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+Tagesspiegel lädt zu Creative Bureaucracy+DAU-Projekt gibt Rätsel auf+SPD ist schlecht gelaunt+
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von Lorenz Maroldt

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Freitag, 7.9.2018 | Heute wolkig durchwachsen bei 22 °C, am Wochenende vorwiegend sonnig mit 25 °C am Sonntag.

Guten Morgen,

vorab eine kleine Warnung: In den nächsten Tagen werden Sie kaum durch die Stadt kommen können, ohne auf eine Demo zu stoßen - die Checkpoint-Vorschau weiter unten hat jedenfalls rekordverdächtige Länge. Nehmen Sie es als gutes Zeichen: Die offene Gesellschaft lebt fröhlich weiter.
Weniger gut gelaunt ist gerade die Bundes-SPD. Das liegt zum einen an Innenminister Seehofer, dem Vater (fast) aller Koalitionsprobleme, der die Migration für die Mutter aller anderen Probleme hält. Je näher die Bayernwahl rückt, desto stärker werden die Fliehkräfte – auch Michael Müller, Mitglied im SPD-Bundesvorstand, schloss sich den „wenn – dann“-Drohungen anderer Genossen an: Wenn Seehofer und Söder (der Berlin als „Resterampe“ gebasht hatte) „nicht ihrer politischen Verantwortung gewachsen sind, (…) dann sollen sie Platz machen.“ Könnte aber auch sein, dass die SPD dann genau in das Loch fällt, das die CSU reißt.
Und zum anderen? Ist die Bundes-SPD bis in die Parteispitze hinein gar nicht gut zu sprechen auf Michael Müller. Denn immer dann, wenn die Sozialdemokraten glauben, in der Flüchtlingsfrage eine halbwegs stabile Brücke zwischen Humanität und Realität aufgebaut zu haben, reißt sie wieder einer ein. Diesmal war es der Regierende Bürgermeister und Berliner Parteichef – sein SPD-Landesvorstand stellt sich gegen die Bundeslinie und lehnt Abschiebungen in die Maghreb-Staaten ab. Und wieder reden alle nur über die unklare Haltung der SPD in Flüchtlingsfragen. Rund ums Willy-Brandt-Haus gilt Müller ohnehin als führungsschwach, nicht mal gegen die Jusos könne er sich durchsetzen, ist zu hören – die hatten den Maghreb-Antrag eingebracht.
Und damit kommen wir zur Kunst:

Wer weiß, vielleicht werden am Ende fast alle vom Mauer-Kulturprojekt „DAU“ schwärmen, und wer nicht dabei war, wird sich grämen. „Berlin stand doch immer für den Mut, Außergewöhnliches zu riskieren“, sagt „Festspiele“-Intendant Thomas Oberender im Tagesspiegel-Interview mit Rüdiger Schaper, und: „Wir wollen herausfinden, wie weit man im Erkunden anderer Welten gehen kann.“ Beim Erkunden der Berliner Genehmigungsbehörden, auch eine Welt für sich, stößt DAU bisher an Grenzen.
Was DAU eigentlich ist, wissen aber nicht mal die Macher so richtig – im Jobportal des Deutschen Bühnenvereins, wo gendergerecht Mitarbeiter*innen gesucht werden, heißt es: „Seit Jahren arbeiten international renommierte Künstler*innen und Wissenschaftler*innen an dem Projekt, die auch hier in Berlin zu Gast sein werden. Durch diese prozessuale Ko-Kreation verschiedener Autor*innen, wird sich die genaue Charakteristik des Projektes erst im Machen ergeben.“ Beim Casting einen Monat vor dem geplanten Mauerbau ist der öffentlichkeitsscheue Regisseur selbst im Einsatz, aber es gibt keine konkreten Aussagen, wederzur Position, zum Aufgabenfeld, zu Arbeitszeiten oder zur Entlohnung.
Dafür aber ist im Antrag des Projekts die genaue Rolle der Künstlerin Marina Abramovic beschrieben: Sie soll eine „Reinigungsperformance“ zeigen, vielleicht nicht die schlechteste Idee für Berlin. Zumal ein anderes Antragsversprechen (Stand: 13. August 2018) zu Staub zerfällt, wenn man daran rührt – auf Seite 30 heißt es: „Die erforderliche Abfallentsorgung wird gewährleistet. Für eine entsprechende Anzahl an Mülleimern wird gesorgt. Zu diesem Zweck gibt es eine Kooperation mit den Berliner Abfallwirtschaftsunternehmen (BSR).“ Also, mit der genannten BSR gibt es keine Kooperation, sagt die BSR – DAU hat dort nicht mal angefragt.

