Gas ist kurzfristig wichtiger als Leitzinsen
Gas ist kurzfristig wichtiger als Leitzinsen von Sven WeisenhausIn der Wochenausgabe des Stockstreet-Börsenbriefes „Börse-Intern Premium“ war am vergangenen Donnerstag zu lesen, dass die Anleger wohl erst sehen wollen, „ob die Gaslieferungen nach der Wartung von Nord Stream 1 wieder aufgenommen werden“ (siehe dazu auch Börse-Intern vom vergangenen Freitag). Und: „Strömt danach wieder Gas, dürfte dies eine Erleichterungsrally auslösen“, hieß es. Da es nun bereits gestern die Meldung gab, dass laut Insiderinformationen die Gaslieferungen wieder aufgenommen werden, wenn auch in reduziertem Umfang, setzte bereits eine Erleichterungsrally ein. DAX mit wichtigem bullishen Ausbruchssignal Der DAX machte zum Beispiel einen Freudensprung von rund 300 Punkten. Und mit diesem gelang dem Index der Bruch einer wichtigen Abwärtstrendlinie (siehe grüne Ellipse im folgenden Chart). Zuvor gab es bereits bullishe Signale (siehe auch folgender Chart). So hatte sich der DAX über die Tiefs der Seitwärtskonsolidierung bzw. moderaten Abwärtsbewegung zurückgearbeitet (gelber Balken), die von Mitte bis Ende Juni stattfand und den kurzfristigen Abwärtstrendkanal begründet (rot). Zwar prallte der Index an dessen oberer Linie ab und fiel unter die besagten Tiefs zurück, er konnte sich aber schnell erholen und bis zur übergeordneten Abwärtstrendlinie hocharbeiten, die dann mit Hilfe der positiven Meldung über die Wiederaufnahme der Gaslieferungen gebrochen wurde (grüner Pfeil). Im kurzfristigen Bereich sieht es damit nach einem abgeschlossenen Doppelboden und somit nach einer Trendwende aus. Es liegen gemäß der DAX-Analyse vom vergangenen Freitag kurzfristig klar bullishe Signale vor. Können die Bullen die Chance nutzen? Jetzt wird es spannend, ob die Bullen dies für sich nutzen können. Aktuell sieht es noch nicht danach aus. Denn der DAX prallte an den letzten Hochs der ehemaligen Seitwärts- bzw. Abwärtsbewegung ab (rote horizontale Linien) und setzte in Richtung der gebrochenen Abwärtstrendlinie zurück. Dramatisches ist damit noch nicht passiert. Womöglich wird das Ausbruchsniveau lediglich von oben getestet. Kann der DAX bald wieder zulegen und auf ein neues Hoch in der noch sehr jungen Aufwärtsbewegung steigen, gilt der Test aus Sicht der Bullen als erfolgreich bestanden. Ein Rückfall unter die Abwärtstrend(kanal)linien (rot) und die Tiefs der alten Seitwärts- bzw. Abwärtsbewegung (gelber Balken) wäre dagegen bearish zu werten. Der Ausbruchsversuch wäre damit gescheitert. Und das könnte weitere bearishe Konsequenzen nach sich ziehen. Weniger auf die EZB, mehr auf den Gasfluss kommt es an Wie es tatsächlich weiter geht, wird einerseits von der morgigen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) abhängen. Hier sind deutliche Kursausschläge zu erwarten. Ich glaube allerdings nicht, dass diese einen neuen Trend einleiten werden. Denn ob die EZB die Leitzinsen nun um 0,25 oder 0,5 Prozentpunkte anheben wird, spielt keine große Rolle. Lediglich ein größerer Schritt wäre eine riesige Überraschung. Doch halte ich diesen für ausgeschlossen. Sollte er dennoch kommen, würde dies vor allem den Euro stärken. Andererseits werden die weiteren Kursbewegungen von den Gaslieferungen abhängen. Und diese können kurzfristig entscheidender sein als die EZB-Beschlüsse. Wird fließendes Gas festgestellt, könnten die Aktienmärkte das noch einmal mit Kurssprüngen feiern. Aber: Putin kann jederzeit über die Höhe der Liefermengen entscheiden, bis hin zu einem erneuten Lieferstopp. Dieser würde dann wieder zu kräftigen Rücksetzern führen. Keine unnötigen Risiken eingehen! Auf ein bestimmtes Ereignis in Sachen Gas zu spekulieren, ist reines Glücksspiel. Ich habe daher gestern für das Depot des „Börse-Intern Premium“ einen Long-Trade auf den DAX beendet und die damit erzielten Gewinne in Höhe von mehr als 500 Euro bzw. 20 % realisiert – binnen nur zwei Wochen. Ebenso habe ich auch den Lesern des „Target-Trend-Spezial“ geraten, den erneuten Long-Trade auf den DAX zu beenden und wieder rund 600 DAX-Punkte Gewinn mitzunehmen, wie wir sie erst wenige Tage zuvor mit einem gleichen Trade erzielt hatten (siehe dazu auch Börse-Intern vom vergangenen Freitag). Das ist klassisches Swing-Trading: Schnell rein, schnell raus. Und aus meiner Sicht ist dies aktuell die richtige Strategie vor wichtigen Terminen bzw. Ereignissen. Wahrscheinlich werde ich vor dem Wochenende auch keine neuen Trades mehr platzieren. Am Montag wird man sehen, wie viel Gas durch die gewartete Pipeline geflossen ist – und wie die Märkte drauf reagieren. Auf Basis dieser Erkenntnisse kann man dann neue Entscheidungen treffen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg an der Börse Ihr Sven Weisenhaus www.stockstreet.de
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