Liebe Frau Do, dass Sie und ich über die „Stimme des Westens“ miteinander verbunden sind, hat mit einem Grundrecht zu tun, das in Artikel 5 des Grundgesetzes geregelt ist: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“ Beide Teile des Satzes gelten genauso für Sie wie für mich: Wir dürfen uns frei äußern, und wir dürfen uns ungehindert informieren. Morgen ist der Internationale Tag der Pressefreiheit; das Grundrecht, das er würdigt, ist gerade jetzt von besonderem Wert, wie ich in meiner Analyse schreibe. Einer, der seine Meinung in den letzten Jahren ziemlich erfolgreich kundtut, ist Grünen-Chef Robert Habeck. Der „Stern“ sah ihn schon als nächsten Kanzler. Aber das Herzensthema seiner Partei, die Klimakrise, ist dank der Corona-Krise in den Hintergrund gerückt. In einem Interview, das Holger Möhle und Eva Quadbeck geführt haben, fordert er nun: „Entscheidend ist jetzt, dass wir mit den vielen Milliarden Euro, mit denen wir die Folgen von Corona abmildern, beide Krisen gleichzeitig bekämpfen.“ So müsse die Bundesregierung der Autoindustrie und der Luftfahrt Klimaauflagen bei Staatshilfen in der Corona-Krise machen. Auffällig finde ich daran vor allem, dass er solche Hilfen nicht kategorisch ausschließt – am Dienstag kommen die Vorstandschefs der Autokonzerne mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und mehreren Ministern zusammen, um darüber zu beraten. Einer, der keine Staatshilfe in Anspruch nehmen will, ist übrigens der neue Henkel-Chef Carsten Knobel, wie er Reinhard Kowalewsky in einem großen Interview erzählt hat. Auch Kurzarbeit ist bei dem Düsseldorfer Dax-Konzern kein Thema – im Gegenteil: Es werden weiter neue Mitarbeiter eingestellt. Aber wir waren bei der Meinungsfreiheit. Klar, sie gilt auch für einen Ministerpräsidenten, und natürlich darf er über Mitglieder seines eigenen Kabinetts reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Wie Armin Laschet (CDU) gerade mit seiner Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) öffentlich umspringt, ist also nicht verboten – aber verleitet unseren landespolitischen Korrespondenten Maximilian Plück zu einem kritischen Kommentar. Eben war von einem Schnabel die Rede. In Corona-Zeiten sieht man den nicht immer, denn die Schutzmasken verdecken Mund und Nase (jedenfalls, wenn man sie richtig aufsetzt…). Wie das die Wahrnehmung von Gesichtern verändert, hat Philipp Holstein in einem wunderschönen Text aufgeschrieben. Es geht jetzt noch stärker um die Augen – und das macht das Leben in der Corona-Krise nicht unbedingt einfacher. Deren Anfang hierzulande scheint inzwischen unfassbar weit weg. Zunächst unbeachtet vom Rest der Welt, die sich kurz darauf so sehr verändern sollte, wurde der mondäne Tiroler Skiort Ischgl Anfang März zum Viren-Hotspot. Zahlreiche Deutsche brachten das Virus mit nach Hause und verbreiteten es weiter. Henning Rasche und Rudolf Gruber haben rekonstruiert, was in Ischgl geschah und warum die Verantwortlichen so spät reagierten. Zum Schluss noch ein Hinweis in eigener Sache: Vielen von Ihnen kennen das Komplett-Paket bereits und haben sich registriert. Für die anderen: Wenn Sie Abonnentin oder Abonnent der gedruckten Rheinischen Post sind, bekommen Sie automatisch auch unser E-Paper sowie alle Inhalte bei RP ONLINE dazu – und das kostenlos, einschließlich RP+. Wenn Sie dieses Angebot nutzen wollen und Ihre Kundennummer zur Hand haben, können Sie sich hier dafür freischalten lassen. Ohne weitere Mühe sind Sie hoffentlich bereits für ein wunderschönes Wochenende freigeschaltet. Falls nicht, könnten Sie jetzt, genau in diesem Moment, einen Schalter in Ihrem Kopf umlegen. Bis Montag! Herzlich Ihr Moritz Döbler Mail an die Chefredaktion senden P.S.: Wenn Ihnen dieser Newsletter gefällt, empfehlen Sie die "Stimme des Westens" weiter! |