Hat DAU denn wenigsten in Paris und London angefragt? Das Projekt ist ja in drei Etappen geplant, was Monika Grütters dann auch zum Jubilieren brachte („Weltereignis!“). In Paris, wo es im November nach dem Berliner Auftakt („Freiheit“) unter dem Motto „Brüderlichkeit“ weitergehen soll, ist davon nichts bekannt. Und die wenigen französischen Beiträge, in denen DAU erwähnt wird (France TV, nouvelobs.com, huffingtompost.fr), beziehen sich alle auf Artikel im „Tagesspiegel“. Sollte es dennoch dazu kommen: Alles andere als die Wiedererrichtung der Monarchie mit anschließendem Sturm auf die Bastille wäre eine grobe Enttäuschung.

Elf quälend lange Monate dauerte es, bis das Jugendamt Tempelhof-Schöneberg den Antrag auf Unterhaltsvorschuss einer alleinerziehenden Mutter endlich bearbeitet hatte – ihr Partner, Vater der zwei Kinder, war im vergangenen Jahr gestorben. Doch jetzt, schon zehn Wochen nach der Bewilligung, fordert das offenbar vom Aktenzusammenbruch genesene Amt eine Aktualisierung der Auskünfte - zur Prüfung, „ob die Anspruchsvoraussetzungen noch gegeben sind“. Auch ein telefonischer Hinweis auf die bereits nachgewiesenen Umstände änderte nichts: „Sie sind verpflichtet, mir diese Angaben zu machen, auch wenn sich keine Veränderung ergeben hat“ – bei Verweigerung würden die Leistungen eingestellt. Zack. Anmerkung: Aus Kenntnis des Falls kann ich hiermit bestätigen: Eine irdische Wiederauferstehung des Vaters hat bisher leider nicht stattgefunden.
Ok, es gibt eine Zugabe zur Meldung: Auf die Frage, warum bereits 10 Wochen nach Bewilligung eine Aktualisierung der Angaben nötig ist, lautet die Antwort: Weil der Antrag schon so alt ist. Wird unter „Realsatire“ abgeheftet.

So bleibt der Wirtschaftsstandort auf der Strecke. Generikaunternehmen dürfen keine Medikamente in Deutschland für Deutschland herstellen, solange noch Schutzrechte bestehen. Um aber gleich nach Ablauf der Schutzrechte Generika anbieten zu können, müssen diese im Ausland produziert – und dann importiert werden. Das hilft keinem. Lesen Sie mehr.

Neueste Nachrichten aus der Welthauptstadt der Digitalisierung: Mails an die Verkehrslenkung (Berlins beliebteste Behörde) können Sie sich sparen – als Antwort kommt zurück: „Das Postfach des Empfängers ist voll und kann zurzeit keine Nachrichten annehmen. Versuchen Sie, die Nachricht später erneut zu senden, oder wenden Sie sich direkt an den Empfänger.“ Auch Mario Czaja, der sich wegen der Vollsperrung Kaulsdorfer Straße an die Behörde wandte, bekam jetzt eine solche Meldung zurück - „Betreff: Unzustellbar“. Demnächst in diesem Theater: Die Verkehrslenkung vermeldet stolz den Rückgang zugestellter Beschwerden. So geht’s natürlich auch.

Doppelte Premiere: Heute Abend bringen wir beim Creative Bureaucracy Festival zum ersten Mal den Checkpoint live auf die Bühne – bei der „Amt, aber glücklich“-Party. Wir freuen uns auf 100 Dinge, die in Berlin funktionieren, auf Bürgermeisterin Monika Herrmann, Harald Martenstein und Bäderchef Andreas Scholz-Fleischmann, auf den legendären Berlin-Reporter Ulli Zelle und unsere Comic-Künstlerin Naomi Fearn, die beide auch feine Musiker sind. Außerdem im Programm: Die erste öffentliche Partie unseres Betriebsstörungsbingos und die Uraufführung der Atonal-Komposition „S-Bahn“ von Checkpoint-Musikdirektor Thomas Wochnik. Und wenn die Nacht rum ist, wartet am Sonnabend schon die nächste Neuigkeit: ein Sonder-Checkpoint von Laura Hofmann mit den schönsten Momenten des Abends und den wichtigsten Meldungen des Morgens. Team Checkpoint freut sich auf Sie!

