|
Guten Morgen, das Schönste zuerst: Berlin hat ein Herz. Viele Menschen in unserer rasenden Metropole nehmen sich Zeit für das Wichtigste, was Menschen tun können: anderen Menschen helfen. So wie der Busfahrer, der im heftigsten Juni-Sturm dem 96-jährigen Rudi Gehrig das Leben rettete. Der fast blinde Reinickendorfer wollte mit dem Bus durch Heiligensee zurück nach Hause fahren, als ihn schon an der Haltestelle der Orkan erwischte, der im Berliner Nordwesten zahlreiche Bäume entwurzelte. Als er sich endlich in einen Bus retten kann, muss dieser schon bald stoppen, weil riesige Bäume quer über der Hennigsdorfer Straße liegen und ein Ast aufs Busdach gefallen ist. Im Interview erinnert sich Rudi Gehrig: „Der Busfahrer sagte: ‚So, jetzt ist Feierabend.‘ Die anderen Gäste sind alle einer nach dem anderen ausgestiegen, und der Busfahrer sagte: ‚Da werden Sie wohl laufen müssen.‘ Und ich sagte: ‚Da haben wir schon das Problem. Ich kann nicht laufen. Meine Beine haben mich zwar 96 Jahre getragen, aber jetzt schwächeln sie doch ganz schön.‘ Und dann hat er gesagt: ‚Da müssen wir beide eben hierbleiben.‘“ Wie der Busfahrer half, den durchgefrorenen Fahrgast aufzuwärmen und es schließlich gemeinsam mit der Leitzentrale der BVG, der Diakonie und der Feuerwehr gelang, den Fahrgast sicher durch das Sturmchaos nach Hause zu bringen, erzählt Rudi Gehrig im bewegenden Gespräch mit unserem Kiezreporter Valentin Petri, das Sie hier nachlesen können – und das so endet: „Ich bin an dem Abend direkt unter die heiße Dusche. Dann habe ich mir ein Glas Rotwein in die Mikrowelle gestellt und einen Grog getrunken. Kein Schnupfen, keine Erkältung, alles gut.“ | |||
|
Grünen wird’s nicht mehr. In den Parks der Stadt sitzt Berlin schon auf dem Trockenen, bevor der Sommer richtig angefangen hat. Angesichts des ramponierten Stadtgrüns warnen nun die Bezirke vor „nicht verantwortbaren Kürzungen“ bei den Grünflächenämtern, die die Bäume und Grünanlagen verantworten. „In diesem Bereich drohen im kommenden Doppelhaushalt Einsparungen, obwohl die Mittel schon im laufenden Haushalt nicht reichen“, sagt Neuköllns Stadtrat Jochen Biedermann (Grüne) dem Checkpoint. „Der alte Satz ‚Grün wächst von alleine‘ stimmte noch nie, aber heute weniger denn je.“ Hätten früher drei Jahre Entwicklungspflege für neu gepflanzte Bäume gereicht, brauche es heute zehn Jahre, um sie groß zu bekommen. Zudem entwickelten ältere Bäume wegen des Trockenstresses viel mehr Totholz als früher, das beseitigt werden muss, damit es niemanden beim nächsten Sturm erschlägt. Zudem müsse man die Grünanlagen in diesem Jahr so früh im Sommer wässern wie noch nie. „Das alles kostet Geld“, stellt Biermann trocken fest. Zusätzlich zu Buche schlagen die zunehmende Übernutzung und Vermüllung der Parks. So beziffert das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg die jährlichen Reinigungskosten für den Volkspark Friedrichshain mit inzwischen 107.000 Euro. Auch der Humboldthain am Gesundbrunnen leidet unter Vandalismus und Unrat. „Gerade in den Sommermonaten ist das Müllaufkommen beachtlich“, berichtet Julia Mösch vom Bezirksamt Mitte. „Es werden zusätzlich zu den vorhandenen Mülleimern dann drei Kubikmeter große Absetzcontainer aufgestellt, die nach einem Wochenende auch voll sind.“ Der Bedarf für die Pflege der Berliner Parks jedenfalls wächst schneller als das Grün selbst. In Neukölln fehlen für den Erhalt der grünen Infrastruktur laut Bezirksamt drei bis vier Millionen Euro pro Jahr. Und auf die Frage, wie viel Personal aktuell in Pankow zur Herrichtung der Parks fehlt, antwortet das Grünflächenamt knapp, aber deutlich: „Derzeit sind 88 zusätzliche Stellen angemeldet.“ So schnell wächst auch hier nichts nach. | |||
|
| ||||
| ||||
| ||||
|
