Was wirklich für den Kauf von Gold und Silber spricht!? Liebe Leser, die Preisentwicklung bei Gold und Silber war in den letzten Monaten enttäuschend: Auf zwischenzeitliche Kursanstiege folgten immer wieder Rückgänge, einen echten Ausbruch nach oben gab es bisher nicht. Das ist vermutlich nicht neu für Sie, wenn Sie meine regelmäßigen aktuellen Einschätzungen zu den Preisen von Gold und Silber in diesem Report verfolgt haben. Im Grunde bewegt sich der Goldpreis seit seinem Absturz im Jahr 2013 in einem breiten Seitwärtstrend zwischen 1.060 und 1.380 US-Dollar je Unze: 2011 erreichte der Goldpreis ein Rekordhoch, danach ging es wieder abwärts. Trotz der Bodenbildung seit Anfang 2016 ist ein erneuter Rückgang nicht ausgeschlossen. Der Silberpreis stürzte nach 2011 noch stärker ab als Gold, es gibt seit 2015 eine Seitwärtsbewegung: Silber zeigt traditionell stärkere Preisschwankungen als Gold. Der Anstieg von 2008 bis 2011 war stärker als bei Gold, der anschließende Absturz aber auch. Die 10 Gründe von Mike Maloney Gold und Silber zu besitzen Viele Experten gehen aber davon aus, dass die Preise von Gold und Silber langfristig wieder steigen, ich sehe das auch so. Für den Kauf von Gold und Silber gibt es einige gute Gründe, wie zum Beispiel der Schutz vor Inflation oder eine Versicherung gegen Krisen. Auch die schlichte Diversifikation des Anlagedepots ist meiner Ansicht nach ein ganz gewichtiges Argument für den Kauf von Edelmetallen. Der Edelmetallexperte Mike Maloney wird dem vermutlich auch zustimmen, aber er nennt noch weitere Gründe, warum er selbst auf Gold und Silber setzt. Seine "10 Gründe, warum er Gold und Silber kauft" möchte ich euch kurz vorstellen und meine Einschätzung dazu geben. Ihr könnte seine Argumente hier nachlesen und euch auch sein Video dazu ansehen. 10. Alle Währungen weltweit sind heute Papiergeldwährungen (fiat currencies). Und alle Papierwährungen scheitern irgendwann. Der Wert der Papiergeldwährungen basiert nur auf Vertrauen, genauer gesagt auf dem Vertrauen in die Notenbanken, die diese Währungen drucken. Durch Gold gedeckte Währungen gibt es nicht mehr. Nach Angaben von Maloney sind seit dem Jahr 1500 617 Papiergeldwährungen wertlos geworden. Es wäre also blauäugig anzunehmen, das könnte heute nicht mehr geschehen, oder nur in Entwicklungsländern. Derzeit erleben Venezuela und Simbabwe den Zusammenbruch ihrer Währungen. Papierwährungen können wertlos werden, Gold aber behält seine Zahlungskraft. Meine Einschätzung: Einen Zusammenbruch des Euro erwarte ich in nächster Zeit nicht. Aber schon die schleichende Entwertung aller Papiergeldwährungen durch Inflation ist Grund genug seine Ersparnisse in Edelmetallen UND Sachwerten anzulegen. 9. Der aktuelle Zustand der Weltwirtschaft. Die Weltwirtschaft ist im Ungleichgewicht. Verschuldung und Handelsbilanzdefizite sind so hoch wie nie zuvor in der Geschichte. Dazu kommen die Derivate, deren Volumen immer weiter steigt und derzeit etwa 1,2 Billiarden Dollar betragen dürfte – eine unvorstellbare Summe. Diese "Blase" könnte nach Ansicht von Maloney die Weltwirtschaft über Nacht in den Abgrund reißen. Die Preise von Gold und Silber würden steigen. Meine Einschätzung: Eine Finanzkrise ist möglich, aber wann sie kommt und ob überhaupt, weiß niemand. Maloney schürt hier – mit teils sehr drastischen Worten – die Angst vor dem Unbekannten und den schwer verständlichen Mechanismen der Finanzmärkte. Das ist mir zu schwammig. 