Berliner Schnuppen

von Naomi Fearn

Kurzstrecke

Justizsprecher Sebastian Brux war gestern nicht ganz zufrieden mit der Meldung zum Jugendarrest („Würfeln Sie heute Ihre Fakten?“). Also versuchen wir’s nochmal zu sortieren: 1) Der Jugendarrest wird vom 9. bis 24.9. ausgesetzt und nimmt „Arrestanten“ ab 24.9. wieder auf. 2) Die Polizei bringt von heute an bis zum 1. Oktober keine jugendlichen Straftäter in den Arrest, gegen die ein Vorführungsbefehl vorliegt. Soweit ok? Bei der Ursache dafür aber bleibt’s: Die alte Jugendarrestanstalt wird für Terrorverdächtige gebraucht, und die neue ist nicht rechtzeitig fertig geworden. Alles andere wäre ja auch eine Überraschung gewesen.
Neuköllns Jugendstadtrat Falko Liecke meldete sich ebenfalls dazu, sein Kommentar: „Angehende Intensivtäter sollten sich ganz genau überlegen, ob die ihre Karriere in Neukölln starten wollen. Wir haben als einziger Berliner Bezirk eine behördenübergreifende Kooperation, um gezielt gegen diese Täter vorzugehen. Da verstehen wir keinen Spaß.“
Nur mal ein kleiner Hinweis darauf, mit was es das Parlament seit dem Einzug der AfD so zu tun hat – der Abgeordnete Gunnar Lindemann hält die rechtsradikalen Übergriffe von Chemnitz für eine Inszenierung: „Das waren von den GEZ-Medien bezahlte Statisten“. Da müssen wir durch – ob mit oder ohne Aluhut.
Nach dem Eklat in der BVV Neukölln (CP von gestern) hat Vorsteher Lars Oeverdieck eine super Idee: Um der fraktionslosen AfD-Verordneten Anne Zielisch die ihr unerträgliche Anwesenheit von Reportern künftig zu ersparen, will er sie versetzen – von ganz rechts vor der Pressebank nach ganz links. Politisch kennt sie sich dort aus – früher stand sie der Linkspartei nah.
Überall in Berlin treffen sich heute und morgen engagierte Menschen, um bei den Freiwilligentagen „Gemeinsame Sache“ zu machen: Sie wollen die Stadt aufräumen, pflegen, verschönern – der Tagesspiegel ist natürlich auch dabei. Wenn Sie sich anschließen wollen: Alle Aktionen stehen unter www.gemeinsamesache.de.

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Einen anständigen Listenplatz hatte die Linke ihrer Abgeordneten Jutta Matuschek nach 21 Jahren im Parlament nicht mehr angeboten, trotz ihrer sehr guten Arbeit im BER-Untersuchungsausschuss. Aber sie war bereit, zu gehen – „reichlich desillusioniert“. Jetzt meldet sie sich zurück: als Mitarbeiterin von „Visit Berlin“, wo sie im Team Bezirke einem Bürgerbeirat für Tourismusfragen auf die Bühne helfen will.
Neuer Job für Ralf Kunkel: Der Ex-Kommunikationschef der Flughafengesellschaft und später von Airberlin wird zum 1. Oktober 2018 Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Bernstein Communications. Der Checkpoint wünscht viel Erfolg und einen guten Flug – ohne Nichteröffnungs- oder Insolvenznachrichten.
Große Ehre für meine Kollegin Annette Kögel: Auf Vorschlag der Welthungerhilfe hat der Bundespräsident sie wegen ihres langjährigen Engagements in Projekten wie der Tagesspiegel-Spendenaktion „Menschen helfen“ oder unsere inklusionsorientierten „Paralympics-Zeitung“ zum Bürgerfest ins Bellevue eingeladen.
Hoch die Tassen - die Bundestagskantine schafft die Pappbecher ab: „Diese werden nur noch für eine kurze Übergangszeit angeboten“, heißt es in der Hausmitteilung 234/2018 - die Pächter (Käfer und Dussmann) bieten stattdessen ab sofort „To-go-Mehrwegbecher“ an.
Gestern Abend beim AWO-Jahresempfang: Professor Stefan Sell warnt vor den Folgen des Berliner Fachkräftemangels (lt. IHK fehlen z.Zt. 121.000). Sein Rat: Alles auf die Bildung setzen – die Zustände an den Berliner Schulen hält er für verheerend. Beifall der Gäste, darunter SPD-Fraktionschef Raed Saleh, Linken-Parteichefin Katina Schubert und Grünen-Justizsenator Dirk Behrendt. Vielleicht hilft’s ja.

