„typisch! Mal wieder Klassenkampf von der links-grün verstrahlten MOPO!“ Als ich an dieser Stelle neulich ein bisschen spitz darüber schrieb, dass im Hochkamp wohlhabende Anwohner dank eines Sonderrechts eine eher kleine Flüchtlingsunterkunft auf öffentlichem Grund (!) verhindert hatten, fühlte sich manch einer auf die Füße getreten. Ich vermute, dass auch die Schlagzeile der aktuellen Ausgabe unserer WochenMOPO hier und da ähnliche Gefühle auslöst: Wie unsozial sind die Reichen?

 

Ich gebe zu: Die Formulierung hat Schwächen. Ähnlich wie die andernorts oft diskutierten Fragen „Wie faul sind Bürgergeld-Empfänger?“ oder „Wie kriminell sind Ausländer?“ suggeriert sie, dass man gesellschaftliche Gruppen über einen Kamm scheren könnte. Natürlich sind die Menschen verschieden und Verallgemeinerungen immer blöd.

Aber.

 

Björnsonweg, Sophienterrasse, Sierichstraße – und jetzt Hochkamp. Auffällig ist: Wirkmächtige Bewohner exquisiter Wohnlagen wehren sich gemeinhin mit allen Mitteln gegen die Unterbringung von Geflüchteten in ihrer Nachbarschaft. Und sind dabei meist erfolgreich. Trotz des immensen Unterbringungsdrucks, der die Sozialbehörde seit Jahren antreibt. Fakt ist: Es gibt in Hamburgs Westen drastisch weniger Unterkünfte als in Stadtteilen wie Rahlstedt, Billstedt, Harburg und Neugraben. Und jeder Flüchtling, der im Westen nicht unterkommt, löst sich ja nicht in Luft auf, sondern verschärft die Überbelegung andernorts. Dass das ungerecht ist, liegt auf der Hand. Und deshalb ist die Debatte wichtig, finden wir.

 

Bei den Recherchen der Kolleginnen Stephanie Lamprecht und Ann-Christin Busch fiel schnell auf: In Hochkamp, dieser historischen Luxus-Siedlung in Osdorf und Nienstedten, mag niemand über die Ablehnung der Unterkunft öffentlich reden. Selbst beim Hochkamp-Verein, der sein Veto zu der vorübergehenden Bebauung eines Parkplatzes eingelegt hatte, tauchte man ab.

So unter der Hand äußerte sich am Telefon dann doch der eine oder andere aus dem Viertel sinngemäß so: Das würde doch jeder so machen, wenn er könnte.

 

Hm. Ja?

 

„Jedermann hat die sittliche Pflicht, für das Wohl des Ganzen zu wirken“, heißt es in der Hamburger Verfassung. Wie sehen Sie das? Schreiben Sie mir, wenn Sie mögen.

 

Übrigens: Die vergleichsweise kleine Unterkunft an der Sophienterrasse in Harvestehude wird nun auch schließen. Die Sozialbehörde hatte bei den Anwohnern um eine Fortführung geworben – vergeblich. 

 

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende, am besten mit der WochenMOPO, wünscht

 

Maik Koltermann
chefredaktion@mopo.de

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