8. Währungskrise / Neues Weltwährungssystem. Nach Maloney hat die Welt alle 30 bis 40 Jahre ein neues monetäres System geschaffen. Und die USA sind überfällig. Im Jahr 1971 sind die USA von der goldgedeckten Währung zu einer reinen Papierwährung übergegangen. Es könnte also bald eine neue Währungsreform kommen. Meine Einschätzung: Das ist ein rein statistisches Argument. Daraus Aussagen über die Zukunft abzuleiten oder über den Zeitpunkt einer Währungsreform ist höchst problematisch. Zumal heute auch gänzlich andere Rahmenbedingungen herrschen, die Weltwirtschaft und auch die Finanzsystems sind viel stärker vernetzt als noch vor 40 Jahren. 7. Gold und Silber beinhalten eine Zentralbankgarantie. In einer Finanzkrise würden die Notenbanken die Märkte mit Zentralbankgeld fluten. Das würde den Wert von Gold und Silber nach oben schießen lassen, für Maloney ist das eine Garantie, dass die Preise der Edelmetalle in einer Krise steigen. Meine Einschätzung: Das stimmt. Wenn die Krise aber überwunden wird, dann fallen die Edelmetallpreise wieder. Das war auch in den letzten Jahren der Fall. Was aber sicher richtig ist: Hoch verschuldete Staaten entschulden sich in einem inflationärem Umfeld. Und das lässt die Preise von Gold und Silber tendenziell steigen. 6. Jedes andere Investment macht Angst. Für Maloney befinden sich alle Sachwerte in einer riesigen Preisblase, bei Anleihen und Immobilien spricht er jeweils von der "größten Blase in der Geschichte". Diese Blasen müssen irgendwann platzen und dann stürzen sich alle auf das, was noch übrig bleibt: Die Edelmetalle. Meine Einschätzung: Anleihen sind derzeit kein Investment wert. Bei Aktien und Immobilien sehe ich das anders. Die Immobilienpreise sind in Deutschland stark gestiegen, aber es gibt keine Blase wie in manchen anderen Ländern wie z.B. vor der Immobilienkrise in den USA im Jahr 2007. Aktien sind für sich gesehen hoch bewertet, aber nicht im Vergleich zu Anleihen. Und selbst wenn es eine Blase bei Aktien und Immobilien gibt, entscheidend ist die Frage, WANN sie platzt. Dazu sagt Maloney nichts. 5. Marktpsychologie. Gier kann zu Preisblasen führen. Aber die "Emotion Furcht" ist noch stärker und sie wird zur nächsten Blase bei Gold und Silber führen. Das Umschlagen der Gier in Furcht wird Maloney zufolge die Anleger in die Edelmetalle treiben. Meine Einschätzung: Sicher, Gold und Silber profitieren von einer Panik an den Märkten. Aber was ist, wenn die Panik nachlässt? Furcht bleibt ja nicht auf Dauer. In allen Krisen der Geschichte hat sich der Aktienmarkt immer wieder erholt, auch nach der Großen Depression der 1930er Jahre oder der Finanzkrise von 2008. Der Grund ist einfach: Unternehmen produzieren das, was wir alle zum Leben brauchen und daher werden sie von den Regierungen und Notenbanken geschützt. Sie erholen sich daher nach Krisen am schnellsten, das gilt auch für die Kurse ihrer Aktien an den Börsen. Auf Aktien und andere Sachwerte in Ihrem Depot sollten Sie daher meiner Ansicht nach nicht verzichten, auch nicht aus Angst vor einer Finanzkrise. 4. Dieses Mal ist es wirklich anders. Beim nach Ansicht von Maloney größten Gold-Run in der Geschichte von 1970 bis 1980 stieg der Preis von Gold um 2.300 Prozent und der von Silber um 3.100 Prozent. Aber nur Investoren aus den USA und Europa waren in dieser Zeit nennenswert am Markt für Edelmetalle aktiv. Jetzt kommen viel mehr Investoren dazu, vor allem aus Asien. Es steckt viel mehr Geld in den Papierwährungen, das in einer Krise in Gold und Silber fließen kann. Meine Einschätzung: Auch das stimmt. Allerdings hat auch die verfügbare Menge an Gold und Silber in den letzten 40 Jahren zugenommen. Zudem könnten die Kryptowährungen wie Bitcoin einen großen Teil des "Fluchtgeldes" absorbieren. Allerdings ist es aus meiner Sicht auch nicht entscheidend, ob die nächste Gold- und Silber-Rallye denn nun die der 1970er Jahre in den Schatten stellt oder nicht. 