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Falls Sie sich noch mal über die teilgesperrte Elsenbrücke stauen wollen, machen Sie‘s bald – das marode Bauwerk (2008 für 4 Mio saniert) wird vermutlich bald abgerissen.
Die Einheits-Wippe kippt wieder in die andere Richtung – anstatt jetzt Tempo zu machen, wie Monika Grütters fordert, lehnt SPD-Chefhaushälter Johannes Kahrs die Freigabe der Mittel bei einer Sondersitzung am 11. September ab.
San Francisco hat jetzt im Szeneviertel Castro ein „Mauerpark“-Café - Salome Buelow erzählt im „Leute“-Newsletter von Christian Hönicke, wie es dazu kam.
Funfact aus dem „Zeit“-Magazin: In der Hundehauptstadt Berlin wurden erstmals die Rassen Teckel (1888), Deutsche Dogge (17. Jhd.) und Deutschkurzhaar (1897) gezüchtet. Die Folgen sind noch heute zu spüren (Schnapp!).
BER count up Tage seit Nichteröffnung: 2288

Zitat

„Ich gehe davon aus, dass diese Baustelle langsam einschlafen wird.“
Der Ingenieur und BER-Kritiker Dieter Faulenbach im BR-Interview über das Schicksal unseres Lieblingsflughafens zwölf Jahre nach dem Baubeginn.

Tweet des Tages

@bergdame
„Hier ist eine Klassenfahrt mit mir in der Tram und weiß nicht, wo es heute hingeht. ‚Irgendsone Gedenkstätte‘ scheint aber Konsens. Aktuell vermuten sie Checkpoint Charlie. Die Tram fährt derweil Richtung Prenzlauer Berg.“

Berlin heute

Verkehr Richtung Raoul-Wallenberg-Straße ist in der Allee der Kosmonauten (Marzahn) vor der Kreuzung Landsberger Allee ein Fahrstreifen gesperrt. In der Gegend Blaschkoallee, Britzer Damm, Hannemannstraße und Riesestraße (Britz) kann es wegen eines Umzugs zu Verkehrsbehinderungen kommen. In der Umgebung der Mercedes-Benz-Arena (Friedrichshain) ist wegen eines Konzerts ab 18 Uhr mit erhöhtem Verkehrsaufkommen zu rechnen.