Huch, ein Schauer! Aber wollen wir uns wirklich über Regen aufregen? Nach dem trockenen, windigen Frühjahr hat sich Berlins Umland in die Steppe Brandenburg verwandelt. Den Bäuerinnen und Bauern geht das ins Mark. „In Niederungen wächst der Mais noch ganz gut, aber auf vielen Flächen haben wir Totalausfälle – da schaffen es die Pflanzen nur, kleine Halme zu bilden, aber keine große Frucht“, berichtet Agraringenieurin Lilian Guzmán von der Agrargenossenschaft Groß Machnow. Bei der Gerste habe die Ernte 18 Prozent unter dem Durchschnitt gelegen, beklagt die 48-Jährige. Selbst die Sonnenblumen würden vertrocknen. Der Wassermangel hat auch Folgen für die nötige Bewässerung der Felder. „Sorgen machen uns neuerdings die Kartoffeln, die wir normalerweise regelmäßig beregnen“, erzählt Guzmán. „Da aber der Wasserstand im Kanal wegen der Trockenheit zu niedrig ist, haben wir gerade keine Erlaubnis für die Wasserentnahme mehr.“ Welche Folgen die inzwischen strukturelle Trockenheit aufgrund des Klimawandels für die ostdeutsche Landwirtschaft hat und mit welchen neuen Methoden und Kulturen die Landwirtinnen und Landwirte die traditionell sandigen Böden aufzubessern versuchen, erzählt Guzmán im Interview – nachzulesen heute in unserem Tagesspiegel-Newsletter „In Osten“; zum kostenlosen Abo geht es hier. Und wie geht es Ihnen: Soll für uns immer die Sonne scheinen? | |||
|
![]() | |||
|
| ||||
| ||||
| ||||
|
281 Millionen Euro soll Berlins wichtigster Museenbetreiber noch in diesem Haushaltsjahr vom Bund bekommen. Sage noch einer, es bringe uns nichts, wenn konservative Meinungsmacher Kulturstaatsminister werden! Da lächeln und schweigen wir fein, wenn also Wolfram Weimer (CDU) im Bundestag sagt: „Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz bildet mit dem Louvre und dem British Museum das glorreiche Triumvirat europäischer Kulturmuseen.“ Und wir können uns auch kein Gekicher leisten über diesen Satz: „Wir stärken es mit unseren aufgestockten Mitteln so, dass Glanz und Gloria strahlen – aber auch die Fackeln der Aufklärung, der Weltoffenheit, der deutschen Leidenschaft ums Wissen und Können darin leuchten und uns wunderbare Wege weisen.“ Einfach zurücklehnen und ans Geld denken… | |||
|
| ||||
| ||||
| ||||
|
„Die Regenbogenfahne gehört in die Mitte unserer Stadt, die Regenbogenfahne gehört in die Mitte unserer Gesellschaft.“ So sagte es – mit wohl besten Grüßen aus Berlins Mitte ins Bundestags-Berlin – der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) gestern beim Hissen der Pride-Flagge vor dem Roten Rathaus. Er sei schließlich „auch der Regierende Bürgermeister der Regenbogenhauptstadt“. Doch im Alltag muss Berlins Queerbeauftragter Alfonso Pantisano feststellen: „Die Anfeindungen gegen queere Menschen und die Ablehnung werden immer größer. Und in Berlin nimmt die Gewalt immer mehr zu.“ Im Interview mit unserer Queerspiegel-Redaktion (kostenloser Newsletter hier) äußert sich der Beauftragte auch explizit zum Fall des schwulen Lehrers Oziel Inácio-Stech, der Mobbing durch Schüler und Unterstellungen im Kollegium erleben musste und sich von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) nicht unterstützt fühlt. Partisano sagt dazu deutlich in Richtung Bildungsverwaltung: „Unabhängig von der angeblichen Komplexität, die dieser Fall haben soll, geht es hier um ein Menschenleben, das aus meiner Sicht nicht ausreichend geschützt wurde. Oziel Inácio-Stech ist durch diese Vorgänge sehr krank geworden. Wer ihn erlebt hat, wie er weint, zittert und von den Vorkommnissen berichtet, der weiß, welchen Riesenschaden an seiner Seele angerichtet wurde. Das ist aus meiner Sicht unverzeihlich.“ In seinem Amt lägen inzwischen mehrere Fälle von queeren Lehrkräften auf dem Tisch, „die massive Probleme innerhalb ihrer Schulstrukturen haben“. Vielleicht sollten sich Katharina Günther-Wünsch und Kai Wegner mal nach ihnen erkundigen, bevor sie symbolisch die nächste Toleranzflagge hochziehen. | |||
|
Wo auch immer Sie diesen Sommer verbringen – mit dem Tagesspiegel bleiben Sie gut informiert. Nutzen Sie unser Sommer-Angebot und lesen Sie unseren besten Journalismus zwei Monate für zwei Euro. Sie bekommen dafür alle Artikel von Tagesspiegel Plus, sämtliche Bezirks-Newsletter sowie die Checkpoint-Vollversion. Genießen Sie Ihre Auszeit, ohne auf wichtige Nachrichten und gute Geschichten zu verzichten, jederzeit und überall – bitte hier entlang. | |||
| |||
|
| |||
|
| |||
|
| ||||
| ||||
| ||||
|
| |||
|
| |||
|
| ||||
| ||||
| ||||
|
| |||
|
| |||
|
| |||
| |||
![]() | |||
|
| |||
| |||
| |||
|
| |||
| |||
| |||
| |||
| ||||
| ||||
| ||||
![]() |
| |||
| |||
| |||
|
| |||
|
|
|
| |||
| |||
| ||||
| ||||
| ||||
|