Wie sich Zinsen, Dollar und die Konjunktur auf den Goldpreis auswirken... Liebe Leserin, lieber Leser, in den letzten Wochen war Gold wieder gefragt. Ein Grund dafür ist die Vertrauenskrise im Bankensektor, ausgelöst durch die Probleme der Regionalbanken in den USA und die Beinahe-Pleite der Schweizer Großbank Credit Suisse. Gerade wenn das Finanzsystem unter Stress steht, gewinnt Gold bei sicherheitsorientierten Anlegern an Attraktivität. Sowohl in US-Dollar als auch in Euro gerechnet ist der Preis je Unze Gold nicht mehr weit von seinem Allzeithoch entfernt. Die gestiegene Nachfrage nach Gold bei Finanzinvestoren zeigt sich in einem Zufluss in Gold-ETFs (Gold-Fonds) im März. Netto wurden 1,9 Mrd. US-Dollar neu in mit physischem Gold hinterlegte ETFs investiert, das entspricht 32 Tonnen Gold. Es war der erste monatliche Zufluss seit 10 Monaten. Da es in den ersten beiden Monaten allerdings Abflüsse gab, steht unter dem Strich für das 1. Quartal immer noch ein Minus von 29 Tonnen. Zinserhöhungen bremsen die Nachfrage nach Gold-ETFs Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 schoss die Nachfrage nach Gold nach oben, die Goldbestände der ETFs kletterten auf ein Allzeithoch. Doch das war damals nicht der Beginn eines Trends, sondern ein Ausreißer nach oben. Im Anschluss zogen die Anleger wieder Kapital aus den Gold-ETFs ab und der Goldpreis fiel wieder zurück. Gründe dafür sind zum einen, dass sich die schlimmsten Befürchtungen im Zusammenhang mit dem Krieg nicht bestätigten, und zum anderen der starke Anstieg der Zinsen. Die Vergleichsgrafik zeigt, dass der Rückgang des Goldpreises zeitlich mit dem Anstieg der kurzfristigen Zinsen in den USA zusammenfällt:
Seitdem der Anstieg der Zinsen in den USA gestoppt ist, nämlich seit Anfang November hat sich auch der Goldpreis wieder erholt, und zwar deutlich. Das ist durchaus bemerkenswert, denn aus den Gold-ETFs gab es ja bis März weiterhin Abflüsse. Als Preistreiber fallen diese also weg. Allerdings sind am Futuresmarkt die Netto-Long-Positionen in den letzten Monaten gestiegen. Ein Auslöser für das gestiegene Interesse spekulativer Anleger an Gold bzw. deren Spekulation auf einen steigenden Goldpreis dürfte die Schwäche des US-Dollars sein. Nachdem der Dollarindex im September 2022 auf den höchsten Stand seit 20 Jahren gestiegen war, gab es einen deutlichen Rückgang. Der Dollarindex fasst die Wertentwicklung der US-Währung gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner zusammen. Der Rückgang des Dollarindex, sprich die Abwertung des Dollars setzte quasi den Startschuss für den Anstieg des Goldpreises um etwa 25 Prozent seit Herbst 2022:
Die Korrelation zwischen Goldpreis und Dollar-Wechselkurs ist zwar alles andere als strikt, aber historisch gesehen fällt Abwertungsdruck auf den Dollar häufig mit einem Anstieg des Goldpreises zusammen, und umgekehrt. Die Erklärung: Anleger aus dem Dollarraum sehen Gold als Absicherung gegen eine Abwertung. Wie geht es weiter? Aber ist das nun der Beginn eines Trends, steigt Gold weiter und markiert neue Allzeithochs? Oder hat das gelbe Edelmetall mit dem Anstieg der letzten Wochen sein Pulver bereits wieder verschossen? Für beide Möglichkeiten gibt es gute Argumente. Kurzfristig hängt der Goldpreis von der Entwicklung der Zinsen in den USA und dem Dollarkurs ab. In den letzten Wochen wurde der Goldpreis auch von der Erwartung vieler Marktteilnehmer getrieben, dass die US-Notenbank nicht nur den Zins nicht weiter erhöht, sondern noch in diesem Jahr wieder senkt. Fallende Zinsen machen die Anlage in das keine Zinsen abwerfende Gold relativ gesehen wieder attraktiver. Doch die Erwartung baldiger Zinssenkungen durch die FED könnte sich als übertrieben erweisen. So