Liebe Frau Do, erschreckendes Ereignis gestern Mittag am Kölner Hauptbahnhof. Ein bewaffneter 55 Jahre alter Syrer hatte laut Polizeiangaben in einem Imbiss am Bahnhof einen Molotowcocktail gezündet und dabei ein 14-jähriges Mädchen verletzt. Später nahm er in einer Apotheke eine Frau als Geisel. Beim Zugriff der Polizei wurde der mutmaßliche Täter verletzt. Er soll Brandbeschleuniger und eine Gaskartusche bei sich gehabt und die Freilassung eines Tunesiers gefordert haben. Die bisher bekannten Details hat Clemens Boisserée zusammengetragen. In der großen Koalition ging gestern die beliebte Suche nach dem Schuldigen für das Wahldebakel los. In der CSU einigte man sich schnell auf Horst Seehofer, doch soll der Parteichef wohl noch eine Gnadenfrist bekommen. In der SPD sind alle schuld, nur nicht die Spitzenvertreter der eigenen Partei. Und in der CDU soll es vor der Hessen-Wahl keine Debatte über Konsequenzen geben. Kristina Dunz und Gregor Mayntz berichten über die Wahlnachlese in Berlin. Gregor Mayntz hat sich die Spitzenleute der Gewinnerparteien angeschaut. Freie-Wähler-Urgestein Hubert Aiwanger und die Grünen-Frontfrau Katharina Schulze. Ein typischer Wahlabend ist für Fernsehzuschauer eine Zumutung. Phrasen, Beschwichtigungen, rhetorische Ablenkungsmanöver und Nebelkerzen, wohin die Kameras schwenken. Die Wahlkommentare vieler Politiker sind ein Programm für Politikverdrossenheit. Parteiübergreifend. Ich frage mich, ob die Politiker die Wähler wirklich für so dämlich halten, wenn mal wieder als Analyse herhalten muss, dass man „mit den Themen nicht durchgedrungen ist“. Vielleicht sollte man auf die Befragungen verzichten. Eine Ausnahme bildete der frühere Münchner SPD-Oberbürgermeister Christian Ude, der nach dem Desaster seiner Partei schonungslos das Offensichtliche sagte: „,Wir können in dem freien Fall, in dem sich die SPD offensichtlich befindet, nicht versuchen, etwas auszusitzen.” Wir haben es mit Humor versucht und gestern in der Redaktion die gängigsten Politiker-Phrasen für den Wahlabend zusammengefasst. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Herzlich Ihr Michael Bröcker Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |