar krankenhausreif geschlagen worden, nur weil sie Knöllchen verteilt haben.

Eine Politesse in Moers im Einsatz

Wenig Platz in den Städten

Immer öfter zeigen Bürger Falschparker an

In den Städten ist die Parkplatznot groß. Für die Kommunen heißt das: steigende Einnahmen durch Knöllchen. Anwohner helfen in Zehntausenden Fällen kräftig mit, Verstöße zu ahnden.

Da ist das Lachen wieder zurück:

Höhen und Tiefen

Isabell Werths Achterbahnfahrt von Aachen

Der CHIO wird für Isabell Werth zu einer Erfahrung mit erwarteten Erfolgen und einem ungewohnten Zwischentief.

Mesut Özil äußerte sich erstmals zur

Kommentar zu den Äußerungen des Nationalspielers

Mesut Özil versteht es nicht

Mesut Özil hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt und bei Twitter wortreich begründet. Seine Argumente wirken jedoch befremdlich. Worum es in der Erdogan-Affäre ging, hat er nie verstanden.

Lernen hilft beim Juraexamen, noch mehr

Gleichstellung

Befördern ist männlich

Eine Studie im Auftrag der NRW-Regierung zeigt, dass Frauen bei gleichen Vornoten in der mündlichen Jura-Prüfung schlechter beurteilt werden als Männer. Auch in den Landesbehörden kommt die Gleichstellung kaum voran. 

3 Monate lesen, nur 2 bezahlen!

Entdecken Sie die Region mit unserem Vorteilsangebot!

Vom 14. Juli bis 25. August 2018 steht unsere Region im Mittelpunkt. In unserer redaktionellen Serie „Rheinische Landpartie 2018 – Die schönsten Touren für Entdecker“ erhalten Sie außergewöhnliche Ausflugstipps, beeindruckende Bilder und interessante Berichte aus der Region. Verpassen Sie keinen Serienteil und sichern Sie sich unser Vorteilsangebot: 3 Monate lesen, nur 2 bezahlen. Der Bezug endet automatisch. Zusätzlich erhalten Sie einen 15 € Gutschein Ihrer Wahl.

Um sich von dem Newsletter abzumelden, klicken Sie bitte hier.
Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH | Zülpicher Straße 10 | 40196 Düsseldorf
Impressum | Datenschutz