hat sich die Vertrauenskrise im Bankensektor wieder beruhigt, die Notenbank hat zudem andere Möglichkeiten als Zinssenkungen, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten. Darüber hinaus hat sich die Inflation zwar zurückgebildet, ist aber längst nicht verschwunden. Der weiterhin angespannte Arbeitsmarkt in den USA spricht dafür, dass der Preisdruck durch steigende Löhne hoch bleibt. Dazu kommt der jüngste Anstieg des Ölpreises, der sich ebenfalls positiv auf die Inflation auswirkt. Die US-Notenbank hält daher möglicherweise länger als derzeit manche denken an den hohen Zinsen fest. Das würde auch dem Dollar wieder Auftrieb geben. Doch das ist nur eine Möglichkeit, keine ausgemachte Sache. Die konjunkturelle Lage und die Entwicklung des Preisniveaus lässt sich derzeit so schwer vorhersagen wie nur selten in den letzten Jahrzehnten. Die Inflationsrate könnte sich auch schneller zurückbilden als gedacht. Denn die US-Wirtschaft ist angeschlagen und könnte in eine Rezession rutschen. Das würde die FED möglicherweise zum Umdenken bewegen. Wie sieht es am physischen Goldmarkt aus? Die gesamte Nachfrage nach Gold stieg im Jahr 2022 auf den höchsten Stand seit 2011, und das obwohl es aus den Gold-ETFs unter dem Strich Abflüsse gab. Das lag an einer starken Nachfrage nach Barren und Münzen sowie einer anhaltenden Erholung der Schmucknachfrage nach dem Corona-Einbruch. Dazu stockten die Notenbanken global gesehen ihre Goldbestände so stark auf wie noch nie.
Das alles zusammen gerechnet stützte den Goldpreis. Sollte die Nachfrage zurückfallen, z.B. weil die Angst der Barren- und Münzenkäufer vor Inflation und Krisen abnimmt oder weil die Notenbanken wieder weniger Gold kaufen, dann fehlt dem Goldpreis eine wichtige Stütze. Ob die eher spekulativ orientierten Käufer von Gold-ETFs einen solchen Rückgang ausgleichen können, hängt von der kurzfristigen Entwicklung von Konjunktur, Zinsen und Dollar ab. Mein Fazit Auch am Goldmarkt wird die kurzfristige Entwicklung von Stimmungen getrieben. Der jüngste Anstieg über die Marke von 2.000 US-Dollar könnte weitere Käufer anlocken, ein neues Allzeithoch ist möglich. Sollten sich die Anzeichen für eine Rezession in den USA mehren und/oder die Zinsen wieder fallen, dann kann das dem Goldpreis auch mittelfristig weiteren Auftrieb geben. Allerdings ist das wie gesagt nicht sicher, die US-Wirtschaft könnte sich auch als robuster erweisen als gedacht. Es gibt gute Gründe in einem aktiv gemanagten Depot aktuell auf einen steigenden Goldpreis zu setzen wie ich das im „Lars Erichsen"-Depot meines Premium-Anlagemagazins „Rendite-Spezialisten“ getan habe. Allerdings sollte das nur mit einem konkreten Plan aus Zielkurs und Stopp-Marke geschehen. Langfristig bleibt Gold aber unabhängig von kurzfristigen Entwicklungen eine wichtige Beimischung in einem diversifizierten Depot. Gerade in den letzten Jahren hat Gold seine Funktion als Stabilitätsanker unter Beweis gestellt.
Mein Podcast-Tipp: Nicht nachmachen! Hochspekulativ! (Vorsicht Clickbait!) Der heutige Titel ist durchaus ernst gemeint. Das, worüber ich gleich spreche, halte ich für keine besonders gute Idee, es ist hochspekulativ und man sollte es wirklich nicht nachmachen. Wir sprechen heute über eine Stimmung, die sich meines Erachtens etwas zu schnell wieder bessert. Höre Dir jetzt meinen Podcast dazu an: → Hier findest Du meinen Podcast auf Google (für Android) → Hier findest Du meinen Podcast auf Apple (für iOS) → Hier findest Du meinen Podcast auf Spotify Und bitte nicht vergessen eine positive Bewertung/konstruktive Rezension abzugeben, vielen Dank ;-)
Herzliche Grüße und bis kommende Woche Dein Lars Erichsen Chefredakteur Rendite-Report www.rendite-report.de |