am Vorabend der letzten Lockdown-Phase – es war der 8. November 2020 – lief in der ARD eine neue Tatort-Folge aus Münster. Mit dabei war natürlich wieder Jan Josef Liefers aka Professor Dr. Karl-Friedrich Börne, ein überspannt und leicht narzisstisch wirkender Pathologe aus dem Keller der Münsteraner Rechtsmedizin. „Immerhin lassen sie uns den Kommissar und den lustigen Leichenaufschneider“, meinte damals eine Freundin mit leicht traurigem Timbre in der Stimme, die gehofft hatte, mit derlei leichter Abendunterhaltung besser durch die harten Tage zu kommen. Sie konnte ja nicht wissen, dass ich mit dieser Mischung aus Krimi und Screwball eigentlich nichts anzufangen weiß. Aber egal: Es war wieder Lockdown, und da kam so ein Aufschneider wie der Börne gerade recht. Vielleicht hilft ein guter Tatort Heute bin ich wirklich froh über jeden Aufschneider in Zeiten der Krise. Denn wo andere nur oberflächlich hinschauen, da dringen ihre Blicke bis tief unter die Haut. Das ist auch bei Börnes Hamburger Kollegen Benjamin Ondruschka so. Als Leiter der Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Eppendorf hat Ondruschka zusammen mit seinem Vorgänger Klaus Püchel in den zurückliegenden Monaten mehr als 700 Covid-19-Tote obduziert. Gestern präsentierte er das Ergebnis: 88 Prozent der an Covid verstorbenen Patienten hatten mindestens drei Vorerkrankungen, drei Viertel waren älter als 76 Jahre. Was der Pathologe, der wie Börne übrigens ein Faible für exzentrische Anzüge und Krawatten hat, sonst noch alles herausgefunden hat, lesen Sie hier. Tiefer blicken können Sie übrigens auch mit dem, was der Virologe Helmut Fickenscher über die neuen Corona-Schnelltests für den Hausgebrauch im Cicero-Interview sagt: „Diese Tests sind in Entwicklung und durchlaufen derzeit eine Art Zulassungsverfahren. Bevor man über deren Nutzung diskutiert, müssen sie erst einmal erfolgreich diese Zulassung durchlaufen haben. Ob das gelingt, bleibt offen“, so Fickenscher, der mit dieser Feststellung allzu große Erwartungen an die neuen Tests zunichtemacht. Doch lassen Sie sich davon bitte nicht das Wochenende vermiesen. Und wenn doch: Vielleicht hilft Sonntag ein guter Tatort. Ihr Ralf Hanselle, stellvertretender Chefredakteur |