Demonstration Mit 250 Teilnehmern zieht am Samstag das Netzwerk Inklusion unter dem Motto „Inclusion and Divesrity“ ab Pariser Platz bis zum Jahn-Sportpark (13-15.30 Uhr). Zu einer Kundgebung zum Klimaschutz erwartet Fossil Free Berlin zwischen 13 und 16 Uhr am Samstag etwa 100 Teilnehmer in der Willy-Brandt-Straße auf der Freifläche östlich des Bundeskanzleramtes. Mit 1500 Teilnehmern rechnet die Linke, wenn die die Tanzdemo unter dem Motto: „Wem gehört die Stadt?“ ab Ecke Schönhauser Allee/ Eberswalder Straße zum Moritzplatz zieht (14.40-22 Uhr). 400 Teilnehmer werden zur Demonstration in der Tradition des Tuntenspazierganges für die Sichtbarkeit von LGBTI*Sternchen, Menschen mit Handicap, Regenbogenfamilien und Hetero-Freunden erwartet, ab S-Bhf Friedrichstraße bis zum Bodemuseum (16-19 Uhr). Mit 150 Teilnehmern rechnet der about:change e.V. beim Aufzug unter dem Motto „Solidarität mit den politischen Gefangenen in Syrien und ihren Familien mit dem sogenannten Freiheitsbus“ zwischen 16 und 20 Uhr ab Pariser Platz bis zur Russischen Botschaft. Aus Protest gegen die Abschaffung der Vereinsfreiheit insbesondere der Änderung des §9 Vereinsgesetz fährt der Rocker-Demo-Korso der Hells Angels von 17 bis 19 Uhr mit ca. 400 Teilnehmer ab Frankenholzer Weg zum Großen Stern und zurück nach Biesdorf. Am Sonntag demonstriert der Motorradclub Hermsdorf e.V. beim Motorradkorsodafür, mehr Verantwortung für schwerstkranke Kinder zu übernehmen. Von 10 bis 17 Uhr wollen ca. 250 motorisierte Teilnehmer ab Scharnweberstraße 81a bis zur Landesgrenze Oranienburg 190 Kilometer weit ziehen, um auf die Arbeit der Björn-Schulz-Stiftung aufmerksam zu machen. Der Berliner VVN-BdA fordert: „Kein Schlussstrich – Parlamentarischer NSU-Untersuchungsausschuss auch für Berlin“ Ca. 200 Teilnehmer werden bei der Kundgebung vor dem Abgeordnetenhaus, Niederkirchnerstraße 5 erwartet (11-13 Uhr). Am Antifaschistischen Fahrradkorso, ebenfalls vom VVN-Bda veranstaltet, werden zwischen 12 und 14.30 Uhr vom selben Ort etwa 100 Teilnehmer durch Mitte mit Ziel Kopischstraße radeln. 100 Teilnehmer protestieren am Grillplatz Tempelhofer Feld, nahe Oderstraße, unter dem Motto „Reclaim heimat - der Begriff Heimat wird vermehrt von rassistischen und nationalistischen Gruppierungen für sich beansprucht und in einer Wese definiert, welche eine pluralistische und multiethnische Gesellschaft ausschließt“ (11-19 Uhr). Der Verein Demokratische Stimme der Jugend zieht mit 170 Teilnehmern unter dem Motto Demonstration für Jugendpartizipation von der Siegessäule zum Platz des 18.März (15-17 Uhr). Beim Protestspaziergang gegen die Verdrängung von Mietern der Gleimstraße 56 "Kann denn Mieten Sünde sein?", erwartet der Mietverein Gleim56 zwischen 18 und 20.30 Uhr 80 Teilnehmer, die von der Gleimstraße 56 über die Schönhauser Allee und durch den Mauerpark zurück zur Gleimstraße 56 ziehen. Unter dem Motto Aktuelle Zustände in Brasilien - Brasilianische Kultur als wichtige Widerstandsform sollen 100 Teilnehmer von 18 bis 21 Uhr ab Auguststraße über Hamburger Straße, Rosenthaler Straße, Oderberger Straße zurück in die Auguststraße ziehen.

Zu Gast ist der Emir des Staates Katar, Scheich Tamim bin Hamad bin Khalifa al Thani.

Gericht Der Prozess gegen fünf Angeklagte, die mehrere Prostituierte von Berlin nach Bielefeld entführt und dort ausgebeutet haben sollen, geht weiter (9.30 Uhr, Kriminalgericht Moabit, Turmstraße 91, Saal 606).

Prominent verraten

Der Berliner der Woche heißt dieses Mal: Wilhelm von Boddien. Seine Blicke auf Berlin finden Sie hier und am Sonnabend in den Tagesspiegel "Mehr Berlin"-Seiten. Bis Montag!

Stadtleben

Essen Leberkäs gibt es nicht nur beim legendären Pepi in Linz, nein – auch in der Bergmannstraße 26 bekommt man urleiwande Papperl. Bei Felix Austria, dem Selbstverständnis nach ein kleines Caféhaus mit Feinkostgeschäft und Cateringservice, gibt es außerdem Kässpätzle (Bio-Ei), Bergkäs, Schmelzzwiebeln und Salat für 12,90 Euro, Rindsgulasch mit Semmelknödel und Gewürzgurke für 14,90 oder natürlich das standesgemäße Wiener Schnitzel (14,90 Euro vom Schwein, 18,90 Euro vom Kalb) mit Erdäpfeln und Gurkensalat. Zum Dessert, neben diversen Kuchen und Torten mit Schlagobers für 3,90 Euro sind vor allem die Marillentopfenknödel mit süßen Bröseln zu 6,50 Euro zu empfehlen. Darauf einen Almdudler. Mo-Sa 9-24 Uhr, So 10-24 Uhr. U-Bhf Gneisenaustraße

