Liebe Financial.de-Leser, lange trat der Dax auf hohem Niveau auf der Stelle, die Marke von 13 300 Punkten erwies sich als zu hohe Hürde. Vor dem Wochenende hat sich die Stimmung am heimischen Aktienmarkt nun aber eingetrübt: Plötzlich wird ein No-Deal-Brexit, der immer wahrscheinlicher wird, wieder als reale Gefahr eingestuft. Und noch größere Verunsicherung löst die rasant steigende Zahl der Corona-Infektionen mit immer neuen Höchstständen aus, durch die ein harter Lockdown wohl unvermeidlich wird. Deutschland droht schon in der kommenden Woche, in den Winterschlaf versetzt zu werden – das wird angesichts der drastischen Beschränkungen etwa für den Einzelhandel deutliche Spuren hinterlassen und verringert auch die Chancen auf eine Jahresendrally. Trotz dieser trüben Rahmenbedingungen gab es in der vergangenen Woche in den USA zwei spektakuläre Börsengänge: Der Essensauslieferer Doordash, der am ersten Handelstag um sagenhafte 86 Prozent zulegte, brachte es aus dem Stand auf einen Börsenwert von fast 60 Milliarden Dollar. Sogar um 112 Prozent nach oben ging es für den Wohnungsvermittler Airbnb, der damit an der Börse über 100 Milliarden Dollar auf die Waage bringt. Zum Vergleich: Das größte IPO in Deutschland war im laufenden Jahr der Rüstungskonzern HENSOLDT mit einem Emissionsvolumen von gut 400 Millionen Euro. Die COVID-19-Pandemie führte insgesamt zu vielen Verschiebungen. Die Zahl der Börsengänge im Börsensegment Prime Standard stieg im Vergleich zum Vorjahr zwar von drei auf fünf, lag aber dennoch deutlich unter dem Durchschnitt der letzten 30 Jahre (12), wie die Hamburger Agentur für Finanz- und Unternehmenskommunikation Kirchhoff Consult AG berichtet. Das Emissionsvolumen brach dabei um fast 75 Prozent auf weniger als eine Milliarde Euro ein – das ist der tiefste Stand seit der Finanzkrise 2009. Hierbei wurde allerdings die Abspaltung von Siemens Energy vom Mutterkonzern nicht berücksichtigt. "2020 war ein unberechenbares Jahr für Börsengänge", erklärt Klaus Rainer Kirchhoff, Vorstandschef von Kirchhoff Consult. Sofern sich die Hoffnungen auf die Wirkung der Impfstoffe bewahrheiteten, könnten seiner Ansicht nach aber einige Unternehmen das sich öffnende IPO-Fenster nutzen. Die Kirchhoff-Experten erwarten für das Jahr 2021 12 bis 15 Neuemissionen. Zu den Kandidaten, die einen Börsenwert in Milliardenhöhe erreichen könnten, zählen demnach der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea, der Softwareentwickler Suse, der Wissenschaftsverlag Springer Natur und der Online-Modehändler About You. Wir wünschen Ihnen nun viel Spaß beim Lesen des Newsletters. Bleiben Sie gesund! Ihre Financial.de-Redaktion |