3. Die Anleger sollten mehr Gold und Silber kaufen als sie es tun. Gold und Silber sind enge Märkte. Nur ein geringer Teil der Finanzinvestitionen weltweit steckt in Gold und Silber. Nach Angaben von Maloney entfallen gerade einmal 0,5 Prozent der liquiden Finanzinvestitionen auf die Edelmetalle. Wenn dieser Anteil auch nur auf die häufig empfohlene Quote von 10 Prozent steigen würde, dann würden die Preise von Gold und Silber explodieren. Meine Einschätzung: Zu viel Konjunktive. Warum sollte dieser Anteil gerade jetzt oder auch nur in den nächsten 10 Jahren signifikant steigen? Meiner Ansicht nach ist es gefährlich, bei Prognosen von solchen Automatismen auszugehen. 2. Es geschieht alles gleichzeitig und es ist alles global. Bei diesem Punkt fasst Maloney die vorherigen Punkte nochmals zusammen und stellt fest, dass sie alle derzeit zusammentreffen. Das möchte ich hier nicht alles wiederholen, bei Interesse könnt ihr es hier nachlesen. 1. Man schläft besser. Maloney glaubt, dass wir auf den "größten Wirtschaftseinbruch zusteuern, den die Welt je gesehen hat". Wenn man dem auch nur eine kleine Wahrscheinlichkeit zumisst, dann muss man sich jetzt vorbereiten und Gold und Silber kaufen. Meine Einschätzung: Das ist mir zu viel Pessimismus. Aber sicherlich sind Gold und Silber eine gute Versicherung für den Fall einer Wirtschaftskrise. Ob es dann gleich die "größte der Menschheitsgeschichte" sein muss, weiß ich nicht. Jedenfalls gilt wie bei jeder Versicherung: Man will nicht dass der Versicherungsfall eintritt. Und man muss sie vorher kaufen. Alles zusammengefasst: Die Argumente von Maloney sind interessant und es lohnt sich darüber nachzudenken, deshalb habe ich sie hier auch aufgegriffen. Was mir nicht gefällt, ist seine Wortwahl: Mit Superlativen wie "global financial nuclear holocaust" schürt er die Furcht, von der er selbst spricht. Für ihn war die Finanzkrise von 2008 nur eine Bodenschwelle auf der rasanten Fahrt in den Abgrund. Emotionen wie Furcht sind aber bei der Geldanlage immer ein schlechter Ratgeber. Viele seiner Argumente stimmen und er hat sie auch ausführlicher begründet, als ich es an dieser Stelle wiedergegeben habe. Meine größte Kritik ist der fehlende Zeitstempel: Wann geschieht das alles, wann kommt die Krise? Nächste Jahr, in 10 Jahren oder in 100? Ohne einen Zeithorizont sind seine Argumente meiner Ansicht nach nicht wirklich etwas wert. Es gibt auch so gute Gründe, Gold und Silber zu kaufen, ohne dass man gleich den Untergang der Welt nahen sieht. Aber soll man deswegen auf das Investment z.B. in Aktien verzichten? Seit 2009 haben sich die Börsenkurse verdreifacht. Wer kann wissen, ob die Blase – wenn es denn eine ist – nicht weitergeht und sich die Kurse in den nächsten Jahren nochmals verdreifachen? Mag sein, dass es eine Blase am Aktienmarkt gibt, aber bisher fehlt dafür die Euphorie, die dem Platzen einer Blase IMMER vorausgeht. Es ist leicht zu sagen, dass eine Krise kommt und das auch gut zu begründen. Denn die nächste Krise kommt bestimmt, die entscheidende Frage ist nur wann. Und diese Frage beantwortet Maloney nicht. Aus meiner Sicht bleibt daher als Schlussfolgerung aus den 10 Punkten vor allem übrig: Es ist gut, Gold und Silber als Versicherung im Depot zu haben. Ich finde: 15 Prozent Anteil sind ein guter Richtwert. Ihr Lars Erichsen Chefredakteur Rendite-Report www.rendite-report.de |