Trinken Bodennah (pf-)erdig ist das Horse. Durchaus zügellos kann es in der kleinen Bar zugehen, wenn die Belegschaft sich und das Mixbesteck zu türkischem Dark-Wave bewegt. Crazy Horse nennen es Stammgäste mitunter mit liebevollem Unterton – und ja, auch Neil Young würde sich hier vermutlich wohl fühlen. Rauch, abgebröckelter Putz, nasses Holz, der ganze Laden erinnert an eine von Tourstrapazen gezeichnete Les Paul aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Allerstraße 3, Mo-Do 19-1 Uhr, Fr-Sa 20-4 Uhr. U-Bhf Leinestraße

Das berühmte Liebknecht-Portal des ehemaligen Berliner Stadtschlosses, DDR-Diplomatensäle und Altkanzler Schröders Büro: Am Sonntag, den 9. September können Besucher das ehemalige Staatsratsgebäude kennenlernen, den heutigen Sitz der Business School ESMT Berlin. Kostenlose Führungen finden halbstündlich von 11-17 Uhr statt. https://bit.ly/2ozRk63

Berlinbesuch Sonntag ist Tag des offenen Denkmals und damit die Gelegenheit, der Geschichte der Stadt auf die Spur zu kommen. Bundes- und berlinweit werden zahlreiche Denkmäler nicht nur regulär geöffnet sein, sondern mit besonderem Programm aufwarten. Eine Übersicht aller in Berlin teilnehmender Stätten ist hier zu finden. Drei Beispiele:
1. Wer glaubt, dass Immersion in Ausstellungen nur mit aufwendiger, interaktiver, multisensorisch einlullender Technik zu realisieren ist, kann sich in den Räumen der alten Kreuzberger Desinfektionsanstalt I in der Ohlauer Straße 39/41 eines Besseren belehren lassen. Geöffnet am Samstag und Sonntag von 12 bis 17 Uhr kann man sich hier beim bloßen Betrachten des Gemäuers und Atmen der Luft gedanklich und sinnlich in die Zeiten von Typhus, Cholera und Diphterie versenken, die vor hundert Jahren auch in Berlin wüteten. Ein kurzes Studium der Geschichte epidemischer Krankheiten im Vorfeld des Besuchs, dürfte den Effekt unheimlich verstärken.
2. Nach einem vergleichbaren historischen Prinzip funktioniert auch die Immersion in den Räumen der ehemaligen Stasizentrale in der Ruschestraße 103 in Lichtenberg. Alle halbe Stunde finden hier am Samstag zwischen 11 und 17 Uhr (außer um 16.30 Uhr) thematisch verschiedene Führungen statt – unter anderem durch Erich Mielkes altes Büro, aus dem der Staub autokratischer Autorität einfach nicht zu entfernen ist.
3. Der Dampflokfreunde Berlin e.V. „Berlin macht Dampf“ lässt am Sonntag echte Dampfloks anrollen, um nicht nur Modelleisenbahner dazu zu bewegen, heute mal ihre eingefahrenen Gleise zu verlassen und sich von 11.30 bis 18 Uhr im Bahnbetriebswerk Schöneweide einzufinden.
Berlinbesuch II Da wir gerade beim Zählen waren: Dass Berlin nicht nur aus Ausgehlocations und Denkmalen besteht, verdeutlichen unter anderem die 71.473 registrierten Parzellen auf 890 Anlagen mit insgesamt 2.932ha Fläche der Berliner Kleingärten – das sind 8,26 Tempelhofer Felder. Einblicke in das Atemluft spendende Maschendraht-Multiversum gewähren am 8. und 9. September die Bornholmer Gärten (Bornholm I+II = 416 Parzellen mit 149209m2) beim traditionellen Erntedank- und Kiezfest in Prenzlauer Berg. Neben vielen gärtnerischen Führungen und Aktionen, Livemusik, Workshops und Kinderfesten, kommen auch Vertreter der Politik zur öffentlichen Diskussion über die Zukunft der Kleingärtnerei. Wem danach ist, daneben Obst zu ernten oder Chutney einzukochen, der sollte reichlich Gelegenheit finden. Das Samstagsprogramm beginnt um 11 Uhr mit dem Polittalk-Frühschoppen und endet mit Konzerten lokaler Bands gegen 0 Uhr. Das Sonntagsprogramm geht von 15 bis 18 Uhr. Treffpunkt „Festwiese Bornholm“, S-Bhf. Bornholmer Straße

