Wir müssen die politische Sphäre durchsichtiger gestalten, die gesellschaftliche politischer. Unsere Forderungen nach mehr direkter Demokratie, Transparenz und Bürgerbeteiligung sind aktueller und wichtiger denn je. Warum das so ist, macht auch ein Blick auf die Entwicklung der Parteimitgliedschaften deutlich. 1990 hatte die SPD noch über 940.000 Mitglieder, die CDU fast 790.000. Die Realität im Jahr 2024 sieht anders aus: CDU und SPD liegen jeweils nur noch bei 365.000 Mitgliedern. Gewachsen ist von 2022 auf 2023 nur die AfD – allerdings nach einem jahrelangen Rückgang. Einen wirklich relevanten Zugewinn an Mitgliedern von 60.000 auf über 120.000 erreichten nur die Grünen zwischen 2016 und 2022. Der Rückgang von Mitgliedschaften in den großen gesellschaftlichen Organisationen ist ein gesellschaftlicher Mega-Trend; der Rückgang der Parteimitgliedschaften hat dabei eine besondere Bedeutung. Denn Mitglieder einer Partei entscheiden über die Wahlprogramme und das Personal, das sich zur Wahl stellt. Sie sind Orte der politischen Meinungsbildung. Je weniger Mitglieder eine Partei hat, umso weniger Know-How steht für die Arbeit an politischen Programmen zur Verfügung und umso kleiner ist der Pool, aus dem eine Partei ihr Personal schöpfen kann. Parteien wirken dabei, und das ist der vielleicht wichtigste Punkt, in die gesellschaftliche Sphäre hinein. Für viele Menschen mag die Vorstellung, sich mit dem Partei-Ortsverein zum geselligen Abend zu treffen, mittlerweile nahezu abwegig sein. Genau solche Treffen sind aber Gelegenheiten, bei denen sich Politik und Menschen miteinander vermischen. Wo erleben wir denn heute sonst noch Demokratie? Wenn Klassensprecherinnen, Klassensprecher und Gemeinderäte gewählt werden oder Vereinsversammlungen Vorstände ins Amt setzen. Trotzdem: An demokratische Erlebnisse denken wohl die wenigsten Menschen, wenn sie an ihren Alltag denken. Wir werden den Trend der Parteimitgliedschaften nicht umkehren können. Was wir brauchen, sind neue Formate der Beteiligung. Denn wer sich selbst als wirksam erlebt und im Austausch mit anderen Menschen ist, der wird das Recht auf Mitbestimmung auch selbstbewusst einfordern. Direkte Demokratie kann solche Momente schaffen, kann ein Befreiungsschlag sein gegen das Gefühl der Machtlosigkeit, kann damit auch die repräsentative Demokratie wieder stärken. Wer sich einbringt, setzt sich auch mit anderen Menschen auseinander. Das persönliche Gespräch von Mensch zu Mensch findet hier statt, es ist die Seele der Demokratie. Auch dafür stehen wir. . |