GOLDPREIS-HAUSSE ENDET NICHT BEI 3.000 DOLLAR
Der Goldpreis befindet sich auf dem besten Weg, die Marke von 3.000 Dollar je Feinunze zu überspringen, daran ändert auch nichts die zuletzt schon fast zu vernachlässigende Kursdelle. Unmittelbar nach Erreichen des Rekordhochs von 2.956 Dollar büßte das Edelmetall rund 120 Dollar an Wert – für viele Händler eine willkommene Konsolidierung.
Es ist es vor allem die weit verbreitete Verunsicherung über die Auswirkungen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump auf Inflation, Handel, Weltwirtschaft und Geopolitik, die die Bedeutung von Gold als sicheren Hafen in instabilen Zeiten hervortreten lässt. Die Nachfrage verstärkte sich, nachdem die Zölle auf Waren aus Mexiko und Kanada in Kraft getreten sind. Zudem hat Trump per Dekret die Verdoppelung der im Februar verhängten Zölle auf Waren aus China angeordnet und darüber hinaus erneut der EU gedroht.
Angesichts der unberechenbaren Politik des US-Präsidenten ziehen es viele Anleger offenbar vor, ihr Kapital in als sicher geltende Anlageklassen zu investieren – wie etwa Gold oder US-Staatsanleihen. Bei US-Bonds führte die erhöhte Nachfrage zu steigenden Kursen, was im Gegenzug die Renditen drückte. Seit Mitte Februar ist die Rendite von zehnjährigen US-Staatsanleihen von 4,6 auf rund 4,1 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober vergangenen Jahres gesunken. Und das erhöht die Attraktivität von Gold, für das Anleger weder Zinsen noch Dividenden erhalten.
Neue Zinssenkungshoffnungen stützen
Für unerwarteten Auftrieb könnte vor diesem Hintergrund auch die US-Notenbank sorgen, die sich in den vergangenen Wochen in puncto Zinssenkungen sehr zurückhaltend zeigte. Denn immer mehr Beobachter befürchten, dass sich die US-Wirtschaft so stark abschwächen könnte, dass die Fed gezwungen sein wird, die Zinsen zu senken. Laut Daten der Chicagoer Terminbörse CME lag die Wahrscheinlichkeit, dass die Federal Reserve bis zum Jahresende mehr als einmal die Zinsen senkt, vor einem Monat bei 45 Prozent. Seither haben sich die Chancen auf 80 Prozent erhöht. Fed Funds Futures wiederum preisen Zinssenkungen der US-Notenbank um 75 Basispunkte bis zum Jahresende ein. Zum Vergleich: Ende Februar waren es knapp 20 Basispunkte weniger.
Auch die hohe US-Verschuldung und der in Schieflage geratene US-Haushalt dürften Gold stützen, unterliegt das Edelmetall doch keinen Kreditrisiken und hat historisch betrachtet stets mit seiner Werterhaltungsfunktion überzeugt. So gab das US-Finanzministerium im Februar bekannt, dass die Vereinigten Staaten in den ersten vier Monaten des laufenden Fiskaljahres, das am 1. Oktober begonnen hat, ein Rekorddefizit von 840 Milliarden Dollar verzeichnet haben. Es übersteigt den Fehlbetrag des Vorjahreszeitraums somit um 306 Milliarden Dollar oder 58 Prozent. Die Staatsverschuldung weist inzwischen ein Niveau von gut 36 Billionen Dollar auf, dies entspricht in etwa 123 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Zum Vergleich: 2019 standen die Vereinigten Staaten noch mit rund 23 Billionen Dollar beziehungsweise 108 Prozent der Wirtschaftskraft in der Kreide.
Chinesische Versicherer könnten Goldpreis zusätzlich beflügeln
Es kommt also nicht von ungefähr, dass sich zunehmend mehr Anleger für Gold interessieren. Daten des World Gold Council zufolge verzeichneten physisch besicherte börsengehandelte Goldfonds (ETFs) in der vorletzten Februarwoche den größten wöchentlichen Zufluss seit März 2022. Sie meldeten ein Plus von 52,4 Tonnen im Wert von etwa fünf Milliarden Dollar. Wichtigste Impulsgeber waren US-amerikanische Fonds, die einen Zufluss von 48,7 Tonnen verzeichneten und damit eine Kehrtwende einleiteten. Im Januar hatten sie noch einen Abfluss von 6,3 Tonnen verbucht.
Und China startete unterdessen ein Pilotprogramm, das es den zehn größten Versicherungsunternehmen des Landes erlaubt, bis zu einem Prozent ihrer Vermögenswerte in Gold zu investieren. Dies führt zu einer zusätzlichen institutionellen Nachfrage, die bis zu 27,4 Milliarden US-Dollar betragen könnte. Ein Beispiel, das Schule machen könnte, denn Rohstoffexperten betrachten das neue Programm als Reaktion auf die begrenzte Auswahl an Anlagemöglichkeiten in einem wirtschaftlich herausfordernden Umfeld.
Notenbanken bleiben auf der Käuferseite
Auf der Käuferseite bleiben auch die Notenbanken. Hervorzuheben sind seit Beginn dieses Jahres vor allem Polen, die Türkei und Indien. Einen Anstieg ihrer Goldbestände meldeten zuletzt auch die Tschechische Republik, der Irak oder Ungarn. Kurzum: Aktuell spricht nicht allzu viel dafür, dass die Gold-Hausse bei einem Kurs von 3.000 Dollar enden sollte.