Geschenk Selbstgemachte Geschenke, heißt es immer, seien die Schönsten. Stimmt nicht unbedingt, sie sind nur die Persönlichsten. Und Riskantesten. Sie geben nämlich allzu oft Auskunft über die ganz persönlichen handwerklichen Fertigkeiten ihrer Macher. Vom Nutzwert mal ganz zu schweigen, der ja nur bei wirklich funktionierenden Dingen gegeben ist. Geschenkt. Statt Selbstgemachtes zu verschenken, verschenken wir lieber Werkzeug. Zum Selbermachen, beispielsweise von Geschenken. Bei Holzapfel gibt es Holzbearbeitungswerkzeug, nach dem man im Baumarkt lange und vergeblich suchen könnte. Japanische Stähle und Klingen aus blauem Papierstahl, handgehämmerte Zugsägen, mehrlagige Stemmeisen und passendes Schärfwerkzeug. Hochwertige Küchenmesser und andere Kochutensilien gibt es hier auch. Natürlich, ganz risikofrei ist auch das nicht: der Impuls könnte zu selbstgemachten Gegengeschenken provozieren. Wenn die dann nicht richtig funktionieren, wird es am Werkzeug nicht gelegen haben. Es gibt zwei Filialen: Knaackstraße 20 und Bergmannstraße 25. Mo-Fr 11-19 Uhr, Sa 11-16 Uhr

Hand aufs Herz: Würden Sie Ihre Organe spenden?
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Noch hingehen Wer bis jetzt gewartet hat, hat hier auch inhaltlichen Bezug: Am Sonntag findet nämlich die Finissage in der Alfred Ehrhardt Stiftung zur Ausstellung „Vom Verschwinden und Erscheinen – Über das Ephemere in der Fotografie“ statt. In der von Dr. Marie Christine Jádi kuratierten Gruppenausstellung begegnet man unter anderem Namen wie Moholy-Nagy, Francesca Woodman, Bill Jacobson und Ida Pimenoff. Auguststraße 75, U-Bhf. Oranienburger Tor, tgl. 11-18 Uhr

Last-Minute-Tickets Im SO36 spielen heute Rotfront ihr traditionelles Jahreskonzert. Der Beweis für das Funktionieren der Multi-Kulti-Idee steht ab 21 Uhr auf der Bühne. Im Wahlheimatland Berlin, wie es der Gründer und Exilukrainer Yuriy Gurzhy bezeichnet, wurde die neun bis fünfzehn-köpfige Band gegründet, die einen eigenständigen Mix aus Ska, Reggae, Rock, Hip Hop und Klezmer spielt. Gurzhy hatte seinerzeit mit Wladimir Kaminer schon die Russendisko eröffnet. Tickets kosten im VV 17,60 Euro
Last-Minute-Tickets II Wem das zu viele Menschen und Musikstile auf einmal sind, der findet womöglich bei Henrik Schwarz und Bugge Wesseltoft Zuflucht.In der Musik für Scripted & Prepared Pianos ist bei allem Jazz und Elektro doch in der Regel ein ausgeprägter Hang zum Minimalismus mit avantgardistischen Klangfarben zu erwarten. Samstag und Sonntag, jeweils um 20 Uhr im Radialsystem V, Holzmarktstraße 33 Tickets kosten 28,60 Euro

Rausfahren Wer bei all dem Gedränge in der Stadt - siehe unter anderem die Demos morgen- dringend Kontrastprogramm braucht, dem seien Ziegenkäserei und Wiesencafé Karolinenhof ans Herz gelegt. Nach etwa drei Stunden entspannter Radfahrt ab Hauptbahnhof/Europaplatz kann man manches unterwegs entwickelte Bedürfnis mit beispielsweise Ziegenkäsespätzle für 13,90 Euro oder einer Ziegenkäseplatte zu 14,40 Euro und einem abschließenden Ziegenkäsekuchen für 3,20 Euro befriedigen. Zum Bahnhof in Nauen kommt man per Drahtesel in einer Stunde. Die schnöde Autostunde ab Europaplatz dürfte für weniger Abenteuerfeeling sorgen, dafür für umso mehr mitgebrachte Ziegenkäsevariationen im heimischen Kühlschrank. Geöffnet ist Fr 11-19, Sa/So 9-19 Uhr

