Grummeln in der Merkel-CDU

Liebe Frau Do,

Angela Merkel hat gestern bei ihrer Wiederwahl zur CDU-Vorsitzenden auf dem Parteitag in Essen einen ordentlichen Schubs der Delegierten abbekommen. 89,5 Prozent, während ihrer elfjährigen Kanzlerschaft war ihr Ergebnis nie so schlecht. Nur ein Dämpfer? Das Vertrauen in die staatlichen Institutionen ist in der Flüchtlingsdebatte beschädigt worden, viele in der ordnungsliebenden Partei lasten das auch Merkel an. Auf der anderen Seite: Ohne Merkel will auch keiner. So ist es ein Ergebnis, mit dem irgendwie alle leben können. Die Partei respektiert und schätzt ihre Vorsitzende. Geliebt wird sie nicht.

Ein Aufbruchsparteitag vor dem Super-Wahljahr sieht jedenfalls anders aus. Wenig Leidenschaft, wenig Emotionen. Die Ergebnisse für die Präsidiumsmitglieder reflektieren dieses seltsam matte Bild der CDU. Nach Merkel folgte Wolfgang Schäuble mit 88,7 Prozent. Ist er die Nachwuchshoffnung? Niemand rockte die Bühne. Jens Spahn versuchte es, witzelte gegen Rot-Rot-Grün. Ergebnis: 70 Prozent! Oh je. Otto Wulff, 83 Jahre, fasste es zusammen: „Wir brauchen mehr Mumm.“ Gregor Mayntz und Eva Quadbeck berichten.

Dabei gingen von Essen immer wieder wegweisende Impulse für die CDU aus. Von der Wahlfreiheit zwischen Familie und Beruf 1985 über den Merkel-Parteitag 2000. Martin Kessler beschreibt den Essen-Faktor in der Parteihistorie.

Nur 20 Kilometer östlich war die Flüchtlingsdebatte ebenfalls Thema - leider anders, als es allen lieb sein könnte. Der mutmaßliche Täter, der vor einigen Monaten im Bochumer Universitätsviertel eine junge Frau vergewaltigt haben soll, ist laut Staatsanwaltschaft ein irakischer Flüchtling. Ein schrecklicher Fall, der die Ruhrstadt aufwühlt. Was wir bisher darüber wissen, haben Jörg Isringhaus und Christian Schwerdtfeger aufgeschrieben.

Herzlichst,

Ihr