Mit diesem Stadtleben wünscht Ihnen Thomas Wochnik ein ausgezeichnetes Wochenende

Berliner Gesellschaft

Geburtstag - Christine Bergmann (79), ehem. Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs (2010-11), ehem. SPD-Politikerin / David Michail Braun (33), "Deine Girls haben dich unglaublich lieb!" / Birgit Breuel (81), ehem. Präsidentin der Treuhandanstalt (1991-94) / Emine Demirbüken-Wegner (57), ehem. CDU-Staatssekretärin für Gesundheit (2011-16) / Sigrid Engelbrecht (64), Sachbuchautorin, Malerin und Coach / Klaus Feiler (64), Staatssekretär für Finanzen / Helmut Handke (74), "Unsere allerliebsten Glückwünsche auf die andere Seite des Teiches! von Kati, Victor & deiner Mila" / Heinrich Hasenöhrl-Janssen (77), "Alles Liebe zum Geburtstag von Luise und der Crew" / Sabina Jentzsch (58), "Lebenskünstlerin& Freundin" / Irmala Körner, "Journalistin, Autorin, Italienreiseleiterin, gerade in Italien unterwegs. Alles Gute und liebe Umärmelung Dein Schulze" & "Es gratulieren Roswitha, Wilfried und das gesamte Blitz-Team" / Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas / Dagmar Pohle (65), Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf (Linke)
Sonnabend - Klaus Böger (73), ehem. Bildungssenator (SPD, 1999-2006) / Willy Decker (68), Opernregisseur / Holger Klein (49), Hörfunkmoderator
Sonntag - Harald Martenstein (65), Journalist und Autor (u.a. für den Tagesspiegel und die Zeit) / Levi Salomon (60), "mazal tov von Herzen, dein JFDA-Team" / Knut Schubert (60), Eiskunstläufer und -trainer / Elly Untermann (65), "Mitbegründerin von Kinder | Kochen e.V. und seit über 40 Jahren liebevoll umsorgende Ehefrau, Super-Mama von zwei Töchtern und tollste Oma der Welt von zwei Enkelbuben, die allesamt auf das allerherzlichste gratulieren." / Petra V. (71), "Beste Mutter, danke!"
Sie möchten jemandem zum Geburtstag gratulieren? Schicken Sie einfach eine Mail an checkpoint@tagesspiegel.de.
Gestorben - Dieter Hansen / Eva-Maria Kuntze, * 25. März 1935 / Prof. Dr. Bernd Pompino-Marschall, * 5. September 1950, Leiter des Instituts für Deutsche Sprache und Linguistik
Stolperstein - Von den Nationalsozialisten gedemütigt und entrechtet, nahm sich Dr. Paul Ludwig Edel (Jhg. 1874) heute vor 76 Jahren das leben. Er lebte in der Heilbronner Straße 19 in Schöneberg.

Sein Motto: Feuer mit Feuer bekämpfen. Kann er der nächste US-Präsident werden? Der Anwalt Michael Avenatti macht sich bereit. Für Donald Trump wird er zur echten Gefahr. Denn er ist laut, schnell - und überall. Lesen Sie das Porträt von Juliane Schäuble heute auf Seite 3 im Tagesspiegel und im E-Paper.

Encore

Wer sich auf der offiziellen Hauptstadt-Website berlin.de orientieren will, verläuft sich verlässlich in die Verwirrung. So heißt es auf der Unterseite „Tourismus/Insider-Tipps“: „Berlin-Bashing gehört zurzeit zum guten Ton und treibt immer neue Blüten. Machen Sie ruhig mit, aber bitte mit Witz!“ Es folgen einige veraltete Flughafen-Gags („Niemand hat die Absicht…“, „Wir können alles, außer…“) und der vertrauliche Hinweis, die Berliner stehen auf Selbstironie und nehmen’s mit Humor (Ha Ha). Ein Klick weiter aber wird, wieder unter „Insider-Tipps“, dann vor „13 Fettnäpfchen“ gewarnt, eines davon: „Den BER ansprechen. Wir möchten nicht darüber reden.“ Meine Vermutung: Diesen Eintrag hat der Regierende Bürgermeister höchstpersönlich verfasst.

Ich rede heute Abend übrigens beim Creative Bureaucracy Festival u.a. mit Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup, und zwar über den BER – vielleicht sehen wir uns ja da. Schönes Wochenende, bis dann, Ihr
Lorenz Maroldt
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